Bodenverbrauch in Linz-Land: „Flächenfraß nimmt unseren Kindern die Lebensgrundlage“
LINZ-LAND. Erstmals liegen detaillierte Zahlen zu Flächenwidmungen in Oberösterreich und seinen Regionen vor: 17,3 Prozent des Bodens im Bezirk Linz-Land sind aktuell verbaut. Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner (ÖVP) zufolge gehe man mit der Ressource Boden so sparsam wie möglich um, es müsse jedoch auch Entwicklung stattfinden. Sein Kollege, Umwelt-Landesrat Stefan Kaineder (Grüne) sieht dies anders.
Mit dem Raumbild OÖ liegen nun erstmals detaillierte Zahlen zur Flächenwidmung in ganz Oberösterreich sowie den einzelnen Bezirken vor. „Wir schützen unsere Böden und gleichzeitig ermöglichen wir Wachstum und Entwicklung in den Regionen“, verweist Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner auf die aktuell erhobenen Daten. In Linz-Land sieht die Aufteilung wie folgt aus: 82,7 Prozent der Bezirksfläche sind Grünland – diese setzen sich aus 13,6 Prozent Wald, 67 Prozent Grünfläche und 2,1 Prozent Gewässer zusammen. 13,6 Prozent des Bodens in Linz-Land sind gewidmetes Bauland. Davon seien durchschnittlich nur die Hälfte versiegelt, der Rest entfalle auf Gärten und andere Grünflächen.
Zusätzlich nehmen Verkehrsflächen etwa 3,7 Prozent des Bodens in Anspruch. Umwelt-Landesrat Stefan Kaineder kann nicht verstehen, warum der Verbrauch von bereits einem knappen Fünftel der gesamten Bezirksfläche bejubelt wird. „Wie jemand eine Jubelmeldung daraus machen kann, dass bereits ein Fünftel der gesamten Bezirksfläche nicht mehr für die Lebensmittelversorgung zur Verfügung steht, ist absolut nicht nachvollziehbar. Der Flächenfraß in ganz Oberösterreich und vor allem im Bezirk Linz-Land, wo sich unsere besten Böden befinden, ist gravierend und nimmt unseren Kindern die Lebensgrundlage“, so Kaineder.
Landwirtschaft verliere wichtige Produktionsflächen
Vom hohen Bodenverbrauch seien vor allem Landwirte und folglich die Lebensmittelversorgung betroffen. „In den letzten 20 Jahren wurden in Österreich 130.000 Hektar verbaut. Das entspricht der Agrarfläche des Burgenlandes“, veranschaulicht Kaineder die Problematik. Wichtige Produktionsflächen würden durch übermäßigen Bau verloren gehen. „Wir sind uns der Bedeutung der Lebensgrundlage Boden bewusst und wollen sie schützen. Unser Anspruch ist es aber auch, dass der Bezirk Linz-Land eine lebendige und lebenswerte Region bleibt, die sich auch positiv weiterentwickeln kann“, betont Achleitner. Linz-Land ist wirtschaftlich stark – eine wichtige Basis für den Wohlstand und die Lebensqualität der Menschen im Bezirk.
Über 70.000 Personen arbeiten in Linz-Land, etwa 11.300 Unternehmen haben sich mittlerweile in der Region angesiedelt. Mit einer Arbeitslosenquote von 4,3 Prozent liegt der Bezirk deutlich unter dem bundesweiten Schnitt. „Familien sollen Wohnraum schaffen und Betriebe sich ansiedeln oder erweitern können, um so auch neue Arbeitsplätze zu schaffen“, erklärt Margit Angerlehner, Landtagsabgeordnete und Ofterings Bürgermeisterin, die künftige Raumordnungsstrategie für den Bezirk Linz-Land.
Land OÖ will Bodenverbrauch nachhaltiger gestalten
„Landesrat Achleitner trägt die Verantwortung dafür, dass Oberösterreichs fruchtbarste Äcker weiter unter Supermarktparkplätzen begraben werden, in einem Land, das europaweit längst die größte Dichte an Supermärkten hat. Das hat auch Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise“, fordert Kaineder seinen Kollegen in der OÖ-Landesregierung zum Handeln auf. Passend dazu präsentierte der Wirtschaftslandesrat gemeinsam mit Angerlehner einige konkrete Maßnahmen, die zum nachhaltigeren Umgang mit Flächen beitragen sollen: Damit bereits gewidmete Flächen tatsächlich genutzt werden, will man Bauland-Neuwidmung mithilfe von Baulandsicherungsverträgen begrenzen.
Neue Supermärkte an der Peripherie seien in Zukunft tabu. Stattdessen wolle man Ortskerne wiederbeleben und bereits vorhandene Gebäude im Inneren nutzen. Ab 800 Quadratmetern Verkaufsfläche müssen Gebäude in Geschäftsgebieten zukünftig dreistöckig errichtet werden. Was Parkplätze betrifft, so seien nur mehr die Mindeststellplätze erlaubt – alles was darüber errichtet werden soll, muss in Tiefgaragen gebaut werden. Auch kleinere Bauparzellen sollen zu mehr Sparksamkeit beitragen. Kaineder geht der Maßnahmenkatalog nicht weit genug: „Nur klare Bodenverbrauchsziele werden den verantwortungslosen Umgang mit der lebenswichtigen Ressource endlich beenden können.“
Drittsparsamstes Bundesland bei Flächenversiegelung
Erst kürzlich fand in Linz die erste bundesweite Raumordnungs-Tagung mit den zuständigen Landesräten aller Bundesländer sowie dem Städte- und Gemeindebund statt. Dabei wurde eine österreichweite Bodenstrategie beschlossen, mit deren Hilfe ein sorgsamer Umgang mit der Ressource Boden sichergestellt werden soll. Außerdem zeigte sich im österreichweiten Vergleich, wie Achleitner stolz hervorhebt: „Oberösterreich ist sowohl beim Anteil der Flächeninanspruchnahme als auch der Versiegelung am Dauersiedlungsraum am drittsparsamsten von allen Bundesländern.“
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