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Hilfe für den Wald: Kalk ist erster Schritt zu mehr Bodengesundheit

Martina Gahleitner, 12.11.2024 12:16

MÜHLVIERTEL/OÖ. Vitale Wälder brauchen gesunde Böden. Ein wichtiger Schritt zur Bodensanierung ist die Waldkalkung, die in ganz Oberösterreich vorgesehen ist und vor wenigen Tagen im Böhmerwald gestartet wurde.

Etwa drei Tonnen Kalk werden pro Hektar Wald mittels Blasgerät ausgebracht. (Foto: Gahleitner)
  1 / 11   Etwa drei Tonnen Kalk werden pro Hektar Wald mittels Blasgerät ausgebracht. (Foto: Gahleitner)

Aufsteigende weiße Schwaden und weiß angehauchte Bäume müssen dieser Tage nicht unbedingt ein Zeichen von Nebel und Raureif sein. Denn es läuft die Kalkungsaktion, bei der mittels Verblasetechnik vom Boden aus trockener, kohlensaurer Magnesiumkalk, der auch im Biolandbau verwendet wird, in die Wälder eingebracht wird. Auf Forststraßen und Rücke-wegen ist der Unimog mitsamt Blasgerät der deutschen Firma Terracur unterwegs und bläst etwa drei Tonnen Kalk je Hektar aus.

Wichtig auf sauren Standorten

Das macht nur alle zehn Jahre Sinn und nur bei sauren, nährstoffarmen Standorten, für die etwa viele Heidelbeeren oder Heidekraut ein Anzeichen sind. Förster Sebastian Köppl erklärt: „Unsere Waldböden sind durch die Fichtenmonokulturen über mehrere Generationen stark versauert. Es verschwinden Regenwürmer als Bodenverbesserer, Baumkronen werden schütter und fahl und der Humusaufbau funktioniert nicht ordentlich. Der eingebrachte Magnesiumkalk, der langsam an den Waldboden abgegeben wird, erhöht den PH-Wert und fördert das Bodenleben.“ Das funktioniert, ergänzt Köppl. Nach früheren Waldkalkungen zeigten sich eine verbesserte Bodenvegetation und breitere Jahresringe an den Bäumen.

Organisiert vom Forsttechnischen Dienst der Bezirkshauptmannschaft Rohrbach und gefördert vom Land OÖ, werden insgesamt 180 Hektar Wald im Bezirk Rohrbach gekalkt. In ganz Oberösterreich sind es 800 Hektar, wobei etwa zwei Drittel der behandelten Flächen im Mühlviertel liegen.

Nur ein erster Schritt

Die Kalkung kann aber nur ein kurzfristiger, erster Schritt sein, um die Nährstoffversorgung zu stabilisieren und die Bodenqualität zu verbessern. „Langfristig braucht es mehr Laubbäume, denn durch den Laubfall wird das Bodenleben aktiviert. Die Buche etwa, die hier vielerorts fehlt, erschließt tiefere Bodenschichten und bringt Nährstoffe zurück in den Kreislauf“, berichtet der Förster aus Sarleinsbach. Waldbesitzer werden in diesem Sinne beraten.

Biomasse im Wald lassen

Wichtig ist auch, dass Biomasse im Wald bleibt: „Dünne Äste, Wipfel, Nadeln müssen liegen bleiben, denn sonst entzieht man den Bäumen ständig die Nährstoffe. Den Wald darf man nicht zusammenräumen.“ Die Ganzbaummethode, bei der der Baum zur Gänze aus dem Wald gebracht wird, sieht er sehr kritisch und besorgniserregend, „das ist das Schlechteste für den Waldboden überhaupt.“


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