Lokalaugenschein: Zu Besuch in der neugestalteten Kirche in Oberneukirchen
OBERNEUKIRCHEN. Ab 15. Mai dürfen auch im Bezirk wieder Messen in den Kirchen abgehalten werden. Tips hat dies zum Anlass genommen, um gemeinsam mit Pater Wolfgang Haudum die rundum renovierte Kirche in Oberneukirchen zu besuchen.
Eigentlich hätte die neugestaltete Kirche Mitte März eingeweiht werden sollen – doch aufgrund der Corona-Krise kam alles anders. Und so stand das Gotteshaus in Oberneukirchen in den vergangenen Wochen leer. Ein Umstand, der sich bald ändern soll, denn ab 15. Mai sind Messen vor Ort wieder erlaubt. Tips hat das zum Anlass genommen, um sich mit Pater Wolfgang Haudum zu einem Rundgang zu treffen.
Rückblick auf die Anfänge
Dabei blickte der Pfarrer noch einmal auf die Anfänge des großen Projektes zurück: „Ich bin zu Beginn des Jahres 2016 als Pfarrer nach Oberneukirchen gekommen und da hat es schon Vorüberlegungen gegeben, die Kirche zu restaurieren.“
Damals gab es aber noch ein Problem: denn ein starker Wurmbefall wütete in der Kirche, in den Bänken und bei den Altären. Außerdem, so erzählt Pater Wolfgang, seien die Elektroinstallationen sehr grenzwertig gewesen. „Ich habe das Projekt dann übernommen und wir sind mit den ganzen Institutionen in die Gespräche gegangen.“ Konkret betraf dies vor allem das Bundesdenkmalamt, die Diözese und das Baureferat. Außerdem mussten die liturgischen Fragen geklärt werden und das Kunstreferat musste eingebunden werden.
Altar in der Mitte platziert
Nachdem die Idee, auch pfarrliche Räume in die Kirche zu integrieren, vom Bundesdenkmalamt abgelehnt wurde, entstand die Idee, eine Lösung nach dem Vorbild des Linzer Doms zu finden. „Sprich mit dem Altar, in dem Fall den Volksaltar, in die Mitte des Raumes zu gehen und rundherum die Bänke anzuordnen.“ Eine Idee, die weiterverfolgt wurde.
Und so kam es schließlich zu einem Künstlerwettbewerb, bei dem sich Sofie Thorsen aus Wien durchsetzen konnte. Mit der Gestaltung traf man dabei eine mutige Entscheidung, ist sich Pater Wolfgang sicher und verweist auf die Gestaltung des Altarraumes, wo etwa der Altar auf dünnen Metallstäben steht. Ein Konzept, dass sich durch die gesamte Gestaltung zieht.
Doch die Anordnung diese Stäbe kommt nicht von irgendwo, wie der Pfarrer Tips erklärt: Thorsen habe sich am Grundriss der Kirche, an tragende Säulen und Eckpfeilern orientiert. Selbst das Altartuch nimmt auf dieses Konzept Bezug, darauf abgebildet: die Rippen am Gewölbe der Kirche.
Was den Altar betrifft, hat Pater Wolfgang außerdem noch eine schöne Zusatzinformation: denn der Volksaltar steht jetzt wieder in etwa dort, wo auch jener in der alten Kirche - als in jener vor dem Ausbau rund um 1900 - gestanden ist. Diese Entdeckung habe man bei Grabungsarbeiten gemacht, bei denen die Fundamente der alten Kirche gefunden wurden.
Das Thema Bänke
Besonders intensiv sei bei der Renovierung übrigens das Thema Bänke diskutiert worden. „Wir wollten ursprünglich neue Bänke haben, dann hat aber das Bundesdenkmalamt und auch das Kunstreferat der Diözese sehr dafür plädiert, die alten vorhandenen Bänke umzubauen“, erinnert sich Haudum, der sich heute mit dem Endergebnis sehr zufrieden zeigt.
400 Sitzplätze sind jetzt in der Kirche vorhanden, die vorderen Reihen können ebenerdig betreten werden, hinten gibt es ein Podest. Sollten mehr Plätze benötigt werden, so gibt es an den Wänden noch weiter Bänke, die hervorgeschoben werden können.
Moderne Technik
Aber nicht nur bei der räumlichen Gestaltung wurde auf Modernität gesetzt. Neben einem eigenen WC wurden auch bei der Technik Neuerungen vorgenommen: eine neue Beleuchtung, eine neue Tontechnik und zwei Beamern samt Leinwänden sind vorhanden. Auch bei der Heiztechnik auf modernere Lösungen gesetzt: Während der Altarbereich über eine Bodenheizung verfügt, werden die Sitzbänke mit Infrarotpaneelen geheitzt. Damit ersetzte man die Warmluftheizung, bei der früher kurz vor dem Gottesdienst warme Luft in den Raum geblasen wurde - ein Vorgehen, dass vor allem für das Raumklima sehr schlecht gewesen sei.
Viel Unterstützung
Auf die Frage, ob es in der Pfarrgemeinde Bedenken gegenüber des neuen Konzepts gab, sagt Pater Wolfgang: „Überraschenderweise kaum. Die Pfarre und die Gremien sind sehr offen gewesen und haben die Entscheidungen, die dann auch immer wieder besprochen und kommuniziert werden mussten, sehr gut mitgetragen.“ Dennoch sei er sich sicher, dass die Gestaltung nicht nur Akzeptanz finden werde.
Aber nicht nur das Konzept habe viel Unterstützung erhalten - unterstützt wurde man auch tatkräftig bei den Arbeiten selbst. „Die Leute sind nicht nur hinter dem Konzept gestanden, sondern sie haben sich auch arbeitsmäßig sehr eingebracht“, erinnert sich der Pfarrer.
Unzählige, freiwillige Arbeitsstunden - Haudum schätzt zwischen 2.500 und 3.000 Stunden - hätten Bürger und beispielsweise auch die Feuerwehr in die Kirchenarbeiten investiert.
Die Kosten
Was die Kosten des Gesamtprojekts angeht, sei zwar die Abrechnung noch nicht bekannt, die geschätzten Kosten würden sich aber auf 1,8 Millionen Euro belaufen. Davon werde mehr als die Hälfte vom Stift Wilhering und von der Diözese übernommen. Zusätzlich gäbe es auch Unterstützung vom Land und vom Bundesdenkmalamt. Trotzdem bleibt der Pfarre selbst eine große Summe, die sie selber aufzubringen hat. Positiv sei, dass es hier viel Spendenbereitschaft gäbe.
Wunsch für die Zukunft
Nachgefragt, was sich Pater Wolfgang nun für die Zukunft wünscht, sagt dieser abschließend: „Jetzt unmittelbar wünsche mich mir, dass wir Leben in die Kirche bringen“.
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