Stoff für Diskussionen: Hausapotheken zulassen oder nicht?
ATTERSEE. Etwa 100 Interessierte sind der Einladung zum Informations- und Diskussionsabend am Gemeindeamt Attersee gefolgt. Die Diskussion zum Thema Hausapotheken wurde kontrovers geführt, nicht zuletzt aufgrund der zahlreich anwesenden Apotheker.
Hausärztin Birgit Beyer erläuterte ihre Motivation, sich für eine Änderung des Apothekengesetzes einzusetzen. In Attersee kennt man es: Nach dem Arztbesuch muss die nächste diensthabende Apotheke aufgesucht werden. Das ist zu normalen Zeiten schon schwierig, zumindest für die ältere und kranke Bevölkerung. „Schlimm wird es für die Patienten jedoch nach Abendordinationen, am Wochenende, nachts oder bei Hausbesuchen. Wenn man dann noch 20 Kilometer nach Timelkam in die Apotheke fahren muss, wird es schwierig. Ich verstehe das“, so Hausärztin Birgit Beyer.
Ohne Kilometer-Begrenzung
Unzählige Patienten haben ihr in den vergangenen Jahren ihr Leid geklagt, dass man es als großen Vorteil sehen würde, die Medikamente, so wie bei vielen umliegenden Kollegen, auch bei ihr in der Ordination erhalten zu können. „Daher habe ich den Entschluss gefasst, mich an einer überregionalen Bürgerinitiative zu beteiligen, die sich für das Anliegen meiner Patientinnen und Patienten einsetzt“, so Beyer. Etwa 300.000 Menschen in Österreich haben zwar einen Hausarzt in ihrer Gemeinde, aber genauso wie in Attersee weder eine Hausapotheke noch eine öffentliche Apotheke, also keine Medikamentenversorgung. Diese Bürgerinitiative möchte das ändern. Die politische Forderung lautet, ärztliche Hausapotheken in allen Einarztgemeinden ohne Kilometergrenzen oder sonstige Einschränkungen zu ermöglichen. Mehrere Abgeordnete aus Landtag und Nationalrat beteiligten sich ebenfalls an der kon-trovers geführten Diskussion. Die anwesenden Apotheker setzten sich dafür ein, zunächst einmal alle Möglichkeiten der bestehenden Gesetzeslage auszunutzen. Schließlich dürfte man die Apotheken auch wirtschaftlich nicht gefährden, denn sie seien eine wichtige Stütze für die Gesundheitsversorgung in ganz Österreich.
Warum diskutieren wir so lange herum?
Eine fast hundertjährige Patientin von Doktor Beyer brachte es abschließend auf den Punkt: „Das ist eine komische Diskussion. Ich habe niemanden mehr, was soll ich machen? Ich komme gerade noch ohne fremde Hilfe zur Frau Doktor. Warum kann ich dort meine Medikamente nicht mitnehmen? Wer ist dafür eigentlich zuständig?“ Auf die Information, dass das der Nationalrat wäre, kam unter großem Beifall ihr Schlusskommentar: „Dann macht endlich ein g“scheites Gesetz. Warum diskutieren wir so lange herum?“
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