Ärztekammer OÖ warnt: "Wir müssen gewissenhafter mit unseren Ressourcen umgehen"
OÖ. Ärzte und Spitäler geraten immer öfter an ihr Limit, überfüllte Ordinationen und Ambulanzen sind vor allem bei Infektionswellen kein seltener Anblick. Wirksame Maßnahmen seien daher von der neuen Bundesregierung gefordert, so die Ärztekammer Oberösterreich, welche sich vor allem für eine effiziente Patientensteuerung ausspricht. Wenn Patienten den vorgegebenen Versorgungspfad nicht beachten, brauche es zudem Konsequenzen - ansonsten breche das System zusammen.
![Wenn ein Patient nicht weiß "Wo bin ich richtig?", kann telefonisch unter 1450 eine erste Beratung eingeholt werden. (Foto: lenets_tan/stock.adobe.com)](https://images.tips.at/cache/image/thumbcrop/news/857685/668472/736x446x0/1733406460.3637-aerztekammer-ooe-warnt-wir-muessen-gewissenhafter-mit-unseren-ressourcen-umgehen-elia4Q.jpg?92414914)
In Oberösterreich sind fast 50 Kassenstellen unbesetzt, davon 39 in der Allgemeinmedizin - diese Bilanz legt die Ärztekammer Oberösterreich heute, am 5. Dezember vor. Trotz Angeboten wie der telefonischen Gesundheitsberatung 1450 kämen immer mehr Patienten mit vergleichbar milden Symptomen in die Spitalsambulanzen. „Das System hält das nicht mehr aus, wenn der Patient gleich zu uns kommt. Wir sind weniger Ärzte als früher, gleichzeitig steigt die Arbeitslast. Wir müssen gewissenhafter mit unseren Ressourcen umgehen“, so Harald Mayer, Kurienobmann angestellter Ärzte.
Effektive Maßnahmen werden deshalb nun von der neuen Bundesregierung gefordert, allen voran eine gezielte Lenkung der Patientenströme. „Vergleichen wir den aktuellen Weg durch das Gesundheitssystem mit einer Straße. Dann ist es aktuell so, dass diese Straße nicht durchgehend asphaltiert ist und immer wieder durch Schotter-Passagen unterbrochen wird. Wir brauchen aber eine durchgehend gut asphaltierte Straße, damit wir die Patientinnen und Patienten effektiv und schnell durch das Gesundheitssystem führen können“, erklärt Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich.
Finanzielle Konsequenzen für Patienten
Eine effektive Patientensteuerung stellt die Ärztekammer in Form einer Pyramide dar: Auf der ersten Ebene steht dabei die Eigenversorgung der Patienten, danach soll als erster Schritt die telefonische Gesundheitsberatung 1450 kontaktiert werden. Erst dann sollen Hausärzte bzw. Primärversorgungseinheiten (PVE) aufgesucht werden. Es folgt der Facharzt, die Terminambulanz und an der Spitze, als letzte Instanz, der stationäre Bereich im Spital.
Niedermoser zieht hier vor allem auch die Patienten in die Verantwortung, diesen Versorgungspfad einzuhalten. „Jeder muss sich an die vorgegebenen Regeln halten. Und ich sage es in aller Deutlichkeit: Wenn wir so weitermachen oder sich Menschen nicht an den vorgegebenen Weg halten, dann kollabiert das System“, so der Ärztekammer-Präsident.
Wer sich nicht an diesen Weg hält, müsse finanziell zum System beitragen, fordert die Ärztekammer - Harald Mayer, Kurienobmann angestellte Ärzte, spricht hier sogar von der Übernahme der Vollkosten einer Behandlung durch den Patienten selbst.
ELGA besser nutzen
Zur Schonung der medizinischen Personalressourcen würde auch die Übertragung der Behandlungsdokumente in die elektronische Gesundheitsakte ELGA helfen, so Wolfgang Ziegler, Kurienobmann niedergelassener Ärzte. Wenn etwa ein Patient bereits umfängliche Beratung vom diplomierten Krankenpflegepersonal über 1450 erhalten hat, könnte die Datenübertragung des Beratungsprotokolls mittels ELGA den Hausarzt oder dem Spital bei einer schnelleren Behandlung unterstützen. Dieses System funktioniere im Bereich der Medikamente bereits sehr gut, so Ziegler.
Ärztekammer-Präsident Niedermoser appelliert auch an die Regierungsverhandler aus Oberösterreich: „Wir müssen das jetzt angehen! Die Medizin ist kein Bauchladensystem - man kann sich nicht das nehmen, was man will, man bekommt das, was zur Verfügung steht. Wenn die Regierung aber Maßnahmen schafft, können wir das bewältigen.“
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