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Laura Rafetseder: Für eine Welt, in der Musik allen gehört

Norbert St. Mottas, 23.10.2019 11:31

AMSTETTEN/NEUSTADTL. Im Zuge der Amstettner Kulturwochen wird Fritz Rafetseder mit dem Kulturpreis ausgezeichnet. Nach dem Festakt wird seine Tochter Laura Rafetseder ihre neueste Solo-CD „Driven Creatures“ präsentieren. Tips-Redakteur Norbert Mottas bat Laura Rafetseder um ein Interview.

Die Sängerin und Songwriterin Laura Rafetseder präsentiert im MozArt ihre neue Solo-CD „Driven Creatures“.  Foto: Markus Sibrawa
Die Sängerin und Songwriterin Laura Rafetseder präsentiert im MozArt ihre neue Solo-CD „Driven Creatures“. Foto: Markus Sibrawa

Tips: Deine aktuelle CD „Driven Creatures“ hast du sparsam instrumentiert. Möchtest du damit den Texten mehr Raum geben?

Laura Rafetseder: Man sollte Songtexte wie Gedichte behandeln. Durch die sparsame Instrumentierung kommt der Ausdruck zur Geltung. Es ist eine emotionale Nacktheit, die ich anstrebe.

Tips: Du nennst auf deiner Homepage musikalische Einflüsse. Die Beatles führst du dreimal an und viele Bands aus den 60er-Jahren. Wie bist du auf diese Musik gestoßen?

Laura Rafetseder: Ich habe als Kind den Zeichentrickfilm Yellow Submarine gesehen und mein Herz verloren. Meine Eltern hatten eine Radiosendung über die 60er auf Kassette, „The Roaring 60s“. Ich habe sie als Kind immer und immer wieder gehört. Sie begann mit „Hippies, Beats, Studentenunruhen, Revolution – sie haben die Welt in Bewegung gebracht“. Das fand ich ungemein spannend. Die Musik aus der Sendung hat mich geprägt, besonders die Melodien und der mehrstimmige Gesang. Das hat ja nicht nur die Beatles sondern auch die Hollies, the Who und andere ausgezeichnet.

Tips: Die Texte im Booklet zeigen einen Hang zur Melancholie während die Musik beschwingt und frisch klingt. Ist dieser Kontrast dein Markenzeichen?

Laura Rafetseder: Meine Lebensphilosophie frei nach „Hey Jude“: „Take a sad song and make it better“. Ich stecke periodisch jede Traurigkeit aus meinem Leben in meine Songs. Sobald ich sie ausgedrückt habe, verwandelt sie sich in Freude. Unsere gesamte Gesellschaft ist eigentlich zutiefst traurig. Das spiegelt sich darin, dass die Popmusik voll von traurigen Songs ist – man denke nur an „Yesterday“. Als Künstlerin habe ich die Aufgabe zu sagen, was ist. Indem ich ausdrücke, was ich fühle, kanalisiere ich auch, was andere fühlen. Beating Hearts vom 2016er-Album ist ein Song über einen Konflikt am Arbeitsplatz, der mich sehr belastet hat – so was kennen wir alle. Wenn ich jemanden durch meine Musik berühren kann, passiert etwas. Wir sind nicht mehr getrennt, wir werden uns bewusst, dass wir dasselbe fühlen. Auch den Gegensatz trauriger Text/beschwingte Musik habe ich von den Beatles. Sie singen „Misery“ und klingen total happy. Ihre Songs waren nie schwarz-weiß, sondern immer widersprüchlich – das macht sie so spannend. Sie weisen auf die Lebensfreude hin, die eigentlich in uns steckt.

Tips: Im Manifest auf deiner Homepage sprichst du dich für einen freien Zugang aller Menschen zur Musik aus. Wie stehst du zu Plattformen wie youtube und spotify?

Laura Rafetseder: Die Musik­industrie heute ist völlig am Ende. Das ist sie seit Ende der 90er-Jahre. Das ist aber nicht nur ein Symptom der neuen Technologien sondern auch des Endes des Nachkriegsaufschwungs. Wir leben nicht mehr in den 70ern, als die Menschen noch Geld für Schallplatten hatten. Ich verstehe, wenn die Menschen kein Geld für Musik ausgeben wollen oder können. Viele verdienen wenig und kämpfen mit dem Überleben. Youtube und Spotify sehe ich schlicht als Möglichkeit, meiner Musik Gehör zu verschaffen. Ich mache nicht des Geldes wegen Musik, sondern weil ich sie liebe. Wir leben aber in einer Gesellschaft, die alles zur Ware macht. Ich will mich nicht von meiner Kunst entfremden, das muss ich aber, indem ich sie (mich) verkaufe. Mit diesem Widerspruch müssen wir im Kapitalismus leben. Das ist einer der Gründe warum ich Sozialistin bin – ich will eine Gesellschaft, in der Musik und die Produktionsmittel allen gehören und gleichzeitig alle genug Zeit und Geld haben um Musik machen und konsumieren zu können. Dazu brauchen wir eine radikale Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich – und eine Überwindung des Kapitalismus.

Tips: Du hast auch Erfahrung auf Open Stages. Sollte das vermehrt veranstaltet werden? Laura Rafetseder: Ja, denn Open Stages geben unbekannten Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, ihre Songs vor Publikum zu präsentieren. Sie haben mir meine ersten Gehversuche auf der Bühne ermöglicht und waren ein wunderbares Tool um mich zu vernetzen. Darum geht“s bei der Musik – gemeinsam Spaß an ihr haben und uns lebendig fühlen.

Die CD „Driven Creatures“ ist im Label „Lindo“ erschienen.

Mehr Infos unter: www.­laurarafetseder.com

Kulturpreisverleihung und CD-Präsentation

Freitag, 8. November, 19 Uhr

MozArt, Amstetten

Eintritt frei


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