Jetzt ist es offiziell: Blaufärber nahmen UNESCO-Weltkulturerbe-Urkunde entgegen
GUTAU/SCHLADMING. Feierliche Übergabe der Urkunde über die Aufnahme des Blaudrucks in die Internationale Liste der immateriellen Kulturgüter der Menschheit: Gabriele Eschig, Generalsekretärin der Österreichischen UNESCO-Kommission überreichte das Dokument an die beiden letzten österreichischen Färberfamilien Koo aus dem Burgenland und Wagner aus Bad Leonfelden, sowie Funktionäre des Färbermuseums Gutau.
Wie berichtet, war beim Färbermarkt in Gutau 2016 von Blaufärbern aus Ungarn, Tschechien, Slowakei, Deutschland und Österreich gemeinsam der Antrag auf Aufnahme in die international Liste erstellt worden, erstellt, Ende November 2018 folgte auf Mauritius die positive Entscheidung. Unter „Blaudruck“ versteht man Textilien, die mit einem speziellen Färbeverfahren mit Indigo-Farbstoff hergestellt werden und vor allem für die Arbeitskleidung der ländlichen Bevölkerung verwendet wurden. Heute verarbeitet man den Blaudruck primär für hochwertige Trachten, Tischwäsche und Heimtextilien.
Eine Handvoll „Eingeweihte“
Es gibt in Europa nur mehr eine kleine Anzahl von Färbern, welche die Geheimnisse desFärberhandwerks kennen, in Österreich sind es nur mehr zwei. In der Mühlviertler Gemeinde Gutau gibt es seit mehr als dreißig Jahren das Färbermuseum, in dem man die aufwändigen Arbeitsschritte nachvollziehen kann, die notwendig sind, um den Blaudruck herzustellen. Seit dem Jahr 2000 gibt es in Gutau den Färbermarkt, bei dem sich die Blaufärber Europas treffen, um ihre Waren anzubieten. Jedes Jahr pilgern mehr als 5.000 Leute zu diesem Färbermarkt, der zu den schönsten Handwerksmärkten Österreichs zählt, um den begehrten Blaudruck zu erwerben.
Europas Blaufärber an einem Tisch
Bereits in fünf Staaten Europas war der Blaudruck schon regionales UNESCO Kulturgut und 2016 nützte die Österreichische UNESCO Kommission den Färbermarkt, um die Blaufärber an einen Tisch zu setzen und ein Dossier für die Aufnahme des Blaudrucks auf die internationale UNESCO-Liste zu beantragen. Ein aufwändiges Verfahren, zu dem ein spezieller Film gedreht werden musste und das vom seinerzeitigen Kulturminister Thomas Drozda befürwortet und unterfertigt wurde. Ende November kam aus Port Louis auf Mauritius die erfreuliche Nachricht, dass die Blaudruck-Tradition in die internationale UNESCO-Liste aufgenommen wurde.
Auf einer Ebene mit Lipizzanern
Neben den Lipizzanern, der Falknerei und dem Imster Schemenlauf findet man nun auch den Blaudruck im internationalen immateriellen Verzeichnis. In der Mühlviertler Färbergemeinde Gutau nützt man diesen Rückenwind um den Blaudruck im Ortsmarketing zu verankern und auch touristisch zu vermarkten. In einem INTERREG-Projekt der Europäischen Union wurden Fördermittel bewilligt, mit denen man die Infrastruktur errichten kann, damit in der Tourismusgemeinde ein Kursangebot rund um den Blaudruck angeboten werden kann. Interessiert zeigen sich auch die Kunstuni Linz und das Museum für angewandte Kunst, die mit ihren Studenten die Möglichkeiten in der Zeugfärberei zur Indigo-Färbung in Gutau nützen möchten.
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