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„Demokratiepolitischer Skandal“: Diskussion um Soldatengrab in Stillfüssing

Sabrina Lang, 20.05.2020 16:45

WAIZENKIRCHEN. Das Soldatengrab in der Waizenkirchner Ortschaft Stillfüssing sorgt für rege Diskussion. Von Skandal und Geschichtsverfälschung ist die Rede.

Viel Kritik löst das Soldatengrab in der Gemeinde Waizenkirchen aus.  Foto: Scharinger
Viel Kritik löst das Soldatengrab in der Gemeinde Waizenkirchen aus. Foto: Scharinger

Als gedenk- und demokratiepolitischen Skandal bezeichnet Robert Eiter, Sprecher des OÖ. Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus sowie Vorstandsmitglied des Mauthausen Komitees Österreich das Waffen-SS-Denkmal in Stillfüssing. „Während der vergangenen Wochen hat Österreich sich an seine Befreiung vom NS-Regime erinnert. Nur durch diese Befreiung gibt es Österreich überhaupt, gibt es in unserem Land Demokratie und Menschenrechte. In Stillfüssing wird hingegen noch immer einer Hauptstütze des braunen Terrors gedacht: der Waffen-SS“.

Verbrecherische Organisation

In den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wurden diese – wie die anderen SS-Gliederungen – als „verbrecherische Organisation“ verurteilt. „Zum einen hatte die Waffen-SS in den von Hitler-Deutschland besetzten Gebieten die wehrlose Zivilbevölkerung ganzer Orte (z.B. Oradour-sur-glane in Frankreich und Marzabotto in Italien) ausgerottet. Zum anderen hatte sie aufgrund eines Himmler-Befehles vom 22. April 1941 alle KZ-Wachmannschaften (“Totenkopfverbände“) gestellt. Damit war die millionenfache Ermordung von Juden, Roma und Sinti, Behinderten, Homosexuellen sowie politischen und religiösen Regimegegnern zu einem großen Teil ihr Werk“, erklärt Eiter.

Denkmal als Pilgerstätte

Bezeichnenderweise hätte laut Eiter das Denkmal von Stillfüssing jahrzehntelang als Pilgerstätte für die militant rechtsextreme „Kameradschaft IV“ gedient, den Traditionsverband ehemaliger Waffen-SS-Angehöriger. „Wenn auch die meisten Mitglieder der „Kameradschaft IV“ inzwischen verstorben sind, ihr Gedankengut lebt. Das beweisen nicht nur die vielen rechtsextremen Straftaten in Oberösterreich, etwa die häufigen Schändungen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen“, stellt Eiter klar.

Geschichtsverfälschung

„Das Waffen-SS-Denkmal verfälscht die Geschichte: Es versucht aus Tätern Opfer zu machen und verhöhnt die wahren Opfer. 75 Jahre nach der Befreiung ist es höchste Zeit, diese rechtsextreme Geschichtsverfälschung richtigzustellen“, sagt Eiter. In erster Linie gefordert seien der Bürgermeister und der Gemeinderat von Waizenkirchen. In zweiter Linie aber auch der Kameradschaftsbund: „Es ist nicht zu verstehen, dass er die Tradition der Verbrecherorganisation Waffen-SS pflegt“. Vom Bürgermeister der Gemeinde Waizenkirchen, Fabian Grüneis (ÖVP), heißt es: „Das Denkmal in Stillfüssing ist eine Gedenkstätte für die gefallenen Soldaten. Zahlreiche Menschen sind im Zweiten Weltkrieg gestorben. Ich denke es ist in Ordnung, dass man sich an sie erinnert. Dass diese Leute SS-Soldaten waren ändert nichts an ihrem Tod, dem man auch gedenken darf. Wir wollen keineswegs Nazi-Deutschland huldigen, oder gar die Geschichte verzerren“.


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Fritz Baumgartner, 4222
Fritz Baumgartner, 4222
21.05.2020 13:30

Denkmal Stillfüssing - Waffen SS - Diplomarbeit

Anbei eine Diplomarbeit zur Waffen SS & Denkmal Stillfüssing http://othes.univie.ac.at/42863/1/2016-06-01_0907041.pdf

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