„Wir sollten jede Chance für Gespräche mit Zeitzeugen nutzen“
SCHWERTBERG. Die Welt hat sich weitergedreht. Junge Menschen hören heutzutage kein Radio mehr, sondern beziehen Wissen und Informationen vielfach aus Podcasts. Jungunternehmer Moritz Kroboth hat die Erinnerungen von Hasenjagd-Zeitzeugin Anna Hackl nun in Form einer Podcast-Sendung zum Nachhören für die Zukunft konserviert.
Unermüdlich berichtet Anna Hackl von ihren Erinnerungen an die umgangssprachlich als „Mühlviertler Hasenjagd“ bekannte Menschenhatz des Februars 1945. 13 Jahre war sie alt, als ihre Familie unter Einsatz ihres eigenen Lebens zwei entflohene KZ-Häftlinge versteckte und ihnen somit das Leben rettete.
Eine Geschichte, die den 20-jährigen Moritz Kroboth tief bewegte, seit er vor vielen Jahren das erste Mal von ihr hörte. Historische Zusammenhänge haben den gebürtigen Münzbacher immer schon interessiert. Schon als Volksschulkind fragte er seinem Opa, der kurz vor Kriegsende von Hitlers erbarmungsloser Kriegsmaschinerie an die Front geschickt worden war, ein Loch in den Bauch. „Er war damals erst 16 Jahre alt. Also fast noch ein Kind“, zeigt sich Kroboth heute noch betroffen.
Zivildiener in der Gedenkstätte Mauthausen
Mittlerweile betreibt er als Jungunternehmer in Schwertberg gemeinsam mit Stefan Neugschwandtner die Marketingagentur „Social Agency“, die bereits zehn Mitarbeiter beschäftigt (Tips berichete). Seit April verrichtet der 20-Jährige in der KZ-Gedenkstätte seinen Zivildienst. Dort traf er im Frühsommer die 93-jährige Anna Hackl, die einen Vortrag für eine Schulklasse hielt.
„Ich hörte Frau Hackl gebannt zu und der Gedanke, ihre Worte in Form eines Podcasts einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ließ mich nicht mehr los“, erzählt Kroboth. Wer Anna Hackl kennt, weiß, dass sie keine Scheu vor modernen Medien hat. Rasch wurde mit professionellem Equipment der „Social Agency“ eine Sendung mit dem Titel „Zeitzeugin Anna Hackl über die Mühlviertler Menschenjagd 1945“ aufgenommen. Diese Woche ging sie online und ist seither auf allen gängigen Podcast-Plattformen (Spotify etc...) zu hören. Das Interesse war von Anfang an groß. Auch Schulen haben bereits angekündigt, den Podcast im Unterricht abzuspielen.
Podcast soll mit weiteren Zeitzeugen fortgeführt werden
„Meine Hoffnung ist, dass möglichst viele Menschen die mahnenden Worte von Frau Hackl hören. Solange es noch Zeitzeugen gibt, sollten wir jede Chance nutzen, mit ihnen zu reden und diese kostbaren Gespräche auch für die Zukunft bewahren“, so Kroboth. Geplant ist, den Podcast fortzuführen und Interviews mit weiteren Zeitzeugen zu produzieren.
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