Physik-Nobelpreis für gebürtigen Rieder Anton Zeilinger [Update: Ehrung durch die Stadt Ried]
RIED. Der in Ried geborene Quantenphysiker Anton Zeilinger (77) erhält den diesjährigen Nobelpreis für Physik. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag, 4. Oktober in Stockholm bekannt. Er wird gemeinsam mit dem französischen Physiker Alain Aspect und dem US-Physiker John F. Clauser unter anderem für Experimente mit verschränkten Photonen geehrt. Die Auszeichnung ist heuer so wie im Vorjahr mit zehn Millionen Schwedischen Kronen (knapp 920.000 Euro) dotiert.
Übergeben wird der Preis alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, in Stockholm.
Wie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften bekanntgab, erhält Zeilinger den höchsten Wissenschaftspreis der Welt insbesondere für seine bahnbrechenden Arbeiten zum quantenphysikalischen Phänomen der Verschränkung.
Zeilingers wissenschaftlicher Werdegang führte den gebürtigen Rieder unter anderem ans Massachusetts Institute of Technology MIT, die Technische Universität München und an das Collège de France sowie als Professor für Experimentalphysik nach Innsbruck und als Professor an die Universität Wien.
Seine Familie übersiedelte nach Wien, als er zehn Jahre alt war. Sein Vater, der später Rektor der Universität für Bodenkultur in Wien war, hatte in der Rieder Bahnhofstraße eine Dampfmolkerei und eine Eiergroßhandlung betrieben.
Nach Ried kommt Zeilinger zu gelegentlichen Verwandtenbesuchen, im Salzkammergut gründete er 2009 die „Internationale Akademie Traunkirchen“ eine Akademie nicht nur für junge Wissenschafter, sondern auch für Schüler, Lehrer und die Öffentlichkeit.
Ehrung durch die Stadt
Der Rieder Bürgermeister Bernhard Zwielehner spricht von vielen positiven Rückmeldungen, die die Stadt erreicht haben: „Wir überlegen uns, wie die Stadt diese Auszeichnung würdigen kann – natürlich müssen wir ihn noch fragen, ob er das überhaupt will. Es wäre uns eine Ehre.“
Im Gespräch sind laut Zwielehner unter anderem eine Namensgebung für die HTL oder das Bundesschulzentrum („Dr.-Anton-Zeilinger-Bildungszentrum“). Die Umbenennung von Straßen (Molkereistraße) oder Plätzen (Neptunbrunnen) sei etwas komplizierter, denn diese wurden bislang nur nach Verstorbenen benannt. Zwielehner: „Weitere Vorschläge sind willkommen – zuständig ist Kulturstadtrat Thomas Dim.“
„Mr. Beam“
Zeilingers Forschungsarbeiten konzentrierten sich insbesondere auf das Gebiet der quantenphysikalischen Verschränkung, die rätselhafte Verbindung zwischen zwei Teilchen, die unabhängig von ihrer Entfernung einen identischen Zustand annehmen. Weil dieses Thema Ähnlichkeiten mit dem Beamen aus Science-Fiction-Serien wie Star Trek hat, brachte ihm sein Experiment zur Quantenteleportation – bei dem allerdings anders als im Film keine Materie oder Energie übertragen wird – den Spitznamen „Mr. Beam“ ein (den er anfangs nicht besonders mochte).
Zeiliger gewann Erkenntnisse, die sich nicht zuletzt für zukünftige Anwendungen wie die Quantenkryptographie und das Quanteninternet als überaus wertvoll erwiesen. Dieses Anwendungspotential demonstrierte der Physiker in zahlreichen Experimenten, wie etwa 2017 mit dem weltweit ersten quantenkryptographisch verschlüsselten Video-Telefonat über zwei Kontinente zwischen Wien und Peking.
Auszeichnungen und Preise
Unter den zahlreichen Preisen und Auszeichnungen, die Zeilinger für diese Arbeiten erhielt, finden sich das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, der Descartes Preis der Europäischen Kommission, die Isaac Newton Medaille (UK), der Orden Pour le Mérite, der Israelische Wolf Preis und der chinesische Micius-Preis.
Von 2013 bis 2022 war Zeilinger Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Update 10.10.:
mögliche Ehrung durch die Stadt Ried
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