Europaweite Neuheit kommt aus kleiner Messerschmiede in Neufelden
NEUFELDEN. Wo fängt man eigentlich damit an, so großartige Kunstwerke zu beschreiben, wie sie in einer kleinen Schmiede in Neufelden entstehen? Am besten bei dem Mann, der sie macht: David Wolkerstorfer (26). Der Student macht Messer, die sogar das Interesse der Fachwelt auf sich ziehen.
Aber von Anfang an: „Wir waren als Kinder immer draußen unterwegs und hatten Messer eingesteckt. Da begann meine Liebe zu dem Werkzeug.“ Nach dem Gymnasium lernte er in der HTL Neufelden das Schmiedehandwerk kennen. „Wir hatten in der Werkstatt wahnsinnig traumhafte Lehrer, die mir geholfen haben, meine erste Feldschmiede zu bauen. Da habe ich dann die ersten “Aufträge„ für Freunde gemacht“, erzählt der Hobbyschmied, der in Linz Industriedesign studiert.
Viel Fluchen und viel Arbeit
Lernen kann man das Messerschmieden heute kaum mehr wo. Darum hat er begonnen, viel über das Schmiedehandwerk zu lesen und es einfach zu probieren. „Inzwischen ist es aber auf jeden Fall so, dass ich keinen Qualitätsvergleich mehr mit anderen Schmieden zu scheuen brauche“, behauptet er stolz. Dass dem so ist, beweist auch die Tatsache, dass die Messer-Fachwelt bereits auf den jungen Neufeldner aufmerksam geworden ist. Und zwar, weil er als Erster in Europa eine besondere Neuentwicklung fertiggebracht hat: Die Kombination aus Stahl und Kupfer. „Die Schwierigkeit dabei ist, dass die Kupfereinlage schon fast davonrinnt, wenn der Stahl gerade erst beginnt weich zu werden. Unzählige Fehlversuche und jede Menge Flucherei hat es mich gekostet, bis es endlich gepasst hat“, schmunzelt er zurecht stolz. Ein internationales Messermagazin präsentiert diese Neuheit demnächst in einer seiner Ausgaben.
Wie Ostern und Weihnachten
Dabei konzentriert sich der Schmied hauptsächlich auf die Damaszener-Technik, die besonders ungewöhnliche Muster auf der Klinge erscheinen lässt – und zwar durch die Kombination verschiedener Materialien. „Ich verwende beispielsweise hellen und dunklen Stahl oder eben auch Stahl und Kupfer in mehr oder weniger Lagen. Zum Abschluss werden die Klingen in ein Säurebad getaucht und da kommen dann erst die Muster hervor, da sich jedes Material unterschiedlich verfärbt. Das ist jedes Mal wie Ostern und Weihnachten gleichzeitig, weil ich selber auch nie genau weiß, was zum Vorschein kommt“, strahlt Wolkerstorfer.
Mammut-Elfenbein und Napoleons Kanonenkugel
Hauptsächlich kommen aus seiner Schmiede Sonderanfertigungen wie zum Beispiel Jagd- und Küchenmesser. Dabei ist es ihm besonders wichtig, dass von A bis Z alle Arbeitsschritte von ihm selbst erledigt werden. Deshalb möchte er demnächst sogar seinen eigenen Stahl schmelzen. „Da helfen mir zwei Kollegen, einen keltischen Schmelzofen zu bauen“, freut er sich schon. Aber auch bisher hat er schon ungewöhnliche Materialien verarbeitet. Bio-Angusrinderknochen aus St. Ulrich beispielsweise werden von ihm eingefärbt und zu Messergriffen veredelt. Aber es geht noch exklusiver: „Derzeit arbeite ich an einem Griff aus Mammut-Elfenbein, das aus dem Permafrost Sibiriens ausgegraben wird. Oder für eine Klinge habe ich beispielsweise eine 200 Jahre alte Kanonenkugel aus den napoleonischen Kriegen eingeschmiedet. Und ein befreundeter Jäger wollte die Patronenhülsen seiner ersten Jagderfolge im Messer haben. Daraus habe ich dann die Beschläge gegossen. Das war übrigens das aufwändigste Werk bisher. Es hat mich 75 Arbeitsstunden gekostet.“ Aktuell arbeitet er an einem Essbesteck aus selbst legiertem Bronze, das er bis zur Serienreife entwickeln will.
Standortsuche in der Region
Natürlich sind seine Freunde, Familie und selbst die bekannte Haubenküche des Mühltalhofs bereits mit seinen Messern ausgestattet. Im Februar hat David Wolkerstorfer das Gewerbe angemeldet, ist aber noch auf der Suche nach einem fixen Schmiede-Standort in der Region.