JKU-Studie: Haushalte mit niedrigen Einkommen immer noch stark von Teuerung betroffen
OÖ/LINZ. Private Haushalte, die beim Einkommen im unteren Viertel liegen, müssen nach wie vor massiv sparen. Das zeigt der „Stankt Martins-Report“ 2024 des Instituts für Handel, Absatz und Marketing der Johannes Kepler Uni Linz.
Das JKU-Institut widmet erstmals einen Sonderreport dem Konsum- und Einkaufsverhalten der Österreicher mit vergleichsweise geringem Haushaltseinkommen und zeigt die Unterschiede zu Haushalten im mittleren bzw. oberen Einkommenssegment auf. Das untere Einkommensviertel wurde für die Studie mit einem Nettohaushaltseinkommen von maximal 2.000 Euro definiert, was annähernd dem Jahres-Grenzwert entspricht.
Kaufzurückhaltung verfestigt sich
Während in der aktuellen Phase der abflachenden Inflation die Kaufzurückhaltung der Konsumenten im mittleren und oberen Einkommenssegment langsam nachlässt, verfestigt sich die Kaufzurückhaltung bei jenen mit geringem Einkommen.
- Laut der Studie sparen Menschen in Haushalten mit weniger als 2.000 Euro Nettoeinkommen vor allem bei Einzelhandelsausgaben im langfristigen Bedarf. 54 Prozent dieser Haushalte sparen bei Elektrogeräten, Möbeln und dergleichen. In mittleren bzw. oberen Einkommenssegmenten sind es 35 Prozent.
- Bei zum Beispiel Modeartikel sparen laut Studie 46 Prozent der Haushalte mit unter 2.000 Euro pro Monat. 32 Prozent sind es hingegen bei einem Einkommen über 2.000 Euro.
- Die Möglichkeit bei Lebensmittel, Drogeriewaren, etc. zu sparen ist weniger gegeben. 22 Prozent der Haushalte mit vergleichsweise geringem Einkommen schränken sich aber aktuell auch hier ein.
- Generell greifen 59 Prozent der Haushalte im unteren Einkommensviertel auf günstigere Einzelhandelswaren zurück (oder müssen zurückgreifen).
Sparen bei Urlaub und Freizeit
Mehr als ein Drittel (34 Prozent) mit unter 2.000 Euro konnte sich keinen Sommerurlaub leisten. In den mittleren bzw. oberen Einkommensklassen waren dies mit elf Prozent deutlich weniger.
Gespart wird generell auch bei Freizeitaktivitäten: 47 Prozent der Haushalte mit geringem Einkommen schränken sich hier ein.
Vier von zehn im unteren Einkommensviertel werden bzw. müssten heuer bei Weihnachtsgeschenken sparen.
„Teuerung trifft besonders hart“
„Unsere Analysen zeigen, dass die Teuerungskrise das untere Einkommensquartil der Haushalte in Österreich besonders hart getroffen hat und noch immer trifft“, erläutert Ernst Gittenberger vom Institut für Handel, Absatz und Marketing der JKU. Das Konsumverhalten in höheren Einkommensgruppen hingegen würde sich langsam entspannen.
„Der heilige Martin, Schutzpatron der Armen, erinnert uns daran, dass wir insbesondere jene im Blick behalten sollten, die im unteren Einkommensquartil stehen. Diese unterste Einkommensgruppe bleibt oft im toten Winkel der öffentlichen Diskussion – auch rund um das Weihnachtsgeschäft – und verdient größere Aufmerksamkeit“, so auch Institutsvorstand Christoph Teller.
Für die Studie wurden mehrere Online-Befragungen durchgeführt, unter jeweils 1.000 Konsumenten, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung 16 bis 74 Jahre. Darauf aufbauend wurden Berechnungen und Analysen durchgeführt.
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