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WINDHAAG. Auf seinem letzten Weg begleitet wurde am Freitag Alois Quass. Der 86-jährige Windhaager, einst beruflich als Tischler und Bestatter aktiv, war in seiner Freizeit ein begnadeter Fotograf und Filmer, Blumen- und Musikfreund. Vor allem hat er sich um den Wiederaufbau des südböhmischen Wallfahrtsortes Maria Schnee verdient gemacht und rund 25 Wallfahrten dorthin geleitet. Mehr über sein Leben berichtet seine Tochter Irmgard Quass.

Alois Quass wurde am vergangenen Freitag zu Grabe getragen. Foto: privat
Alois Quass wurde am vergangenen Freitag zu Grabe getragen. Foto: privat

Am Dienstag, 15. November 1932 erblickte Alois Quass als zweites Kind von Alois und Maria Quass in Windhaag 8 das Licht der Welt. Die junge Familie musste im Sommer in ein Notquartier, da das Hochwasser ihre Bleibe im Pramhoferhaus völlig unter Wasser gesetzt hatte. Das war sicherlich nicht einfach für die schwangere Mutter. Der gesunde Stammhalter wuchs mit seinen beiden Schwestern Mitzi und Anna in bescheidenen Verhältnissen auf. Er war ein sehr interessierter, aufgeweckter Bub. Es gab jedoch Hindernisse in der Schullaufbahn, denn in dieser Zeit brach der 2. Weltkrieg aus. Die 8 Jahre Volksschule waren teilweise unterbrochen.

Kriegszeit voller Entbehrungen

Es war eine schreckliche Zeit voller Entbehrungen und Reglementierungen. Wir können uns das nicht vorstellen. Die Familie zog in diesen Jahren ins Gattringerhaus - so nannten früher alle die Alte Anton Bruckner-Schule, wo der alte Herr Gebhart noch 10 Jahre bettlägrig zu pflegen war und 97 Jahre alt wurde. Alois erzählte viele Geschichten vom alten Gattringer. Es kamen noch Tante Weiser und Theresia Etzlstorfer zur Familie, die im beengten Haus eine würdige Bleibe fanden.

Alois bei den wilden Tieren

Nach dem Krieg musste Alois, wie fast alle jungen Menschen zu einem Bauern Vieh hüten. „Alois bei den wilden Tieren“ hat Pfarrer Reisinger ihn bezeichnet, weil seine Viehweide mitten im Wastl-Wald war. Pfarrer Reisinger war sein Firmpate. Diese Zeit tat dem lebensfrohen Alois nicht gut, da er nur das Vieh zum Reden hatte. Sein Vater Alois brauchte Unterstützung beim Aufbau der Existenz nach der Besatzung und so lernte Alois das Tischlerhandwerk zuhause. Hier kam der Umschwung vom reinen Handwerk zu Maschinen und da war dann Alois alleine auf sich gestellt und konnte keine anderen Betriebe besuchen.

Heirat mit Hildegard 1962

1962 heiratete er seine Hildegard vom Größlinger in Lasberg, und die beiden bekamen 4 Kinder: Nikolaus, Irmgard, Alois und Lydia. Er war ein moderner Vater, der auch mit dem Kinderwagen fuhr. Der frühe Tod seiner Mutter 1970 tat ihm sehr weh. Alois war auch der Bestatter von Windhaag , der seine Arbeit immer würdevoll verrichtete. Alois war ein vielseitig interessierter Mensch, ein umtriebiger Fotograf und nach der Führerscheinprüfung 1972 ein begeisterter Autofahrer, der jetzt endlich alle Besorgungen für die Trafik für seine Schwester Anna mit dem eigenen Auto machen konnte. 1974 begann die Familie mit dem Neubau Zierbühel 1, denn die Trafik war eindeutig zu klein. 1976 kam dann Sonnenschein Elisabeth als Nachzüglerin zur Familie und das neue Haus wurde bezogen.

Passion für Maria Schnee

Mit 60 Jahren ging Alois in den Ruhestand, die Bestattung übergab er Familie Zwölfer, die er als würdige Nachfolger wählte. Er widmete sich fortan seinen Hobbies: Blumen, Blumen, Blumen...er hatte eine Hand dafür, dann Maria Schnee ab der Grenzöffnung 1989 in zweierlei Hinsicht: Einmal beim Wiederaufbau der völlig zerstörten Kirche im Freundeskreis Maria Schnee im Komitee und als Wallfahrtsleiter von mehr als 25 Wallfahrten. Gleich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs renovierte er das Wallfahrerkreuz und holte alle Bewilligungen ein. Maria Schnee war bis 1948 ein beliebter Wallfahrtsort, wohin die ganze Familie alljährlich pilgerte, war doch Oppolz die väterliche Heimat. Alois erzählte oft seine schönen Erinnerungen an die Zeit vor 1945. Die gesamte Verwandtschaft wurde dann unter vielen Tränen nach Deutschland ausgesiedelt.

30. Wallfahrt im Jahr 2019

2019 wird es die 30. Wallfahrt geben, da kann er leider nicht mehr physisch dabei sein. Irmgard Quass wird seine Tradition weiterführen, solange Gott will. Ein weiteres Hobby ist die Fotografie: Alois ist der Pionier der Fotografie und Filmerei in Windhaag und hat unzählige Feste dokumentiert. Er hatte ein gutes Auge und sah in den kleinen, scheinbar wertlosen Dingen die Schönheit.Dass die Alte Anton Bruckner-Schule mehr gewürdigt werden sollte, war ihm ein Herzensanliegen. Er führte viele internationale Besucher auf den Spuren Anton Bruckners in die damalige Zeit ein und wollte gerne einen Film über die jungen Jahre Bruckners in Windhaag drehen. Musik warein weiteres großes Hobby: er war sein Leben lang Chorsänger, er sang auch oft alleine im Spätgottesdienst am Sonntag und er sang auch in den letzten Jahren fast täglich. In letzter Zeit mit den Pflegekräften aus der Slowakei. Früher wurde auch täglich in der Großfamilie gesungen.

Musik - eine Passion bis zum Schluss

Einer seiner letzten Sätze war: mein ganzer Körper ist Musik. 2012 durfte er mit Hildegard noch sehr rüstig die goldene Hochzeit feiern. Im gleichen Jahr erreichten die beiden ihren 80-er, was sie mit allen Vereinen und in der Großfamilie feierten. Nachdem ihn alle Kinder besucht hatten, schlief er am 2. Dezember, an einem Sonntag spätabends, ruhig ein. Begleitet von Musikklängen ging er in seine neue Existenz. „Er wird uns allen sehr fehlen. Danke für alles, lieber Papa.“


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