Dienstag 10. Dezember 2024
KW 50


Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Eishockey-Krise: Das sagen die Fanclub-Obmänner

Victoria Preining, 24.04.2020 16:10

LINZ. Im Tips-Interview mit den Fanclub-Obmännern Stefan Lempradl (Fanclub Overtime) und Andreas Reindl (Fanclub Powerplay Enns) erklärten diese, wie es zu der Entscheidung kam, den Eishockey-Verein Linz zu unterstützen. Dabei sprachen die beiden auch für den bei dem Termin leider verhinderten, dritten Obmann im Bunde - Daniel Wolkerstorfer von Bully:Absolut.

Symbolfoto: Martin Cloutier/shutterstock.com
Symbolfoto: Martin Cloutier/shutterstock.com

Eines stellten die beiden Obmänner im Gespräch mit Tips von Anfang an klar: die Entscheidung, den Weg des Eishockey-Verein Linz und nicht jenen der Black Wings unter der Führung von Peter Freunschlag zu unterstützen, sei nichts persönliches gegenüber Letzterem. „Da ist null Antipathie gegen Peter“, betont etwa Andreas Reindl. Auch gehe es nicht um „gut oder böse“, erklärt Stefan Lempradl. Beide nahmen sich vergangene Woche für einen Videochat Zeit.

Viele Gespräche

Aber alles von vorne. Am Beginn der Krise standen bei Stefan Lempradl, Obmann des Fanclub Overtime, viele Telefonate. Das Ziel: sich auf diesem Weg ein genaues Bild von der Ist-Situation machen zu können: „Ich habe in den letzten Wochen mit allen Seiten telefoniert. Sprich sowohl mit Karl Egger, Christian Perthaler als auch Peter Freunschlag als auch Konrad Linner. Ich habe dort etliche Gespräche geführt, habe das auch mit geschrieben und quasi an meine Obmann-Kollegen weitergeteilt. Dann haben wir beratschlagt, was wir glauben, was jetzt die schlaueste Situation ist“, erzählt Lempradl. Dabei wurden beide Konzepte - jenes der sogenannten „Opposition“ als auch jenes von Peter Freunschlag - unter die Lupe genommen.

Schließlich fiel die Wahl auf den Eishockey-Verein Linz. Einer der Hauptgründe war laut Reindl vor allem von wirtschaftlicher Natur. Es sei nicht um Sympathien gegangen, sondern darum, dass sich immer mehr Sponsoren von den Black Wings unter Peter Freunschlag abwandten. „Und da haben wir gesagt, egal ob Sympathie oder nicht - ohne Geld wird es kein Profi-Eishockey geben. Und da waren extrem viele Sponsoren, die öffentlich erklärt haben: mit ihm sicher nicht mehr.“

Bezüglich einer Sache habe Freunschlag Stefan Lempradl allerdings enttäuscht: “Wir haben ihm zur Ist-Situation Fragen gestellt, er hat sie beantwortet - mit der Bitte, dass das unter uns Vier bleibt. Und er hat das Ganze dann veröffentlicht. Als wir dann geschrieben haben, dass wir das Konzept der Vizes wirtschaftlich besser finden und das veröffentlicht haben, habe ich ihm das ein paar Minuten zuvor per Mail geschrieben. Die Nachrichten haben es dann sehr schnell auf Facebook gesehen und es veröffentlicht.“ Daraufhin habe er von Freunschlag eine Nachricht erhalten, in der sich dieser von der Vorgehensweise der Fans, nämlich dass er die Nachricht gleichzeitig wie die Medien erhalten habe, enttäuscht zeigte.

Kaum Schritte umgesetzt

Kritisch sieht Lempradl auch, dass die angekündigte Schritte, wie etwa eine Demokratisierung, von Freunschlag bisher nicht umgesetzt worden seien. „Es ist bis heute nichts passiert. Ein großes Thema von Peter war, das Sportliche und das Wirtschaftliche zu trennen. Bis jetzt ist nur Gregor Baumgartner als Leiter präsentiert worden. Sonst ist noch nichts umgesetzt worden von dem Konzept.“

Ein weiterer Faktor sei außerdem die Philosophie gewesen, wie es in Zukunft weitergehen soll. Reindl: „Wir waren sofort einer Meinung, dass jetzt wieder alles hinzuschmeißen und wieder alles neuzustarten, nicht sehr viel Sinn macht. Es war zwar in der letzten Saison nicht alles eitle Wonne und wir haben uns oft geärgert, aber wir haben eine positive Entwicklung gesehen.“ So hätte es nach Ansicht der Obmänner in Zukunft eher darum gehen sollen, den eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen, den Trainer zu halten und die Mannschaft zwar punktuell zu verstärken aber nicht erneut alles von vorne zu starten. 

Lempradl: “Vor allem weil ja auch immer gefordert wurde, es gehören junge Österreicher eingebaut, sie sollen Schlüsselrollen erhalten. So, jetzt hatten wir einen Trainer, der das gemacht hat. Es haben die jungen Österreicher viel Eiszeit bekommen, sie haben von der ersten bis zur vierten Linie alles durchgespielt, Powerplay, Unterzahl – und dann sagt man, damit sind wir nicht zufrieden, wir schmeißen den Trainer raus. Also da frage ich mich was da neu präsentiert werden soll und wo der neue Weg hinführen soll.“

Start der Aktion „#Neustart“

Um ihre Unterstützung für den neuen Weg auch klar zu zeigen, starteten die Fans schließlich vergangene Woche die Aktion „#Neustart“. Dazu wurde für Facebook etwa ein eigener „Bilderrahmen“ für das Profilbild entwickelt. Wie es dazu kam? „Der Hintergrund ist ganz einfach. Gerade in Social-Media-Zeiten sind negative Stimmen immer sehr schnell geschrieben, weil man es entweder aus einer Emotion oder aus einer festen Überzeugung schreibt – das ist auch alles okay und legitim. Aber wenn man einem Thema zustimmt, dann schreibt man meistens nichts“, so der Overtime-Obmann.

Die Befürchtung von Lempradl: durch die vielen Negativ-Kommentare könne gerade bei Sponsoren eine schiefe Optik entstehen. „Darum finde ich es gut, wenn die Leute, die dem positiv gestimmt sind, das auch mit einem positiven Kommentar belegen. Das ist auch der Grund, warum wir gesagt haben, wir starten diese Hashtag-Aktion. Einfach das man sieht, es gibt nicht nur die Leute, denen es wurscht ist oder die dagegen sind, sondern der überwiegende Großteil dafür ist und auch Flagge bekennt.“

Vermittlerrolle

Und auch bei dem - immer noch laufenden - Streit zwischen den beiden Seiten wollten die Fanclub-Obleute bis zuletzt vermitteln, um doch noch eine Lösung finden zu können. 

Doch der Versuch scheint nicht geglückt zu sein, wie ein aktuelles Posting vom heutigen Freitag, den 24. April, auf den Facebook-Seiten der Fanclubs zeigt, in dem es heißt: 

„Liebe Fanclub-Mitglieder,

wie ihr aus den Medien entnommen habt, haben wir Fanclub-Obmänner mit allen Beteiligten telefoniert und uns für ein oder mehrere Vermittlungsgespräche angeboten. Von Seiten der EVL wurden Bedingungen gestellt, die vom EHC abgelehnt wurden. Daraufhin wurden gemilderte Bedingungen gestellt, diese wurden dann ebenfalls wieder teilweise abgelehnt bzw. wurde in Aussicht gestellt diese vielleicht irgendwann zu erfüllen. Kurzum: Wir sind damit gescheitert und haben unsere Vermittlungsversuche nun beendet. Aus unserer Sicht scheint eine friedliche Einigung aktuell in weiter Ferne.

Nein, stimmt so nicht. Ganz gescheitert sind wir nicht. Es kam zumindest dazu, dass sich beide Seiten medial zum Nachwuchs, von den Kleinsten bis zu den fast Großen, bekannt haben. Die eine Seite in der „Ich-Form“, die andere in der „Wir-Form“. Auch hier bevorzugen wir die „Wir-Form“.

Noch eine Info: Es gab ein persönliches Gespräch im VIP-Club zwischen Peter Freunschlag, Gregor Baumgartner und Günther Schwarzbauer, sowie uns drei Obmännern und Hallensprecher Adrian Lukas. Da wir uns aber an das vereinbarte Stillschweigen halten, werden wir keine Informationen bekanntgeben. So viel sei aber gesagt: Raus gekommen ist leider nichts, außer der Erkenntnis, dass die Wahrheit sehr flexibel sein kann.

Jetzt heißt es auch für uns mit mehr oder weniger Vergnügen abzuwarten, ob hinter den Kulissen noch etwas Gemeinsames entstehen kann. Wir hoffen jedenfalls, dass sich beide Seiten aus den Medien zurückziehen und das irgendwie klären.

Sobald wir wieder Informationen haben, die wir weitergeben dürfen, seid ihr die Ersten, die diese erfahren. Die letzten Tage und Wochen haben unsere Einstellung gestärkt, dass wir weiterhin das Projekt des Eishockey-Vereines Linz unterstützen und darin die Zukunft sehen. Für uns ist der Weg klar und wir werden von unserer Haltung nicht abrücken.“


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden