"Limakologische Spurensuche im Raaderwald – oder wenn die Schleimspur trocken wird"
ENNSDORF/ST. PANTALEON-ERLA/ST. VALENTIN. Raaderwald ist ein trockener Eichenwald mit Trockenrasenlichtungen, es war der heißeste Juni seit Menschengedenken, man könnte annehmen, der Raaderwald wäre schneckentechnisch eine limakologische Wüste.
Dennoch versuchten hier drei Schnecken-Experten – Hubert Blatterer, Rudolf Kapeller und Johannes Volkmer – ihr Glück. Sie wendeten Steine und Altholz, filzten Grasbüschel und beäugten Gebüsche, mit dem Ergebnis, dass aufgrund der Auslichtungen in den vergangenen Jahren und einer Hitzeperiode typische Wald- und Nacktschnecken fehlten beziehungsweise sich versteckt hielten. So vergräbt sich etwa die im Raaderwald häufige Weinbergschnecke bei für sie ungünstigem Wetter und wartet auf bessere, feuchtere Zeiten. Aber Schnecken, die die Trockenheit gut aushalten, zeigten sich durchaus in großen Populationen. Allen voran die Östliche Heideschnecke (Xerolenta obvia). Sie legt im Sommer häufig eine Trockenruhe ein. Dazu heftet sie sich an Pflanzen oder Steine an, wo sie Monate ohne Feuchtigkeit und Nahrung überstehen kann. Trotz der sehr ungünstigen Verhältnisse gelang den Forschern die Bestätigung von vier der bisher zehn hier nachgewiesenen Arten. Außerdem brachte die Exkursion 19 zusätzliche, meist sehr kleine Arten, die hier noch nicht nachgewiesen waren. Tolle Funde waren etwa die Moos-Puppenschnecke (Pupilla muscorum) mit 3,2 Millimeter Größe oder die Zylinderwindelschnecke (Truncatellina cylindrica) mit nur etwa 1,7 Millimeter Größe.
Weitere Arten entdeckt
So nebenbei wurden auch die erste Gottesanbeterin des Jahres, der seltene Tintenfleckweißling, und die Höhle eines Ameisenlöwen entdeckt. Außerdem gelang der Erstnachweis einer Ameisengrille (Myrmecophilus acervorum), mit 2,5 bis 4 Millimeter Länge die kleinste Heuschrecken-Art Österreichs, für den Raaderwald.
Die Limakologen waren sich einig, nach der nächsten längeren Schlechtwetterfront, wenn auch die feuchtigkeitsliebenden Schnecken ideale Bedingungen vorfinden und aus ihren Verstecken hervorkriechen, müssen sie das Gelände noch einmal erkunden.
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