„It’s me, Toni“: neue Nordico-Ausstellung auf der Suche nach Anton Bruckners Identität
LINZ. Wer war dieser Anton Bruckner, dem zu Ehren zwei Jahrhunderte nach seiner Geburt ein ganzes Jahr gewidmet wird? Mit der Ausstellung „It’s me, Toni“ begibt sich das Nordico auf eine Reise durch das Leben Bruckners. Objekte und Geschichten wechseln sich ab, von Antons echtem Haupthaar bis zu seiner Vorstellung als männliches Pendant von Taylor Swift ist alles dabei.
„It’s me, Toni.“ zeigt Bruckner auf eine Art und Weise, wie ihn wohl noch niemand zuvor gesehen hat. Ein verkanntes Genie, ein Sonderling, ein Kirchenmusiker, ein Fürst im Reich der Töne, ein Nerd, ein begnadeter Organist, ein Punk, ein Revolutionär der Sinfonie – viele Zuschreibungen skizzieren einen Musiker, der eben nicht nur eine lokale Erscheinung in Oberösterreich war, sondern heute weltbekannt ist.
Die zweigeteilte Präsentation im Stadtmuseum fokussiert sich einerseits auf Bruckners Lebensstationen und seinen musikalischen Werdegang, andererseits auf eine vielseitige zeitgenössische Auseinandersetzung.
Humorvolle Titel wie „A Star is Born“, „Vienna Calling“ und „Take Me to Church“ führen durch die verschiedenen Stationen von Bruckners Biografie. Begleitet von Bildmaterial, Hörbeispielen, originalen Artefakten und historischen Dokumenten wird Bruckner unter Einbeziehung von aktuellen Gesellschaftsfragen im Nordico in die Jetztzeit transferiert. „Anton Bruckners Musik und Persönlichkeit resultierten aus seinem Talent, starkem Willen sowie den Umständen seiner Zeit und Umgebung. Wäre er heute am Leben, hätte seine Laufbahn durch moderne Technologien wie Radio, Spotify und schnelle Reisen eine andere Richtung genommen. Doch wie genau sich sein Leben unter heutigen Bedingungen entwickelt hätte, bleibt Spekulation. Die Ausstellung stellt unter anderem die Frage: Wer wäre Anton Bruckner heute?“ erklärt Andrea Bina, Leiterin des Nordico Stadtmuseums.
Zeitgenössische Auseinandersetzung durch sieben Künstlerinnen
Ein besonderer Schwerpunkt der Schau liegt auf einer zeitgenössischen Auseinandersetzung mit Bruckners Werk aus der Perspektive von sieben Künstlerinnen. Haras Ananas, Sarah Braid, Stefanie Hilgarth, Verena Hochleitner, Silke Müller, Cleo Rinofner und Laura Weiss haben sich intensiv mit der vielschichtigen Identität des weltbekannten Musikers in Form von Graphic Novels auseinandergesetzt.
„Zu Anton Bruckners Zeit war eine Musikkarriere fast ausschließlich Männern vorbehalten, sodass eine Antonia Bruckner wohl nie in die Geschichte eingegangen wäre. Die Künstlerinnen greifen in ihren für die Ausstellung entwickelten Graphic Novels biografische Aspekte und Zuschreibungen Bruckners auf und hinterfragen diese kritisch, dadurch entsteht ein völlig neuer Blick auf das Leben und Werk von Bruckner,“ erklärt Kuratorin Klaudia Kreslehner. Auch Besucher haben Gelegenheit, inspiriert von den Werken, eine eigene Zeichnung von Toni zu hinterlassen.
Künstlerische Arbeiten rund um Bruckner
Neben den Graphic Novels gibt es weitere spannende Projekte zu entdecken. Die „Brucknerharfe“ von Silke Müller und Marc9 ist ein „Scherenschnittporträt“ Anton Bruckners, das durch Saitenzug einen typischen Bruckner-Akkord erklingen lässt. Die „Näherungsorgel“ von Heike Kaltenbrunner reagiert auf die Annäherung der Besucher und erzeugt so Klänge und Geräusche, die zum Experimentieren einladen. Weitere künstlerische Arbeiten stammen etwa von Peter Androsch, Silke Grabinger, Gregor Graf, Anton Kehrer, Annerose Riedl, Peter Sengl und Helga Traxler. Darüber hinaus lädt eine gigantische Bruckner-Büste dazu ein das Gesicht des Meisters auch taktil zu erfassen.
Mit Overhead-Projektoren und -Folien – nicht zuletzt eine Referenz zu Bruckners Lehrer-Dasein – wird die Gelegenheit geboten sich noch tiefer in Details zu Bruckner einzulesen. Videointerviews mit den Bruckner-Experten Peter Androsch, Klaus Petermayr, Florian Sedmak, Norbert Trawöger, Edith Wregg und Lydia Zachbauer geben Einblicke in die umfangreiche Rezeption des Musikgenies.
Die Schau ist bis 2. März 2025 im Nordico Stadtmuseum Linz zu sehen.
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