Ein Denkmal namens "Eochsnbao" und wie sich eine Stadt ihrer Tradition als Handelszentrum besinnt
ROHRBACH-BERG. Das neue Wahrzeichen ist enthüllt, der Name gelüftet und auch das Festbräu verkostet: Am Freitag Abend feierte die heutige Bezirkshauptstadt das 700-jährige Marktjubiläum und erinnerte dabei vor allem an die Hochblüte des Viehhandels, die auch die weitere Entwicklung positiv beeinflusst hat.
Im Jahr 1320 hat Rohrbach das Marktprivileg erhalten, die Gründung selbst wird etwa 70 Jahre weiter zurückliegen, berichtete Festredner Roman Sandgruber, seines Zeichens Wirtschafts-und Sozialhistoriker und damit bestens mit der Geschichte seiner Heimatgemeinde vertraut. Damals sei eine Zeit des Wachstums und der Ortsgründungen gewesen. Drei Faktoren waren entscheidend für die weitere Entwicklung der Ansiedlungen: Neben Kirche und Grundherrschaft war dies vor allem das Marktrecht und damit der Handel mit Salz, Leinwand oder Vieh. „Der Viehhandel im Mittelalter war ein riesiges Geschäft“, erinnerte Sandgruber, „etwa 100.000 Rinder im Jahr zogen in riesigen Viehzügen von Ungarn bis nach Oberdeutschland oder weiter nach Straßburg. Eine diese Strecken führte durchs Mühlviertel.“ Und in Rohrbach mit einem der größten Marktplätze Oberösterreichs wurde gerne das Vieh zusammengetrieben, übernachtet und Handel betrieben.
Kleiner Mann am Steintisch
An eben diese Zeit erinnert das neue Denkmal und Wahrzeichen von Rohrbach-Berg, das bei dieser Gelegenheit enthüllt wurde: Der Viehhändler - auf den Namen „Eochsnbao“ (Ochsenbauer) getauft - zeigt einen Mann, der am Steintisch die Echtheit der Münzen überprüft. So wie es damals eben vor vielen Wirtshäusern üblich war. Für den Erschaffer des Kunstwerks, Gerhard Wünsche aus Pfarrkirchen, war es „eine wunderbare, historische Arbeit“, für die er viel recherchiert, Studien und Entwürfe gemacht hat, bis schließlich das Werk in der Gießerei Gugg in Straubing in Bronze gegossen wurde. Steinmetz Reinhard Wögerbauer hat dem 1,68 m großen Mann (wenn man ihn aufstellen würde) noch einen Steintisch nach historischem Vorbild verpasst und so sitzt er nun vor dem Gasthaus Dorfner, um zum neuen Symbol für das einstige Handelszentrum zu werden.
Rohrbacher Festbräu wie früher
Neben dem Denkmal wurde bei dem Festakt auch ein Leporello präsentiert, das 700 Jahre aus globaler und lokaler Sicht zeigt. An alte Zeiten erinnerte schließlich auch das Festbräu, das von Bürgermeister Andreas Lindorfer gekonnt angeschlagen wurde. Eingebraut wurde es nach historischem Vorbild und alten Rezepten in der Stiftsbrauerei Schlägl. Dort gibt es übrigens auch das Rohrbacher Bier, das in Flaschen abgefüllt erhältlich ist. „Wenn dieses weiterhin so guten Anklang findet, werden wir es auch weiter anbieten“, verkündete Betriebsleiterin Elfriede Haindl.
Aktiver Arbeitskreis
„Wir sind trotz Covid 19 einen Slalom gefahren an verschiedenen Aktivitäten, um das Jubiläum würdig zu feiern“, meinte Projektkoordinator Vizebgm. Manfred Stallinger abschließend. Verantwortlich dafür zeichnete ein aktiver Arbeitskreis rund um Ideengeber Anton Brand. Für Bürgermeister Andreas Lindorfer wiederum war die Feier auch ein Symbol dafür, dass „wir uns nicht unterkriegen lassen.“ Bei Krisen dürfe man nicht vor Angst erstarren, denn die Geschichte habe gezeigt, dass „der Mensch aus allen Krisen gestärkt hervorgegangen ist. Das werden wir auch jetzt wieder schaffen.“
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