Nächstes Mariendom-Großprojekt: Gemäldefenster werden bis 2030 restauriert
LINZ. Sie sind ein großartiger Blickfang, die „Brücke zwischen Erde und Himmel“, so Bischof Manfred Scheuer. Die Rede ist von den 100 historisch wertvollen und detailreich gestalteten Gemäldefenstern im Mariendom Linz. 29 dieser farbenfrohen Fenster werden nun im Rahmen eines Großprojektes restauriert – bis 2030 wird diese Herkulesaufgabe dauern.
Nachdem die Sanierung des Mariendom-Turms im Jahr 2021 wie geplant abgeschlossen werden wird, ist das nächste Großprojekt der umfassenden Arbeiten zum Erhalt des Mariendom Linz gestartet. Ein großer Teil der 100 Gemäldefenster im Dom müssen restauriert werden. Diese stammen, wie auch der Dom selbst, aus fünf Bauetappen.
„Fenster erzählen Landesgeschichte“
Die Glasfenster seien eine „Brücke zwischen Erde und Himmel“, eine „Kombination aus Glaubensbekenntnis, historischem Kontext und oberösterreichischem Lokalkolorit“, so Bischof Manfred Scheuer. „Die Sanierung bietet die Gelegenheit, die zahlreichen Geschichten, die sich um die Bilder ranken, zu erzählen“, damit der Dom lebendig bleibe und seine Strahlkraft zur Geltung komme. Auch Dompfarrer Maximilian Strasser unterstreicht die Geschichten, die die Fenster erzählen – von der Geschichte der Diözese Linz über die Erbauung des Mariendoms bis zu Abbildungen von Klöstern und Stiften des Landes – „jenseits aller religiösen Einstellungen spricht das die Leute an“, so der Dompfarrer, der Führungen dazu anbietet.
Der Vorsitzende der Initiative „Pro Mariendom“ zum Erhalt des Wahrzeichens, LH a.D. Josef Pühringer, unterstreicht die Bedeutung des Doms, auch bei diesem Großprojekt will „Pro Mariendom“ wieder einen „wesentlichen Gesamtbeitrag leisten. Der Dom ist ein Stück oberösterreichischer Identität und Teil der Geschichte. Die Fenster erzählen auch Landesgeschichte, unendliche viele Geschichten“, so Pühringer.
29 Fenster brauchen bis 2030
Restauriert werden 29 detailreich gestalteten Fenster, in einem Zehn-Jahres-Programm bis 2030. Maximal drei Fenster pro Jahre können geschafft werden. Die Gesamtkosten der Restaurierung belaufen sich auf 1,5 Millionen Euro.
Betroffen sind die Fenster im Bereich des Hochchores und auf der Westseite des Doms. Den Anfang machten dieses Jahr die Fenster „Stift Wilhering“, und „Stift St. Florian“ im Querschiff sowie das Fenster „Sendung des Heiligen Geistes“ im Hochchor.
Modellprojekt, Schutzverglasung kommt
Durchgeführt wird die Restaurierung in Zusammenarbeit mit der Glasmalerei Stift Schlierbach, fachlich begleitet vom Bundesdenkmalamt und Kunsthistorikerin Christina Wais. Entfernt werden müssen typische zeitliche Beschädigungen durch Wetter, Abgase, Vogelkot und Umweltverschmutzung aus fast 150 Jahren Industrialisierung. Dazu kommen aber auch Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg durch Granatsplitter. „Die Malerei selbst ist in gutem Zustand, nach so langer Zeit leidet aber auch die Statik“, erläutert der Geschäftsführer der Glasmalerei Stift Schlierbach Robert Geyer-Kubista.
Nach der Restaurierung werden die Glasfenster durch eine kaum merkbare, spezielle Schutzverglasung an der Außenseite, leicht wellig und dadurch mit reduzierter Spiegelwirkung, geschützt. „Der große Vorteil: Die Malerei wird erhalten, das Kondensat mit Schmutz tritt nicht mehr direkt auf der Malerei auf, diese ist keiner Witterung mehr ausgesetzt.“ Durch die Schutzverglasung werde der Renovierungszyklus von 70 bis 100 Jahre bei solchen Fenstern wesentlich verlängert werden können, so auch Dombaumeister Wolfgang Schaffer.
Das Großprojekt wird aber auch ein Modellprojekt für die Restaurierung neugotischer Gemäldefenster. Es wird kartiert, wo welche Schäden aufgetreten sind, es wird gemeinsam entschieden, wie die Schäden behandelt werden – so entsteht ein Konzept für die gesamte Restaurierung, das künftig auch bei anderen Restaurierungen angewendet werden soll. „Das ist sicher zukunftsträchtig österreichweit“, so Geyer-Kubista.
Mithilfe erbeten
Corona hat auch jäh die Aktionen unterbrochen, um die Finanzierung der Mariendom-Sanierung auf die Beine zu stellen, so Pro Mariendom-Vorsitzender Josef Pühringer. „Wir hoffen wieder durchstarten zu können in den nächsten Monaten.“ Die Initiative bittet auch für die Restaurierung der Gemäldefenster um Unterstützung, „um ein Stück oberösterreichische Kunstgeschichte für die kommenden Generationen zu erhalten.“
So soll im Mai eine Domlotterie starten, am 27. Juni sollte es - sofern es die Covid-Regelungen erlauben – ein großes Benefizkonzert mit dem Bruckner Orchester unter der Leitung von Dennis Russell Davies und einem Zusammenschluss mehrerer renommierter Linzer Chöre geben.
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