Digitalisierung unterstützt die Nahversorgung im Almtal
SCHARNSTEIN. Eine gut ausgebaute Infrastruktur mit schnellem Internet ist eine der wichtigen Grundvoraussetzungen dafür, dass das Leben auf dem Land lebendig bleibt. Es kommt aber auch darauf an, wie das Internet intelligent genutzt wird. In der Scharnsteiner Food-Coop „Fairteiler“ hat man mit einem eigens geschriebenen Programm die Abläufe wesentlich vereinfacht – zugunsten regionaler Landwirte und ihrer Kunden.
Eine Food-Coop ist ein Zusammenschluss von Konsumenten, die gemeinsam bei verschiedenen regionalen Anbietern einkaufen. Das Ziel dabei ist weniger eine finanzielle Ersparnis, als vielmehr die Möglichkeit, ökologische, regionale und fair gehandelte Produkte zu kaufen. Zudem wollen die Mitglieder durch ihr Einkaufsverhalten die lokale bäuerliche Struktur stärken und das Geld in regionale Kreisläufe stecken. Die Lebensmittel werden bestellt und zentral abgegeben – das Engagement der Mitglieder ist daher eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg eines derartigen Projektes.
Programm verringert den Aufwand für den Einzelnen
So ist es auch beim 2014 in Scharnstein gegründeten „Fairteiler“. „Uns war aber schnell klar, dass wir alles, was automatisiert geht, auch automatisiert machen wollen. Wenn es für den einzelnen zu viel Arbeit ist, schläft die ganze Sache rasch ein“, erklärt Gründungsmitglied Mario Rothauer. Da der Scharnsteiner im „Zivilberuf“ Programmierer ist, entwickelte er das Programm „FoodCoopShop“, ein Bestellsystem, das jedem die Informationen gibt, die er braucht und das die Mitglieder selbst leicht bedienen können.
Heute bestellen die Mitglieder online und bezahlen über ein Guthabensystem, das sie auch selbst aufladen können. „Dieses Bezahlsystem entlastet die Mitglieder, die jeweils Ausgabedienst haben, weil sie nicht mehr kassieren müssen“, erklärt Rothauer. Die beteiligten Bauern wiederum können ihre Waren selbst online stellen – und bei Lieferengpässen auch rasch wieder aus der Liste entfernen. So bleibt der Aufwand für den einzelnen gering – und die Food-Coop verzeichnet weniger Ausfälle.
„FoodCoopShop“ darf von anderen Coops frei genutzt werden
Das Programm steht auch anderen Lebensmittel-Kooperativen zur Verfügung – kostenlos als Open-Source oder mit bezahltem Support. Oberösterreichweit nutzen bereits zwölf Food-Coops das Programm, davon vier in der kostenlosen Version. Mit einer Förderung von „Netidee“, einem Forum, das Open Source Projekte unterstützt, möchte Rothauer das Programm heuer noch weiter verbessern – damit etwa Landwirte, die im Einzugsbereich von zwei Coops sind, nicht alle Informationen doppelt eingeben müssen.
Netzwerktreffen Agenda 21 in Vorchdorf
Das Programm wird unter dem Motto „Digitale Nahversorgung“ auch beim Agenda 21 Netzwerktreffen „Digitaler Lebensraum“ am Montag, 19. März, in der Vorchdorfer Kitzmantelfabrik vorgestellt. Auf einem „Dorfplatz der Ideen“ präsentieren verschiedene Referenten ab 18.30 Uhr konkrete Ideen und Projekte von „digitalen Lebensräumen“.
Vom „digitalen Dorf“ bis zur Breitbandversorgung
So gibt Diane Ahrens von der Technologischen Hochschule Deggendorf Einblicke in das von der bayrischen Staatskanzlei geförderte Projekt „Digitales Dorf“. Dabei wird versucht, digitale Lösungen für die konkreten Herausforderungen in strukturschwachen Gegenden zu finden. Weitere Themen sind der Ausbau der Breitbandversorgung in Oberösterreich, das digitale Gemeindeservice und Möglichkeiten der „digitalen Bürgerbeteiligung“ mittels App. Aber auch das „digitale Bürgerprofil“ der Gemeinde Kematen oder der Online-Gemeindecheck „Modernes Landleben“ werden in Arbeitsgruppen vorgestellt.
Die Veranstaltung ist öffentlich, um Anmeldung bis 15. März wird gebeten (bettina.feischl@rmooe.at oder 07612/20810-4203).
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