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Donald Trump gewinnt US-Präsidentenwahl: Wie sich sein Sieg auf Oberösterreich auswirkt

Tips Logo Anna Fessler, 06.11.2024 12:58

WASHINGTON, D.C./OÖ. Donald Trump wurde am Mittwoch zum Wahlsieger im Rennen um die US-Präsidentschaft erklärt. Das Wahlergebnis hat auch Auswirkungen auf Oberösterreich. Welche das sind, hat Tips bei Wirtschaftsvertretern erfragt.

Das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl hat auch Auswirkungen auf den "Exportkaiser" Oberösterreich. (Foto: Volker Weihbold)
Das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl hat auch Auswirkungen auf den "Exportkaiser" Oberösterreich. (Foto: Volker Weihbold)

In Oberösterreich sind 12.660 Unternehmen im Export tätig. Jeder zweite Arbeitsplatz ist also direkt oder indirekt vom Export abhängig. Die USA sind nach Deutschland der wichtigste Handelspartner für das Bundesland, außerhalb Europas sogar der wichtigste. Vergangenes Jahr lag Oberösterreichs Exportvolumen in die USA bei 4,1 Milliarden Euro, ca. 25.000 Arbeitsplätze in Oberösterreich hängen direkt daran. Donald Trump hat, im Fall seiner Wiederwahl, Strafzölle in Höhe von 20 Prozent auf alle US-Importe angekündigt.

Tips hat die Wirtschaftskammer-Präsidentin für Oberösterreich, den Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich und den CEO des Stahlkonzerns Voestalpine, der in die USA exportiert sowie Niederlassungen in den Vereinigten Staaten hat, um ihre Einschätzungen gebeten.

WKOÖ-Präsidentin: „Erwarte aggressive America-First-Politik“

Doris Hummer, Präsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich: „Ich erwarte, dass Donald Trump die America-First-Politik aggressiver verfolgen wird als Kamala Harris. Die konkreten Auswirkungen werden sich in den ersten Monaten nach der Angelobung bereits zeigen. Umso wichtiger ist es, dass wir in Europa und in Österreich uns rasch fit machen für den schärferen Wettbewerb: durch Entlastung von Steuern, Abgaben und Bürokratie, durch Investitions- und Innovationsanreize. Mit einer 32-Stunden-Woche wird das nicht gehen, sondern nur mit mehr Leistung. Die muss sich dafür auch lohnen.“

IV OÖ-Präsident: „Gescheitertes Freihandelsabkommen fällt uns auf den Kopf“

Stefan Pierer, Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich: „Der Wahlsieg von Donald Trump bedeutet für Europa ein Rendezvous mit der Realität – wirtschaftspolitisch wie auch sicherheitspolitisch. Europa braucht einen Industrial Deal und einen Technology Deal, um auf die globalen Herausforderungen reagieren zu können und den Standort Europa wieder wettbewerbsfähig zu machen. Europa ist nicht mehr das Gravitationszentrum der Welt und muss aufhören, mit dem moralischen Zeigefinger auf alle anderen zu zeigen und sich selbst mit Bürokratie und Verboten zum Stillstand zu regulieren. Jetzt fällt uns auf den Kopf, dass ein Freihandelsabkommen mit den USA in den vergangenen Jahren gescheitert ist. Sicher ist, dass sich Direktinvestitionen der OÖ. Industrie in den USA weiter intensivieren werden“, sagt der IV OÖ Präsident. Von der zukünftigen Bundesregierung fordert Pierer ein Standort-Rettungspaket.

Voestalpine-CEO: „Braucht raschen handelspolitischen Konsens“

Herbert Eibensteiner, CEO der Voestalpine AG: „Die USA sind für die Voestalpine ein wichtiger Markt. Wir hoffen daher, dass die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Europa und der USA auch in Zukunft fortgesetzt und weiter gestärkt wird. Angesichts der zahlreichen Konflikte und der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen wird eine konstruktive Zusammenarbeit auf globaler Ebene nochmals an Bedeutung gewinnen. Aus Sicht der Voestalpine braucht es vor allem raschen handelspolitischen Konsens zwischen den USA und der EU, um wieder Planungssicherheit für Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks herzustellen.“Und weiter: „Wir haben die lokale Wertschöpfung in unseren 49 US-amerikanischen Standorten in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt in der Weiterverarbeitung ausgebaut und könnten von einem Wirtschaftsprogramm weiter profitieren. Zuletzt hat die Voestalpine neue langfristige Verträge mit zwei global tätigen Lkw-Herstellern für den nordamerikanischen Markt abgeschlossen und erweitert dafür die Produktionskapazitäten an ihrem bestehenden Standort in Indiana, USA. Die Investition für die Expansion beträgt 70 Millionen Euro (78 Millionen US-Dollar) und schafft 110 neue Arbeitsplätze.“

Im Geschäftsjahr 2023/24 erzielte der Konzern in den Vereinigten Staaten einen Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro, das entspricht rund 11 Prozent des Konzernumsatzes von 16,7 Milliarden Euro. Das Investitionsvolumen vor Ort belief sich in den letzten zehn Jahren auf rund 1,4 Milliarden Euro.


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