Vom Schrottauto zum Rohstoff
OÖ. Wer ein Altfahrzeug zu entsorgen hat, sollte dieses bei einer der insgesamt 1500 Rücknahmestellen oder einem befugten Kfz-Verwerter abgeben, rät Karl-Heinz Gratz, Obmann der Fachgruppe Entsorgungs- und Ressourcenmanagement der WKOÖ.
„Altfahrzeuge, die kein Pickerl mehr erhalten, gelten als Schrott – sie dürfen laut Gesetz dann nur mehr an befugte Sammler und Verwerter übergeben werden. Autobesitzer, die ihre Schrottfahrzeuge nicht fachgerecht entsorgen oder privat weiterverkaufen, machen sich strafbar,“ erklärt Karl-Heinz Gratz, Obmann der Fachgruppe Entsorgungs- und Ressourcenmanagement. Schrottfahrzeuge verursachen Millionen Tonnen von — teils gefährlichem — Abfall, wie Bremsflüssigkeit, diverse Öle, Kühlflüssigkeiten und Kältemittel sowie Autobatterien. Mit einem Schrottfahrzeug wird der Autohalter zum Abfallbesitzer und ist verpflichtet, das Altfahrzeug fachgerecht zu entsorgen. Der unerlaubte Weiterverkauf bzw. eine nicht ordnungsgemäße Entsorgung kann mit Strafen bis zu 41.200 Euro geahndet werden. Ausnahmen gelten allerdings für Youngtimer und historische Fahrzeuge (Oldtimer).
Altautoverkauf kein Kavaliersdelikt
„Wir benötigen einerseits klare rechtliche Rahmenbedingungen, um den illegalen Autoschiebernrespektive dem illegalen Abfallexport Einhalt gebieten zu können. Andererseits ist Autobesitzer ngroßteils nicht bewusst, dass sie sich mit dem Verkauf ihrer Altautos an unbefugte Zwischenhändler,die zumeist ihre Visitenkarten an der Windschutzscheibe hinterlassen, auf gesetzwidriges Terrain begeben“, betont Gratz. Pro Jahr werden europaweit geschätzte sechs bis acht Mio.Altfahrzeuge illegal ins Ausland exportiert — zumeist in Dritte-Welt-Länder. Dort werden die zum Transport zumeist zersägten Autoteile mit baugleichen Teilen anderer Autos wieder zusammengeschweißt und dann als Gebrauchtwagen weiterverkauft.Abgesehen von den Umwelt- und Verkehrssicherheitsrisiken liegt der wirtschaftliche Schaden im dreistelligen Millionenbereich. Allein in Österreich verschwinden rund 80 Prozent der jährlich abgemeldeten Autos. „Der volkswirtschaftliche Schaden wird von Experten allein für Österreich mit jährlich mindestens 50 Millionen Euro beziffert,“ so Gratz.
Verstärkte Kontrollen und einförderndes Anreizsystem wären daher geeignete Maßnahmen, um den illegalen Export eindämmen zu können. „Die Umwegrentabilität würde sich für Umwelt und Staat sicher bezahlt machen“,argumentiert Gratz. Das Geschäft rund um den illegalen Schrottautoexport sorgt bereits seit Jahren nicht nur in Österreich für heftige Diskussionen. Auch auf EU-Ebene ist man sich der Problematik bereits bewusst. Eine europaweite, qualitative Studie über den Verbleib von Altautos soll erstmals über die volkswirtschaftlichen Auswirkungen des illegalen Autoexports Klarheit schaffen
Worauf Fahrzeughalter dabei achten sollten:
• Wer ein Altfahrzeug zu entsorgen hat, sollte dieses bei einer der insgesamt 1500 Rücknahmestellen oder einem befugten Kfz-Verwerter abgeben.
• Eigentümer von Altfahrzeugen, die bei einer Verwertungsanlage abgeliefert werden, erhalten einen Verwertungsnachweis, der für die Abmeldung des Fahrzeugs erforderlich ist.
• Die Rückgabe von Altfahrzeugen (AFZ) ist grundsätzlich kostenlos. Wenn wesentliche Bauteile wie Motor, Katalysator oder Karosserie fehlen, ist die kostenlose Rücknahme des Altfahrzeugs nicht verpflichtend.
• Vorsicht vor unseriösen Kauf-Angeboten: Verkaufen Sie nur „echte Gebrauchtwagen“ und keine Autowracks bzw. Schrottautos weiter, denn dies schadet nicht nur der Umwelt,sondern kann auch empfindliche Strafen nach sich ziehen.
Was passiert mit Altautos?
In Österreich gibt es sechs Shredderbetriebe und 200 Kfz-Verwerter. Zunächst werden die Altfahrzeuge von Schadstoffen entfrachtet bzw. trockengelegt. Gefährliche Stoffe wie Kraftstoff,Öle, Brems- und Kühlflüssigkeiten, Frostschutzmittel, Quecksilber, Blei sowie bestimmte Bauteile,Glas und Kunststoffe müssen entfernt und abgesondert werden. Dabei wird darauf geachtet,welche Abfälle potenziell wiederverwendet, verwertet oder recycelt werden können.Autos enthalten neben Eisen, Stahl und Chrom auch wertvolle Rohstoffe wie Platin, Aluminium und Kupfer, die als wertvolle Ressourcen wieder der Produktion zugeführt werden können. 2015 wurden je Altfahrzeug 86,94 Prozent wiederverwendet und stofflich verwertet. Inklusive der thermischen Verwertung im Ausmaß von 9,95 Prozent betrug die Wiederverwendungsquote pro Altfahrzeug somit insgesamt 96,89 Prozent.
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