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Schwarz-grün: Technischer Direktor Lukas Brandl: „Wir brauchen Überzeugungstäter“

Walter Horn, 28.10.2024 16:45

RIED. Neu auf seinem Posten, aber nicht neu bei der SV Ried – das ist Lukas Brandl, der Technische Direktor der SV Ried.

Lukas Brandl setzt auf überdurchschnittliche Überzeugungstäter. (Foto: Eva Flotzinger)
Lukas Brandl setzt auf überdurchschnittliche Überzeugungstäter. (Foto: Eva Flotzinger)

Der 26-Jährige ist in der vierten Saison in Ried. Er begann als U18-Cotrainer, übernahm dann für zwei Jahre das „Projekt 12“, mit dem der ÖFB Spitzentalente in den Vereinen fördern will, und ist seit Juli Technischer Direktor.

Brandl kommt aus Mühldorf in Oberbayern, wo er auch Fußball spielte, aber schon als Schüler den Mini-Trainerschein machte und 2015, als 17-Jähriger, die Jugendmannschaft trainierte. Mit Anfang 20 entschied er sich, Trainer zu werden: „Da habe ich mehr Möglichkeiten als wenn ich ein Spieler wäre.“

Nach dem Studium der Bildungswissenschaften in Wien und zwei Semestern Fernstudium betreute er die U11 bis U14 bei Wacker Burghausen und koordinierte im DFB-Stützpunkt die Jahrgänge U11 bis U15. Nach dem Studium arbeitete er als Personaler in der Autobranche, suchte aber bald eine neue Herausforderung. Durch seinen Kontakt zum SVR-Sport-Geschäftsführer Wolfgang Fiala kam er zur SV Ried.

Obwohl ein Jahr später die Profis abstiegen, sei in der letzten Zeit „viel entstanden“. Brandl: „Ich fühle mich sehr wohl hier. Ich darf etwas mitgestalten und es kommen viele junge Spieler nach oben.“

„Spielidee einhalten“

Über seine Aufgaben sagt Brandl: „Meine Verantwortung ist, dafür zu sorgen, dass die Inhalte der Spielidee eingehalten werden.“ Dazu kommt der Austausch zwischen Akademie, Jungen Wikingern und Profis. In seinem Job verbringt Brandl normalerweise drei Tage in der Akademie und zwei Tage im Trainingszentrum bei den Profis. Am Wochenende beobachtet er die Teams (drei Mal Aka, Junge Wikinger und Profis): „An einem optimalen Wochenende sehe ich alle fünf Mannschaften.“

Brandl: „Mein Job ist, dass ich jeden Spieler kenne, beurteile, bewerte und entwickle und dadurch zur Kaderplanung beitrage. Max Senft bekommt von mir alle Informationen aus der Aka.“

Haltung

Die Rieder Fußballakademie muss sich im Zwei-Stunden-Umkreis gegen Linz, Wels, Salzburg und sogar München behaupten. Dadurch seien alle gefordert: „Den Status der Aka und der Profis haben wir erarbeitet – wenn wir das erhalten wollen, müssen wir überdurchschnittlich gut sein.“ Der Standort in einer Kleinstadt und die Entlohnung seien nicht die Argumente für die Fußballakademie, weiß Brandl und sagt daher: „Wir brauchen Überzeugungstäter!“

Zu diesen zählt Brandl das Trainerteam und Aka-Leiter Clemens Zulehner („ich bin sehr dankbar für die hervorragende Arbeit, die sie alle leisten“), aber bis zu einem gewissen Grad gilt es auch für die Spieler.

Die Spielidee wurde von Wolfgang Fiala und Lukas Brandl „maßgeschneidert“: „Sie passt gut nach Ried. Andere Ideen kopieren funktioniert nicht.“

Brandl erläutert: „Wir müssen verschiedene Arten von Potenzial entwickeln. Wir müssen offen sein, ob die Stärken des Spielers im athletischen oder technischen Bereich liegen. Die Idee darf nicht so eingeschränkt sein, dass es nur bestimmte Spieler schaffen.“

Für die Spieler sei die Haltung besonders wichtig: „ In Ried muss jeder Spieler, der in der Innviertel Arena spielt, bereit sein, auch als Stürmer bis zur Torlinie zu verteidigen. Die Haltung, sich für die Farben zu zerreißen, ist nicht verhandelbar!“

Als Beispiel nennt er Arjan Malic, der im Sommer zu Sturm Graz wechselte und jetzt Champions-League-Luft schnuppern darf: „Arjan musste bei uns in der U18 um jede Minute kämpfen. Er hat aber einen extremen Willen und die Haltung, die wir wollen. Daher haben wir ihn gefördert.“

Solche Transfers könne man nicht planen, sagt Brandl: „Aber wir können die Wahrscheinlichkeit erhöhen.“

Im Durchschnitt schafft es etwa ein Spieler pro Jahr dauerhaft zu den Profis. „Diesen Anteil möchten wir steigern. Zuletzt kamen bei der SVR sechs Spieler der Jahrgänge 2004 und 2005 zum Einsatz.“

Scouting

Eine Voraussetzung dafür ist gutes Scouting. Auch da müsse die SV Ried besser sein als andere: „Die offensichtlich guten Spieler sehen auch die anderen Klubs.“

Das Scouting funktioniert über klassische Spielerbeobachtung und Datensammlungen. „Den Live-Eindruck kann keine Statistik ersetzen. Aber wir haben nicht die Möglichkeit, jeden Markt abzudecken.“ Daher greift die SVR auch auf Daten verschiedener Anbieter zurück. Brandl: „Es hilft, wenn man sehr genau weiß, was man braucht, und eine einheitliche Spielidee hat.“

Bewertung

Für die weitere Karriere der Spieler ist die Bewertung durch die Trainer entscheidend. „Je jünger die Spieler sind, desto mehr schauen wir auf das Potenzial. Auch die Formulierung der Beurteilung ist konstruktiv und in die Zukunft gerichtet.“

Wichtige Faktoren sind die angesprochene Haltung und athletische Parameter. Brandl: „Weil man im Fußball leicht aneinander vorbeiredet, haben wir uns auf Begriffe geeinigt, die mittlerweile jeder Trainer auswendig kennt. Dadurch gibt es eine klare Vergleichbarkeit.“

Die Trainer wollen kein frühes Schubladendenken: „Der Fatalismus, dass es nur die Talente schaffen, muss vermieden werden.“

Ein wesentlicher Faktor zur Förderung der individuellen Stärken der Akademie-Spieler ist das Training am Montag. Das erfolgt in Kleingruppen, je nachdem, welche Fähigkeiten trainiert werden sollen. Darüber hinaus gibt es jeden Montag eine Sitzung mit allen Trainern, in der vor allem besprochen wird, wie sehr nach der Idee gespielt wird. Brandl: „Der Montag gehört den Spielern, nicht den Trainern.“

In den Bewerbsspielen der Aka-Teams soll ein Weg gefunden werden, die langfristige persönliche Entwicklung der Spieler mit aktuellen Erfolgen zu verbinden: „Wir spielen jede Woche auf Sieg und versuchen gleichzeitig, nicht ins Diktat der Ergebnisse zu kommen.“


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