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Lawinenhunde-Ausbildung am Feuerkogel: Wenn Flat-Coated Retriever und Australian Shepherds zu Lebensrettern ausgebildet werden

Tips Logo Sophie Kepplinger, BA, 07.02.2023 19:00

BEZIRKE GMUNDEN/KIRCHDORF. 21 Bergretter, vier Tage und jede Menge motivierte Spürnasen: Die Lawinen- und Suchhundestaffel des Oberösterreichischen Bergrettungsdienstes traf sich am Feuerkogel zum Winterkurs – und übte für den Ernstfall „Lawine“.

Die Hundeführer übten mit ihren Spürhunden für den Ernstfall "Lawine". (Foto: Christian Mlinar)
photo_library Die Hundeführer übten mit ihren Spürhunden für den Ernstfall "Lawine". (Foto: Christian Mlinar)

Die warme, gemütliche Stube in der Christophorushütte am Feuerkogel in Ebensee bildet einen krassen Kontrast zu dem, was sich vor der Hüttentüre abspielt. Meterhoch lehnt sich draußen der Neuschnee an die alten Hauswände, mit über 100 Stundenkilometern zerrt der Wind an den Fensterläden, die Sicht ist auf ein paar Meter begrenzt. Ein Szenario, dem sich niemand freiwillig aussetzen mag. Na ja, fast niemand.

Finn tapst unruhig in der Stube umher und winselt hin und wieder leise. Ihm ist langweilig. Dem 20 Monate alten, fast schwarzen Flat-Coated Retriever macht das Schneegestöber draußen nichts aus. Vielmehr bedeutet es für ihn eins: jede Menge Spaß.

Mit 21 Hundeführern und Spürnasen in der Christophorushütte

„Finn befindet sich aktuell in Ausbildung zum Mantrailinghund. Das hier ist unser dritter Kurs“, erzählt sein Herrchen Wolfgang Aschauer. Der Bergretter von der Ortsstelle Spital am Pyhrn und sein Finn sind gemeinsam mit 20 weiteren Hundeführern und Spürnasen vier Tage in der Christophorushütte für den Winterkurs der Lawinen- und Suchhundestaffel einquartiert. Immer wieder muss ein Teil der Mannschaft an diesen vier Kurstagen zu echten Einsätzen ausrücken, währen die noch nicht einsatzfähigen Hunde mit ihren Führern am Feuerkogel bleiben, um den Ernstfall „Lawine“ erst einmal zu trainieren.

Als Mantrailinghund der Fährte auf der Spur

Mit Mantrailing ist das Aufspüren von Personen, meist Vermissten, gemeint. Der Hund nimmt dabei beispielsweise durch Geruchsspuren beim Auto des Vermissten dessen Individualgeruch auf und folgt, angeleint, der Fährte.

Mit lautem Gebell: Lawinenhunde spüren Verschüttete auf

Im Gegensatz dazu sind die Stöberhunde ohne Leine unterwegs und spüren Menschen auf, die beispielsweise unter Schneemassen vergraben sind. Dabei folgen sie nicht einem Individualgeruch einer bestimmten Person, sondern filtern jene Duftspuren heraus, die – im Falle eines Lawineneinsatzes – unter den Schnee führen. Spürt ein Lawinenhund einen Verschütteten auf, zeigt er dies mit lautem Gebell seinem Hundeführer an.

Gemeinsames Training

„Je nach Schneedichte können unsere Lawinenhunde bis zu drei Meter tief verschüttete Personen aufspüren“, erklärt Helmut Bammer, stellvertretender Leiter der Lawinen- und Suchhundestaffel und Bergretter der Ortsstelle Traunkirchen. Seine Stöberhündin Thyra befindet sich ebenfalls noch in Ausbildung. „Die fünf verpflichtenden Kurse pro Jahr, drei davon im Winter, verbringen alle Einsatzhunde und Hundeführer gemeinsam. Denn auch in der Praxis arbeiten wir oft zusammen. Dass sich die Hunde untereinander kennen und verstehen, ist dabei sehr wichtig“, so Bammer.

Eine lebensrettende Suche für ein Stück Käse

„Für Finn ist das Personensuchen der volle Spaß“, erzählt Wolfgang Aschauer weiter, während er seinem vierbeinigen Gefährten den Hals krault. Mit bestimmten Ritualen, eigenem Brustgeschirr und besonderen Leckerlis – in Finns Fall ein heiß geliebtes Stück Käse – werden die Bergrettungseinsätze und -übungen vom alltäglich schönen Hundeleben abgegrenzt.

Abwechslungsreiches und forderndes Programm beim Winterkurs

„Beim Mantrailing legt man meist nach spätestens 40 Minuten eine Pause ein, die Suchdauer bei Stöberhunden beträgt rund 15 Minuten, bevor die Hunde eine Pause brauchen“, so Aschauer. „Nach so intensiven Kurstagen gönnt man den Hunden dann auch mehrere Tage Ruhe“, ergänzt Bammer.

Mehr als verständlich, wenn man auf das Programm dieses Winterkurses am Feuerkogel blickt: Da werden Bergrettungskameraden in einer Schneehöhle versteckt, nur um sie kurze Zeit später wieder aufspüren zu müssen; die eigene Hundepfote wird übungsweise von Bergretterin und Tierärztin Hannah Quatember verbunden und die Taubergung mit dem Hubschrauber vom Wind geschützt in einer Garage geprobt.

Finns tierische Karriere bei der Bergrettung

Finns Schwanz wedelt aufgeregt. Sein Herrchen zieht sich die schweren Winterstiefel an. Endlich geht es raus in den Schnee. Dass die Hüttentür wegen des starken Sturms kaum aufgeht, beeindruckt ihn kaum. Draußen platziert er sich gekonnt zwischen den Beinen von Wolfgang Aschauer – seine Ausgangsstellung bei Einsätzen. Der gewünschte Befehl „Such“ kommt allerdings leider nicht. Der klirrenden Kälte wurde nur wegen eines schnellen Fotos getrotzt. Doch einige übungsreiche Tage sollten dem Flat-Coated Retriever die Langeweile schon noch vertreiben – und ihn wieder ein großes Stück näher bringen an seine tierische Karriere als Bergrettungshund.

Weitere Fotos zum Winterkurs am Feuerkogel gibt's hier.


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