Vögel der Region - Blaumeise „Tipsi“ präsentiert glückliche Limikolen
In den letzten zwei Jahren konnte man am Thalinger beziehungsweise Rubringer Stausee rastende Limikolen beobachten. Limi... was? Limikolen sind regenpfeiferartige Watvögel. Regenpfeifer sind die Fred Astaires unter den Wasservögeln, denn sie tänzeln über den Schlick wie dieser in seinen besten Zeiten über den Broadway. Regenpfeifer werden sie genannt, nicht weil sie im Regen singen wie Astaire, sondern weil ihr melodisch klingendes Pfeifen Regen ankündigen soll. Sie suchen am liebsten gesellig nach Futter, mit dem langen Schnabel im Schlick stochernd, mal schreitend, mal laufend. Dann balancieren sie wieder auf einem Bein stehend, selbst die Formationsflüge haben etwas von einem Ballett.
Am Stausee wurde 2015 und 2016 der Wasserspiegel wegen Bau- beziehungsweise Renovierungsarbeiten zeitweise um bis zu 50 Zentimeter abgesenkt und so konnten Vogelkundler rund um den Ennser Biologen Harald Pfleger auf dem Schlick Bruch-, Wald- und Dunkler Wasserläufer, Flußuferläufer, Grünschenkel, Bekassine, Kampfläufer, Alpen- und Sichelstrandläufer, Fluß- und Sandregenpfeifer, sogar erstmals an der unteren Enns einen Teichwasserläufer und die seltenen Graubruststrandläufer, Sumpfläufer und Steinwälzer registrieren – Wasservögel, die man sonst im Nationalpark Neusiedlersee bewundern kann. Wie schnell doch die Natur auf verbesserte Bedingungen reagiert.
Die Kommunikationsmanagerin der Ennskraftwerke, Michaela Steinparz, teilte 2015 mit, dass ein Absenken außerhalb betrieblicher Erfordernisse vor allem den energiewirtschaftlichen Interessen (unter anderem der elektrischen Versorgung der Westbahnstrecke Linz–Wien) entgegensteht, aber sie berichtete auch, dass die Ennskraftwerke zur Wiederherstellung der biologischen Durchgängigkeit für den Stauraum Thurnsdorf einen Fischaufstieg entlang des Rubringer Damms errichten. Dieser Fischaufstieg ist nun fertig gestellt und der Ennser Biologe Harald Pfleger meint dazu: „In punkto Funktionstüchtigkeit, da müssen nächstes Frühjahr die Fischökologen drauf achten. In Hinblick auf die großzügige und naturnahe Ausführung finde ich ihn gelungen, weil dadurch interessante Wasser-Land-Übergangslebensräume geschaffen wurden.“
Fast alle Konzerne verdanken neben menschlichem Know-How vor allem der Natur mit ihren Elementen und Rohstoffen die Existenz – wenn in Zukunft die Technik sich so verbessert, dass mit weniger Vergeudung an Ressourcen und Platz das doppelte und dreifache an Leistung erzielt werden kann, dann kann die Wirtschaft, statt dem oft einseitigen Nehmen, der Natur auch wieder Raum zurück geben. Das klingt sozialromantisch? Nein, sozialromantisch ist zu träumen, es ist alles in Ordnung. Keine gute Beziehung besteht nur aus Nehmen. Übrigens, erste Bachstelzen haben den neuen Wasserlauf schon für sich entdeckt und wer weiß, vielleicht fegen in Zukunft bei uns wieder die Regenpfeifer über den Schlick, wie einst Fred Astaire über das Parkett.
TEXT: Julia Karner und Florian Mayr