Frauenmorde: Vorbeugende Hilfsangebote müssen bekannter werden
LINZ. Elf Frauen wurden in Österreich heuer von einem Partner oder Expartner ermordet. Anlässlich dazu weist die Linzer Frauenstadträtin Eva Schobesberger darauf hin, dass auf allen Ebenen gehandelt werden müsse. So sollen etwa bestehende Hilfsangebote bekannter gemacht und Gewaltschutz ausgebaut werden.
Die Linzer Frauenstadträtin Eva Schobesberger (Grüne) zeigt sich bestürzt anlässlich der jüngsten Frauenmorde in Österreich. „Frauenmorde sind die schlimmstmögliche Eskalation eines umfassenden Problems: Wir leben in einer Gesellschaft, die geprägt ist von einer massiven Schieflage zwischen den Geschlechtern. Eine Ausprägung ist Männergewalt, genährt von männlichem Besitz- und Anspruchsdenken gegenüber Frauen. Das können wir als Gesellschaft nicht hinnehmen. Neben einer engagierten Frauenpolitik bedarf es mehr denn je einer opferschutzorientierten Täterarbeit und Gewaltprävention von Anfang an“, führt die Stadtpolitikerin aus. Um diese Schieflage langfristig zu beseitigen, müsse auf allen Ebenen gehandelt werden.
Das Frauenbüro der Stadt Linz setzt verschiedene Angebote zur Gewaltprävention und Sensibilisierung. So wird jährlich die Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ durchgeführt, zu Geschlechterrollen wird das Puppentheater Josefine angeboten. Darüber hinaus wird in Kooperation mit verschiedenen Vereinen und Organisationen auf Gewaltpräventionsworkshops in Schulen gesetzt. Gemeinsam mit dem Autonomen Frauenzentrum werden auch seit vielen Jahren Selbstverteidigungskurse für Linzerinnen angeboten.
Bestehende Hilfsangebote sollen bekannter werden
Ein Problem sieht Schobesberger allerdings darin, dass Betroffene bestehende Hilfseinrichtungen oft nicht kennen. Zu diesem Zweck hat das Frauenbüro der Stadt Linz Stafix-Sticker (aus elektrostatischem Material ohne Klebstoff, kann somit rückstandslos entfernt werden, Anm.) mit der Telefonnummer der Frauenhelpline - 0800/222 555 - angeschafft, die an verschiedenen Orten im Stadtgebiet angebracht werden können. Sie wurden an praktische Ärzte, Gynäkologinnen, städtische Kindergärten und Horte verschickt. Außerdem sind die Sticker in allen öffentlichen Toiletten der Stadt Linz, in den Toiletten der beiden Rathäuser, im Wissensturm sowie in den Bibliotheken der Stadt angebracht. Sie können ab- und mitgenommen werden und werden laufend nachbestückt.
Linzer Einrichtungen zu Gewaltschutz sind unter anderem das Autonome Frauenzentrum, das Gewaltschutzzentrum OÖ und das Familienzentrum Pichling. Das Autonome Frauenzentrum setzt auf präventive Rechtsberatung. Für 2021 wurden die Mittel dafür um ein Viertel auf 60.000 Euro erhöht. Hintergrund der Beratung ist, dass finanzielle Unabhängigkeit eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass Frauen ihr Leben selbstbestimmt und frei von Gewalt gestalten können. Da Erwerbsbiografien von Frauen jedoch oft von Berufsunterbrechungen zur Betreuung von Kindern und Angehörigen sowie von Zeiten der Teilzeitbeschäftigung geprägt sind, kann das in der Pension existenzbedrohend sein. Für Frauen ist es demnach wichtig, sich gezielt über die Auswirkungen von Entscheidungen und ihre Rechte zu informieren. Kontakt ist telefonisch unter 0743 602200 beziehungsweise per E-Mail möglich.
Opferschutzorientierte Täterarbeit seit diesem Jahr
Opferschutzorientierte Täterarbeit wird seit diesem Jahr wie berichtet in Form einer Kooperation des Gewaltschutzzentrums OÖ mit dem Familienzentrum Pichling angeboten. Im Fokus stehen Schutz und Sicherheit von Gewaltbetroffenen. Ziel ist es, möglichst wirksame Maßnahmen zu setzen, die weitere Gewaltausbrüche und Gewalttaten verhindern. Die Arbeit wird mit Einrichtungen abgestimmt, die Betroffene von häuslicher Gewalt betreuen. Ansprechpartner hierzu sind das Gewaltschutzzentrum OÖ, telefonisch unter 0732/607760 oder per E-Mail, beziehungsweise das Familienzentrum Pichling unter 0732 320071 oder per E-Mail.
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