Neugestaltung Kapuzinerviertel: Zwischen Bürgerwünschen und Investorenplänen
LINZ. Das Kapuzinerviertel wird neu entwickelt, einen Fahrplan dazu hat man bereits vor mehreren Jahren in einem kooperativen Verfahren erarbeitet. Inzwischen haben die politisch Verantwortlichen gewechselt, ein neuer Projektentwickler ist hinzugekommen. Die Bürgerinitiative „Zukunft Klostergarten“ fürchtet nun, dass ihre jahrelange Beteiligung umsonst war.
Die Hopfengasse ist eine stark befahrene Straße, wer hier entlanggeht, dem dringt Abgasgestank in die Nase, im Sommer heizt der Asphalt von unten, die Sonne von oben. Die Gebäude sind ein Mix aus Luxus-Stadtwohnungen und Bruchbuden. Biegt man von Norden kommend nach rechts ab, führt die Kapuzinerstraße vorbei am ehemaligen Kapuzinerkloster zum Nachbarn, der Michael Reitter Landesschule für seh- und hörbeeinträchtigte Kinder. Biegt man stattdessen ein wenig später rechts in die Roseggerstraße ein, kommt man an der Straßenmeisterei West vorbei in den Bauernbergpark.
Ein Quartier im Wandel
Dieses Viertel wollen die Stadt Linz und zwei Investoren neu entwickeln. Begonnen hat alles mit Plänen für ein Hochhaus im Klostergarten, gegen die sich massiver Widerstand formierte. Schließlich brachte man ein kooperatives Verfahren auf Schiene, in das die Bürgerinitiative „Zukunft Klostergarten“, weitere Anrainer, die Stadt Linz, der Projektentwickler, mehrere Architekten und die zuständigen Fachabteilungen der Stadt eingebunden waren. Politisch zuständig war der damalige Vizebürgermeister Markus Hein (FPÖ). Heraus kam dabei 2019 folgendes: das gesamte Areal zwischen Kapuzinerstraße und Hopfengasse soll neu gestaltet werden. Dabei sollte das letzte Stück der Kapuzinerstraße Richtung Stifterstraße begradigt werden, geplant war auch eine Art Dorfplatz gegenüber der Schule. Der Grünraum westlich des ehemaligen Klosters sollte öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein ganz wesentlicher Punkt für die Schule war auch die Verkehrsberuhigung im Sinne der beeinträchtigten Schüler.
Ende der Kooperation
2024 ist die Situation eine völlig andere: die Bürgerinitiative ist mittlerweile aus dem kooperativen Verfahren ausgestiegen, Grund sind mehrere Konflikte mit dem Projektentwickler. Das Fass zum Überlaufen brachte die Montage einer Rückkühlungsanlage im Klostergarten neben der Schule – befürchtet wird dadurch eine Störung des Unterrichts, vor allem für hörbeeinträchtigte Kinder. Auch ein barrierefreier Spielplatz im Klostergarten, den der Investor versprochen hatte, soll laut der Initiative Geschichte sein. Dieser will das so nicht bestätigen, das Thema werde final mit den Vertretern der Schule im ersten Quartal 2025 entschieden.
Quartiersgarage wird zum Kernthema
Tips wollte von Planungsstadtrat Dietmar Prammer (SPÖ) wissen, welche Punkte aus dem kooperativen Verfahren nun umgesetzt werden, eine Antwort dazu blieb bislang aus. Mehr zu erfahren war aus dem Büro des für Verkehr zuständigen Vizebürgermeisters Martin Hajart (ÖVP): die Verlegung der Kapuzinerstraße könne aus verkehrstechnischer Sicht erst mit der Fertigstellung des Westrings erfolgen, auch das Land OÖ habe die nötige Zustimmung zur Verlegung aus fachlicher Sicht abgelehnt. Das Ziel eines attraktiven Schulstandortes, einer Verkehrsberuhigung und Grünräumen bleibe aber bestehen. Für Hajart (SPÖ) sind vor allem Sammelgaragen ein zentrales Anliegen, um den Parkdruck im Domviertel zu entschärfen.
Pläne noch weitgehend geheim
Über die Pläne der beiden Bauherren, der Arbor Liegenschaftsverwaltungs-GmbH (die auch das Kapuzinerkloster entwickelt hat) und Immobilien Freller GmbH, ist derzeit noch sehr wenig bekannt, für die Umsetzung muss ihnen die Stadt Grundstücke verkaufen. Auf dem derzeitigen Parkplatz gegenüber der Hopfengasse 7-11 soll dem Vernehmen nach ein mehrstöckiges Gebäude inklusive Sammelgarage entstehen. Hier drängt die Zeit: ab Herbst arbeiten im ehemaligen Kapuzinerkloster rund 300 Menschen, die wohl kaum alle mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen werden. Laut OÖN ist bei der Straßenmeisterei ein Neubau geplant, das sanierungsbedürftige Gebäude soll abgesiedelt oder in den Neubau integriert werden.
Initiative ist enttäuscht
Die Bürgerinitiative ist verunsichert, spricht davon, dass vom ursprünglichen Konzept kaum mehr etwas übrig geblieben sei. Sprecher Erich Gusenbauer zeigt sich enttäuscht: die Verlegung der Kapuzinerstraße zur Stifterstraße hin sei ein Kernpunkt im kooperativen Verfahren gewesen, auch das sogenannte Berner Modell zur Verkehrsberuhigung, das nun nicht mehr erwähnt würde. Das gesamte kooperative Verfahren verkomme damit zum Feigenblatt. Allerdings: für ein Projekt in diesem Ausmaß sind üblicherweise Beschlüsse des Stadtsenats und des Gemeinderats notwendig, es darf vermutet werden, dass noch nicht alles final entschieden ist. Man hätte aber damals gut daran getan, während dem kooperativen Verfahren nicht zu viel zu versprechen, denn: so bleiben frustrierte Bürger übrig, die ihre Beteiligung als sinnbefreit ansehen.
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