Schwere Vorwürfe gegen ehemalige Energie Ried-Geschäftsführer [Update: Mo., 12.4., 13 Uhr]
RIED. Die neue Geschäftsführung der Energie Ried, Silke Sickinger und Anton Eckschlager, erhebt schwere Vorwürfe gegen ihre Vorgänger. Es geht um die Übermittlung falscher Daten an die Kontrollbehörde Energie Control Austria (E-Control). Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Der vorläufige Befund der neuen Geschäftsführer Silke Sickinger und Anton Eckschlager, die seit 1. Jänner 2021 die operative Spitze der Energie Ried bilden, habe ergeben, dass die ehemalige Geschäftsführung „zumindest 2020“, möglicherweise aber auch schon vorher, eine falsche Darstellung der Kennzahlen der Energie Ried an die Kontrollbehörde abgegeben habe.
„Geschönte Zahlen übermittelt“
In einer Aussendung der Energie Ried, die sich im Besitz der Stadtgemeinde Ried befindet, heißt es: „Sowohl bei den gemeldeten Netzlängen als auch bei den laufenden Kosten wurden geschönte Zahlen an die Energie Control Austria übermittelt.“
Die fehlerhaften Datenmeldungen betreffen die Zeit unter der Geschäftsführung von Helmut Binder und Siegfried Liebich, die gemeinsam 25 Jahre lang das Unternehmen geleitet hatten und mit Jahresende 2020 in Pension gingen (für beide gilt natürlich die Unschuldsvermutung).
Unter anderem sei gemeldet worden, dass das Erdgas-Netz der Energie Ried 148 Kilometer lang sei, obwohl es tatsächlich nur 110 Kilometer sind. Dadurch habe das Unternehmen im Abgaben-Verteilungssystem mehr Geld erhalten, als ihm zustehe.
Das wiederum könnte sich nicht nur auf die Bilanzen des Unternehmens, sondern auch auf erfolgsabhängige Teile der Gehälter sowie die Prämien und Abfertigungen ausgewirkt haben.
Ein simpler Fehler oder Zahlendreher, wie anfangs kurz vermutet wurde, sei das nicht. Gegenüber den OÖN sagte der Anwalt der neuen Geschäftsführung, Peter Vogl: „Wir wissen bereits, dass dies nicht aus Fahrlässigkeit passiert ist, sondern vorsätzlich geschah.“
Untersuchung läuft
Im Unternehmen ist die Untersuchung der Vorgänge bereits länger im Gange. Die Energie Ried hat bereits Anfang März, unmittelbar nach der internen Erhebung erster Fakten, das Gespräch mit der Energie Control Austria gesucht und um Mithilfe bei der Aufklärung gebeten, um „völlige Transparenz“ zu schaffen.
In der Schlussphase der Amtszeit von Binder und Liebich sollen zudem Zehntausende von E-Mails gelöscht worden sein – ein großer Teil davon konnte aber im Zuge der Untersuchungen wieder gesichert werden und wird ausgewertet.
Der genaue Umfang des Schadens sei wegen der zum Teil sehr komplexen Materie schwer zu schätzen, er könne aber mehrere Hunderttausend Euro betragen.
Erleichtert wurden diese Unregelmäßigkeiten durch das Fehlen eines funktionierenden internen Kontrollsystems. Nach derzeitigem Wissensstand sei laut Sickinger und Eckschlager eher auszuschließen, dass der überwiegend mit Politikern besetzte Aufsichtsrat Kenntnis von diesen Aktivitäten hatte.
Kein Schaden für Kunden
„Für die Kunden der Energie Ried ist keinerlei Schaden entstanden“, erklärten Sickinger und Eckschlager gegenüber den OÖN. Sie betonen, dass man um größtmögliche Transparenz und Sauberkeit bemüht sei und mit allen Behörden aktiv und vollumfänglich kooperieren werde.
Auch das Unternehmen dürfte in keiner Weise gefährdet sein; die Energie Ried verfügt über Rücklagen von etwa 30 Millionen Euro.
Die Rieder Politik verhielt sich bis zum Redaktionsschluss abwartend und ruhig, lediglich NEOS forderten am Montag eine Sondersitzung des Prüfungsausschusses.
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