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Normal – Eine Besichtigung des Wahns

Normal – Eine Besichtigung des Wahns

Linz, 4020 Linz,
Stadtwerkstatt Linz

21. Mai 2025 / 19:00

Leserevent
Andreas Heißl

Normal – Eine Besichtigung des Wahns
Flyer

Ein Abend gegen Irrationalismus und instrumentelle Vernunft von und mit Thomas Ebermann & Thorsten Mense & Flo Thamer

Pandemie, Klimawandel, Kriege, die Steuererklärung, der Verkehrsstau – Krisen über Krisen, und kein Ende in Sicht. Die einen fliehen in den Verschwörungsglauben oder vollends in den Faschismus. Sie sind die Endzeit-Krieger in Tierkostümen, folgen QAnon bis ins Capitol. Sie sind die Aluhut-Trägerinnen, die gegen Chemtrails und Impfzwang demonstrieren. Es sind die Reichsbürger, die Kämpfer gegen den »Great Reset« und den »Großen Austausch«. Politisierter kollektiver Wahn – immer auf der Suche nach weltbeherrschenden Drahtziehern, die schuldig sind.

Die anderen halten am gesunden Menschenverstand fest. Sie verteidigen den Experten gegen den Scharlatan, die Vernunft gegen den Wahn. Sie sind fleißig, halten Nationen und Eigentumsordnung für so natürlich, wie dass der Starke den Schwachen besiegen muss. Sie wissen, dass Kollateralschäden nicht schön, aber unvermeidbar sind: Die Hungernden, die Obdachlosen, die Erfrierenden in jedem Winter, die Ertrunkenen im Mittelmeer.

Ihre Vernunft ist eine instrumentelle Vernunft, im Dienste der Unvernunft. Es geht nur um das Wie, nicht um das Wofür. Alles ist Mittel, um persönlich durch- und voranzukommen, sich und den Laden am Laufen zu halten. Effektivität ersetzt jeden Gedanken an eine menschenfreundliche Einrichtung der Welt. Erlaubt ist selbst im Denken nur, was nützlich ist. Lebenswert ist nur, wer produktiv ist. Normal ist, wer gesund ist und arbeiten kann.

Auf Bühne und Leinwand besichtigen wir – angemessen polemisch, satirisch wie analytisch, fragend und kritisierend – den ganz normalen Wahn und den Wahn der Normalität, das Pathogene im Normalen, und das Irrationale, das nicht das Gegenteil des Normalen ist, sondern aus diesem erwächst.

Thomas Ebermann ist Autor, Publizist und Dramaturg. Er hat jahrelang (gemeinsam mit Rainer Trampert) satirische Lesungen veranstaltet und mittlerweile über 50 literarische Stoffe zu szenischen Lesungen verarbeitet – wie zum Beispiel das Stück »Q« von Luther Blissett. Er ist Autor und Regisseur des Bühnenstücks »Der Firmenhymnenhandel« und Co-Autor von »Der eindimensionale Mensch wird 50«. 2019 bestritt er zwei Abende im Deutschen Schauspielhaus Hamburg unter dem Titel »Thomas Ebermann beleidigt Helmut Schmidt«, bei dem es gar nicht um Helmut Schmidt ging. Für seine Arbeiten wurde Thomas Ebermann im Jahr 2012 vom Auschwitz-Komitee mit dem Hans-Frankenthal-Preis ausgezeichnet.

Thorsten Mense ist freiberuflicher Soziologe, Journalist, Autor und Filmvorführer. Er schreibt viel, publiziert und hält Vorträge und Workshops zu den Übeln dieser Welt (Deutschland, Nationalismus, Sachsen usw.). Er war lange Zeit Mitglied im Forum für kritische Rechtsextremismusforschung (FKR) in Leipzig. 2023 erschien sein Buch »Kritik des Nationalismus« (Schmetterling Verlag) in einer überarbeiteten Neuauflage, 2024 hat er zusammen mit Judith Goetz den Sammelband »Rechts, wo die Mitte ist. Die AfD und die Modernisierung des Rechtsextremismus« (Unrast Verlag) herausgegeben. Irgendwann bekam er einmal den Alternativen Medienpreis verliehen. Er hat immer noch nicht viel Ahnung von Theater, gibt sich aber Mühe.

Florian Thamer ist Theaterwissenschaftler, Theatermacher und Musiker. Er arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin, ist Mitbegründer der freien Theatergruppe EGfKA – die sich an der Schnittstelle von Theater, Theorieproduktion und politischem Aktivismus verortet – und experimentiert mit dem offenen Session-Kollektiv Flimm an hybriden Verschmelzungen analoger und digitaler Klangerzeugung. Dazu arbeitet er in verschiedenen freien Theater-Kontexten als Sound- und Videokünstler. Er hat noch nie einen Preis verliehen bekommen.