Delegationsleiter aus Amstetten bei europäischer Informatik Olympiade
AMSTETTEN/VELDHOVEN. Seit 2021 wird die europäische Informatik Olympiade für junge Frauen ausgetragen. Beim heurigen Wettbewerb in Veldhoven (Niederlande) hat Uliana Malanyak erstmals Gold nach Österreich geholt. Die in der Ukraine geborene Schülerin der Linz International School Auhof (LISA, Europagymnasium Auhof) krönt damit ein höchst erfolgreiches Jahr. Delegationsleiter des zweiköpfigen österreichischen Teams war Helmut Achleitner, ehemaliger Lehrer am Bundesgymnasium Amstetten.
Gerade eben hat Uliana Malanyak die Schule mit dem International Baccalaureate Diploma abgeschlossen, im Herbst beginnt sie am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) – natürlich Informatik – zu studieren. Gute Gründe für Wilfried Seyruck, Präsident der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG), und Sok-Kheng Taing, Mitgründerin des Team-Sponsors Dynatrace, der 18-Jährigen zu ihrer außergewöhnlichen Leistung zu gratulieren.
Achleitner: „Extrem schwierige Aufgaben zu lösen“
„Bei dieser Olympiade sind extrem schwierige Aufgaben zu lösen. Daran würden vermutlich fast alle Informatik-Lehrer scheitern. Die Goldmedaille von Uliana Malanyak ist daher wirklich ein großartiger Erfolg“, betont Helmut Achleitner, der als Delegationsleiter das zweiköpfige österreichische Team begleitet hat.
Neben Uliana Malanyak trat auch Carolin Wester vom Akademisches Gymnasium Innsbruck an und verpasste die Bronzemedaille nur knapp.
Achleitner, ehemaliger Mathematik-, Physik- und Informatik-Lehrer am Bundesgymnasium Amstetten, ist Teil jenes Betreuerteams rund um Universitätsprofessor Gerald Futschek, OCG-Präsidiumsmitglied und ehemaliger Vorstand des Instituts für Information Systems Engineering an der TU Wien, das den mehrstufigen und intensiven Qualifizierungs- und Vorbereitungsprozess organisiert.
„Ohne spezielles Training ist man bei der Informatik-Olympiade völlig chancenlos“, erklärt Achleitner. Stattgefunden hat dieses Spezial-Training in Wörgl und an der TU Wien. Malanyak und Wester mussten sich zuvor in einem österreichweiten online-Wettbewerb, einem Qualifikations-Wettbewerb und schließlich dem Bundeswettbewerb für die Olympiaden-Teilnahme qualifizieren.
Malanyak: „Bin sehr zufrieden mit meiner Leistung“
„Ich hätte vielleicht noch ein paar Punkte mehr sammeln können, bin aber sehr zufrieden mit meiner Leistung“, blickt Uliana Malanyak auf die European Girls’ Olympiad in Informatics zurück. Diese fand von 21. bis 27. Juli in Veldhoven (Niederlande) statt.
194 Teilnehmerinnen aus 57 Ländern – darunter auch Australien, Brasilien, Kanada, Peru, Saudi Arabien, Singapur oder USA – nahmen daran teil und versuchten, höchst anspruchsvolle algorithmische Probleme zu lösen.
Goldmedaillen gab es für die 15 Bestplatzierten. Uliana Malanyak landete auf dem zwölften Gesamtrang. Gesichert hat sich die Ukrainerin diesen buchstäblich in letzter Minute des zweitägigen Wettbewerbs, bei dem insgesamt acht Aufgaben zu lösen waren.
Lösung in letzter Minute
„Ungefähr 15 Minuten vor dem Ende habe ich bei der sehr unkonventionellen Aufgabe nach langem Experimentieren und Probieren plötzlich die Lösung gefunden. Das hat sich wie ein Comeback angefühlt, mit dem ich mir die Goldmedaille gesichert habe“, erklärt die 18-Jährige.
Malanyak hat bereits zum dritten Mal an der EGOI teilgenommen. 2022 gewann sie für die Ukraine Bronze, 2023 für Österreich Silber. „Das macht für mich den Wettbewerb umso schöner. Denn ich kenne manche Teilnehmerinnen aus den Vorjahren. Dann ist die Wiedersehensfreude groß. Bei der Olympiade trifft man jedes Jahr großartige Menschen aus der ganzen Welt.“
Von Chmelnyzkyj über Linz nach Cambridge
Mit ihren Eltern und beiden Brüdern musste Uliana Malanyak 2022 vor dem Krieg aus ihrer ukrainischen Heimatstadt Chmelnyzkyj fliehen. In Linz besuchte sie seither die englischsprachige Linz International School Auhof (LISA), an der sie auch das International Baccalaureate Diploma absolviert hat.
In wenigen Tagen übersiedelt die angehende Informatikerin nach Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts, um am renommierten MIT (Massachusetts Institute of Technology) zu studieren. Noch rechtzeitig vor ihrer Abreise haben ihr OCG-Präsident Wilfried Seyruck und Sok-Kheng Taing, Mitgründerin des Software-Unternehmens Dynatrace, persönlich zur Goldmedaille gratuliert.
„Weibliche Talente viel zu oft unentdeckt“
„Noch immer ist die IT männerdominiert. Noch immer gelingt es uns zu selten, die vielen weibliche Informatik-Talente zu entdecken und zu fördern“, erklärt Wilfried Seyruck, OCG-Präsident sowie Gründer und Geschäftsführer der Linzer Programmierfabrik. Deshalb sei die Bedeutung der EGOI für die Nachwuchsförderung kaum hoch genug einzuschätzen. Deren erklärtes Ziel ist es, Schülerinnen aus der ganzen Welt zu motivieren, eine Ausbildung und Karriere in Mathematik und Informatik zu verfolgen.
„Ich hoffe, dass der Erfolg von Uliana Malanyak andere junge Frauen anspornt, die faszinierende Welt der Informatik für sich zu entdecken“, sagt Seyruck. Aus informatischem Talent und einer neuartigen Idee einen enormen wirtschaftlichen Erfolg zu machen, ist Dynatrace gelungen. Deshalb unterstützt der in Linz gegründete Weltmarktführer bei Observability und Security vielfältigste Initiativen zur Nachwuchsförderung.
„Aktuell fassen noch zu wenig Mädchen und junge Frauen in Österreich den Mut, eine Informatik Ausbildung zu beginnen“, sagt Sok-Kheng Taing. „Deshalb braucht es ganz dringend Vorbilder wie Uliana Malanyak, die beweisen, dass Frauen technisch begabt sind und Freude an der Technik haben“, begründet die Mitgründerin von Dynatrace, warum Dynatrace neben den Firmen Stürzlinger und Walter das österreichische EGOI-Team als Sponsor unterstützt.
Da Dynatrace Praktika zur Nachwuchsförderung anbietet, könnte es sein, dass Uliana Malanyak einmal ihre Semesterferien dazu nutzt, in Linz praktische Erfahrungen zu sammeln.
Österreichische Computer Gesellschaft
Die Österreichische Computer Gesellschaft (OCG) ist ein gemeinnütziger Verein, der 1975 zur Förderung der Informatik und der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) gegründet wurde. Die OCG hat heute rund 1.400 Mitglieder und versteht sich als Plattform, um Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft im Sinne der Förderung der Informatik zu verbinden. Zur Förderung und Zertifizierung von IT-Kompetenz bietet die OCG verschiedene Produkte und Dienstleistungen an. Sie ist Partner in nationalen und internationalen Forschungsprojekten und seit 1997 National Operator für die internationale Zertifizierung für digitale Bildung ICDL (vormals Europäischer Computer Führerschein). Zum IKT-Bildungsschwerpunkt zählen Schüler*innen-Wettbewerbe, wie der Biber der Informatik und die Informatik-Olympiade. Ein großer Schwerpunkt liegt auf dem Bereich IT-Sicherheit: Die OCG ist Zertifizierungsstelle für den Standard ISO/IEC 27001, den Standard zur Zertifizierung von Informationssicherheits-Managementsystemen (ISMS), sowie Qualifizierte Stelle für NIS-2 Prüfungen.
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