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Kinder- und Jugendhilfe der BH Freistadt: Längst nicht mehr die böse Behörde

Mag. Claudia Greindl, 04.02.2025 19:00

BEZIRK FREISTADT. Das Bild von der bösen Behörde, die Eltern ihre Kinder wegnimmt, ist längst überholt. Die Kinder- und Jugendhilfe der Bezirkshauptmannschaft Freistadt legt ihr Hauptaugenmerk auf Prävention, damit ein intensiveres Eingreifen erst gar nicht nötig wird. Bezirkshauptfrau Andrea Wildberger ist „megastolz auf die Leistungen des Teams“.

Bezirkshauptfrau Andrea Wildberger ist stolz auf die Leistungen des Teams der Kinder- und Jugendhilfe unter der Leitung von Oswald Hons. (Foto: Greindl)
Bezirkshauptfrau Andrea Wildberger ist stolz auf die Leistungen des Teams der Kinder- und Jugendhilfe unter der Leitung von Oswald Hons. (Foto: Greindl)

Manchmal funktioniert das Zusammenleben in Familien nicht so harmonisch wie gewünscht. Das Team der Kinder- und Jugendhilfe an der Bezirkshauptmannschaft (BH) Freistadt unter der Leitung von Oswald Hons sorgt dafür, dass die Situation nicht eskaliert und sowohl Kinder als auch Eltern einen Weg aus der Krise finden. „Prävention ist uns am wichtigsten“, sagt der erfahrene Abteilungsleiter aus St. Oswald.

Beratung in Sachen Erziehung, Entwicklung und Ernährung, juristische und psychologische Beratung und vieles mehr bekommen Familien mit Kindern von der Geburt bis 18 Jahren im Familieninformationszentrum (FIZ) mit Standorten in Freistadt, Pregarten und Unterweißenbach. Wenn nötig, gibt es auch sogenannte aufsuchende Erziehungsberatung bei den Familien daheim. „Das FIZ gibt es sonst nirgendwo in Oberösterreich“, betont Bezirkshauptfrau Andrea Wildberger.

Abklärung meist noch am selben Tag

Bei Problemen stellen häufig Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Gerichte oder auch die Eltern selbst den Kontakt mit der Kinder- und Jugendhilfe her. Oswald Hons: „Wir schauen, dass die Erstabklärung der Situation noch am selben Tag oder spätestens am Tag darauf durchgeführt wird.“ Oft seien Eltern überfordert mit der Erziehung oder psychisch krank. Dann gilt es für die Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe, sich rasch einen Überblick zu verschaffen und zu helfen. „Der laufende Kontakt mit den Eltern ist in jedem Fall sehr wichtig. Wir finden fast immer eine Lösung, die die Krise entspannt.“

Bei der Entscheidung, wie einer betroffenen Familie geholfen werden kann, sind die Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe nie alleine. „Wir entscheiden über die Maßnahmen meist im Team“, so der Abteilungsleiter. In besonders dramatischen Fällen, entscheiden Hons oder die Bezirkshauptfrau selbst. „Kindesabnahmen sind allerdings wirklich die Ultima Ratio, ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann wir zum letzten Mal Kinder und Eltern trennen mussten.“

Jugendliche fordern und stärken

Damit es gar nicht so weit kommt, hat die Kinder- und Jugendhilfe interessante und äußerst effektive Angebote für bereits auffällige Jugendliche aus dem Bezirk. „BiB“, Burschen in Bewegung, heißt das erlebnispädagogische Angebot für männliche Jugendliche. Alle 14 Tage treffen sich die Kleingruppen mit Erlebnispädagogen, um in Südböhmen gemeinsam eine interessante Zeit zu verbringen. Oswald Hons: „Auf einem alten Bauernhof können sie basteln, schrauben, werken und vieles mehr, jedenfalls aber ohne Handy. Gemeinsam wird auch gekocht, um ihnen zu zeigen, dass es mehr als Pizza und Burger gibt. Im Prinzip geht es darum, die Burschen herunterzuholen, ihnen beizubringen, sich an Regeln zu halten. Sie werden gefordert und gestärkt.“

Ebenso ist Unterstützung beim Lernen und bei der Lehrstellensuche möglich. Auch für Mädchen gibt es ein vergleichbares erlebnispädagogisches Angebot namens „AIM“ – Abenteuer individueller Mädchen. Zu den Gruppenwochenenden kommt zeitgleich die Arbeit mit den Eltern, „sonst fallen die Jugendlichen gleich wieder in die alten Strukturen zurück“, so Hons.

 Auf Fähigkeiten aufbauen, nicht Defizite betonen

Dieses Angebot, das auf Fähigkeiten aufbaut, nicht Defizite betonen soll, zeigt immer wieder bemerkenswerte Erfolge. „Manche Jugendliche kommen die Gruppe nach ihrem Ausscheiden noch besuchen“, freut sich Oswald Hons. Er erinnert sich sehr gerne an einen jungen Mann, der mit dem Lehrabschlusszeugnis in der Hand in seinem Büro in der Bezirkshauptmannschaft auftauchte. „Ohne euch hätte ich es nicht geschafft“, meinte dieser.

Hausbesuche geplant

So wie dieses Projekt sind im Bezirk bereits zahlreiche vom Pilot- in den Regelbetrieb übernommen worden. In Vorbereitung hat der Leiter der Kinder- und Jugendhilfe bereits ein weiteres: Es geht um Hausbesuche bei Familien mit Neugeborenen, um die ganze Palette an Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe bzw. des FIZ vorzustellen. Hons: „Wir möchten einen guten Kontakt herstellen, eventuelle Vorbehalte gegen uns abbauen und bekommen dabei einen guten Einblick in die Familien.“

„Familien stützen – Kinder schützen“ ist das oberste Ziel der Kinder- und Jugendhilfe im Bezirk Freistadt. Kinder und Jugendliche werden in ihrer persönlichen Entwicklung unterstützt und begleitet. Die Eltern bekommen Hilfe in Erziehungsfragen. Was den Schutz betrifft, geht es vor allem darum, Minderjährige vor Vernachlässigung und Gefährdung zu bewahren.
Das Team der Kinder- und Jugendhilfe an der BH Freistadt umfasst 20 Angestellte und rund zehn Honorarkräfte. „Es sind Top-Leute, empathisch und fachlich hervorragend“, lobt Bezirkshauptfrau Andrea Wildberger. Aufgrund der wachsenden Aufgaben werden dringend Sozialarbeiter gesucht. Info: Abteilung Kinder- und Jugendhilfe, 07942 702 62341 oder kjh.bh-fr.post@ooe.gv.at

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