Dodgeball: Im Gespräch mit Weltmeister Sebastian Grill
OTTENSCHLAG. 30 Minuten, fünf Bälle, zwei mal sechs Spieler, ein Ziel: die gegnerische Mannschaft zu „eliminieren“. Die Rede ist von Dodgeball, auch „Völkerball 2.0“ genannt. Sebastian Grill aus Ottenschlag hat sich mit dem Nationalteam den Weltmeistertitel in New York geholt. Wir wollten von ihm wissen, wie er diese erlebt hat und worauf es bei der noch jungen Sportart „Dodgeball“ ankommt.
„Die Weltmeisterschaft war sehr anstrengend, wir hatten zehn Matches in eineinhalb Tagen, insgesamt also ein sehr straffes Programm - organisatorisch leider ein wenig fehlkalkuliert“, meint Sebastian Grill. Er holte mit dem Dodgeball-Nationalteam am 4. August den WM-Titel in New York. Gerechnet haben sie damit nicht. Der Gedanke, dass es möglicherweise dazu reichen könnte, kam erst auf, als der Finalgegner Malaysien feststand, den die Österreicher in der Gruppenphase schon einmal bezwungen hatten. „Real ist dieser Traum erst in den letzten zwei Spielminuten geworden, als unsere Führung nicht mehr abzugeben war“, freut sich der 26-Jährige aus Ottenschlag.
Er selbst könne es - auch Monate danach - noch immer nicht fassen: „Ich bin schon sehr stolz auf mich und mein Team, es ist einfach ein überwältigendes Gefühl.“
Vom Funbewerb ins Nationalteam
Hierzulande ist Dodgeball nur wenigen ein Begriff. Sebastian Grill, der Sport und Englisch auf Lehramt studiert, ist durch einen guten Freund auf die Ballsportart gestoßen. „Wir haben mal an einem Funbewerb teilgenommen, dürften hier relativ überzeugend gewesen sein und sind dabeigeblieben.“ Irgendwann wurde beim Training des Nationalteams vorbeigeschaut - der Rest ist Geschichte.
So spielte Grill 2014 sein erstes Turnier und bestritt 2015 seine erste Europameisterschaft im Nationalteamkader in Nordirland. „Damals spielten wir noch mit drei Bällen, aber die Sportart entwickelt sich stetig weiter, mittlerweile sind fünf Bälle im Spiel.“ Überhaupt handle es sich dabei um eine sehr schnelle und taktische Sportart, wo die eigenen Reflexe stark gefordert werden. „Das darf man nicht unterschätzen, die zwei mal 15 Minuten sind total anstrengend, man hat durchgehend Adrenalin im Körper“, meint Grill. Ein guter Dodgeballspieler sollte seiner Meinung nach relativ fit, schnell und wendig sein und ganz wichtig: einen klaren Kopf in jeder Situation bewahren können.
Dodgeball - kurz erklärt
Dodgeball erinnert stark an das bekannte „Völkerball“ und ist ein Ballsport, bei dem die Spieler, ähnlich wie beim Völkerball, die gegnerischen Spieler abschießen, den fünf Bällen im Feld ausweichen oder diese fangen sollen. Sobald ein Team die Überzahl an Bällen hat, sind diese im Zugzwang und müssen diese innerhalb einer gewissen Zeit loswerden. Spielzeit ist zwei mal 15 Minuten. „Es gilt möglichst wenig Bälle zu werfen, diese aber sehr gezielt einzusetzen. Alles in allem geht es sehr schnell zur Sache“, weiß der Nationalteamspieler.
Funbewerbe
Aber auch Spaß wird hier großgeschrieben, so zählen Funbewerbe abseits von Europa- oder Weltmeisterschaften zum Fixpunkt. Mit „Funregeln“, in lustiger Montur und mit einer bisschen langsameren Gangart können sich auch Laien daran erfreuen. „Gleichzeitig ist es auch für das Publikum sehr unterhaltsam“, grinst Grill.
EM in Italien wartet
Der 26-Jährige möchte der Sportart und dem Nationalteam auch die nächsten Jahre treu bleiben. „Ich hoffe, dass wir noch Erfolge an der Weltspitze feiern können und dass Dodgeball in naher Zukunft auch bei uns ankommt und sich etabliert.“ Auch wenn sich das „Völkerball 2.0“ vor allem bei der Jugend immer größerer Beliebtheit erfreut - derzeit fungieren alle noch auf unbezahlter Basis, die Teilnahme an Großveranstaltungen wird selbst gestemmt.
Die sportliche Verschnaufpause ist nur kurz: Ende Oktober geht die EM in Lignano (Italien) über die Bühne und dafür wird bereits fleißig trainiert.
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