Vögel der Region - Blaumeise „Tipsi“ präsentiert den kinderbringenden Weißstorch
Obwohl der Nachwuchs von Blaumeise Tipsi schon im Frühjahr ausgeflogen ist, hat sich jetzt ein Storch vor ihren Garten verirrt. Ein willkommener Fingerzeig, um über den heimischen Weißstorch zu berichten. Ist Meister Adebar denn noch bei uns heimisch?
Als Pappkameraden kann man ihn noch häufig in Vorgärten sehen, gilt ja der Klapperstorch traditionell und symbolisch als derjenige, der den Menschen die Babys bringt. Praktisch würde Enns und Umgebung in den nächsten Jahrzehnten aussterben und die Kindergärten und Schulen müssten schließen, wenn es tatsächlich so wäre, denn Kinderstube und Lebensraum gibt es für die Störche bei uns keinen mehr. In Saxen im Machland brüten noch Störche, aber die hätten dort mehr als genug zu tun und keine Zeit, auch diesseits der Donau die Butzis und Bauxerl zuzustellen.
Die reiferen Semester unter uns können sich allerdings noch erinnern, dass bei uns Störche gebrütet haben, so zum Beispiel am Schornsteinschlot der Molkerei in St. Valentin. Damals gab es auch noch geburtenreiche Jahrgänge. Studien belegen sogar, dass es weniger Menschenkinder bei uns gibt, seitdem die Zahl der Störche zurück gegangen ist – das hängt zwar nicht zusammen, aber vielleicht doch, da beide Fakten Ausdruck unserer Konsumgesellschaft sind. Der Storch ist zwar als Kinderbote beliebter denn je, aber ein bisschen Platz in der Natur und artenreiche Wiesen, das ist ihm der Mensch nicht mehr willig. Wen wundert es, dass in dieser paradoxen Welt der Storch beim Flug in den Süden ausgerechnet Mülldeponien in Spanien für Zwischenmahlzeiten ansteuern muss? Da brat uns einer einen Storch! Nein, das erledigen schon unsere Stromleitungen. Kleineren Vögeln passiert zum Glück aufgrund physikalischer Gesetze weniger, die sitzen ja sogar gerne drauf, aber wehe ein größerer Vogel berührt zwei Leitungen, oder die Leitung und den Mast. Auf diese Weise segnen viele Störche vorzeitig das zeitliche.
Das Kind von anno dazumals legte übrigens noch Zuckerstückchen für den Storch auf das Fensterbrett, damit es jüngere Geschwisterchen bekommt. Das klappte damals vorzüglich, auch wenn die Zuckerstückchen von den anstiftenden älteren Brüdern und Schwestern heimlich vernascht wurden. Das Kind von heute kann mit ein wenig Glück den Storch noch bei der Durchreise in den Süden kurz beobachten, bei einer Zwischenrast auf dem Kirchturm, oder bei einer Zwischenlandung auf einem Feld. Ist die Thermik günstig, schraubt sich die Storchfamilie in Schlingen Meter um Meter in luftige Höhen, um die Luftschicht zu erreichen, in der es sich am kraftschonendsten in den Süden fliegen lässt.
Besenderte Störche kann man beim Flug in den Süden online verfolgen, da gibt es sogar Apps dafür. Eine nette Sache, aber es wäre an der Zeit, dass der Mensch nachzudenken anfängt, was er alles so treibt und was die Zukunft bringen soll, denn sonst werden unsere Kinder den Storch nur noch als Pappversion und als Mythos kennen.
Text: Julia Karner und Florian Mayr
Info:
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stoerche-auf-reisen/portraits.html
PS.: Gibt es noch Leute, die im Bereich Tips Enns beobachtet haben, dass der Storch gebrütet hat? Erzählen Sie uns davon, wann, wo ... Einsendungen an raaderwald@liwest.at ... danke!