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Feuerwehr: "Gefahren der Heizsaison nicht unterschätzen"

Michaela Aichinger, 19.10.2024 07:03

AMSTETTEN. Das Abschnittsfeuerwehrkommando Amstetten-Stadt warnt davor, die Gefahren der Heizsaison zu unterschätzen. Stefan Schaub, Abschnittsfeuerwehrkommandant und Bezirkssachbearbeiter für vorbeugenden Brandschutz sowie sein Stellvertreter Christoph Stockinger geben Tipps.

Abschnittsfeuerwehrkommandant Stefan Schaub (r.) und sein Stellvertreter Christoph Stockinger mit Rauchmeldern (Foto: Wolfgang Zarl)

Schaub: „Herbstzeit ist Heiz-Saison! Provisorische Übergangs-Heizungen, aber auch die bestehenden Heizungsanlagen werden wieder in Betrieb genommen. Unter anderem muss man darauf achten, dass genug Zug im Rauchfang ist, sonst gelangt gefährliches Rauchgas in die Wohnung. Das wäre eine ernstzunehmende Gefahr! Es enthält nämlich das unsichtbare und sehr giftige Kohlenmonoxid (CO)!“

Kohlenmonoxid bindet sich laut Schaub an das Hämoglobin, das im Blut für den Sauerstofftransport zu den Zellen verantwortlich ist. „Kann kein Sauerstoff transportiert werden, so wird man nach kurzer Zeit bewusstlos und erstickt langsam! Schon 1,0 Volumenprozent an Kohlenmonoxid in der Atemluft wirken nach längerer Zeit tödlich!“, ergänzt Stockinger.

Kohlenmonoxid-Quellen

In privaten Haushalten gibt es zahlreiche Quellen für Kohlenmonoxid. Alte oder schlecht gewartete Gasthermen und Heizkessel sind häufige Verursacher. Wenn diese Geräte nicht richtig funktionieren, kann CO freigesetzt werden.

Ein weiteres Risiko stellen verstopfte oder undichte Abgassysteme dar. Auch Kamine und Holzöfen können CO produzieren, wenn das Abgas nicht richtig abzieht.

Hochdruckzonen im Spätherbst erzeugen oftmals einen Rückstau im Kamin. Das heißt, es entsteht im Rauchfang ein Wärmepfropfen, der den Abzug verhindert. Umgekehrt führt aber auch ein Unterdruckwetter zu einer Verrauchung des Raumes, weil der Abzug nicht mehr richtig zieht. „Manchmal kann in der Praxis aber auch eine ungewöhnliche Ursache wie beispielsweise ein Vogelnest für eine Verstopfung des Abzugs sorgen“, berichtet Schaub.

Stockinger: „Zusätzlich kommt es immer wieder zu CO-Vergiftungen durch das Betreiben von Holzkohlegrillern oder Shishas in Innenräumen. Ebenso können die beliebten Heizpilze und Heizkanonen CO erzeugen! Wenn sie in einer Garage ohne ausreichende Belüftung betrieben werden, ist die Katastrophe vorprogrammiert! Das Gleiche gilt für Stromaggregate, Autos, Rasenmäher oder sonstige Geräte mit Verbrennungsmotoren, die in schlecht belüfteten Räumen betrieben werden!“

Gefahren bei Holzpellets-Lagerungen

Neu und völlig unterschätzt seien die Gefahren, die von Holzpellets-Lagerungen ausgehen. Schaub: „Untersuchungen haben gezeigt, dass bei bestimmten Bedingungen die Harzbestandteile mit dem Luftsauerstoff reagieren und Kohlenmonoxid freisetzen können! Als wesentliche Faktoren zur Entstehung des Gases tragen die Raumtemperatur, die Frische der Pellets (das heißt die Feuchtigkeit) sowie die Lagerdauer bei. Insbesondere bei warmen Räumen, in denen frisch hergestellte, noch restfeuchte Pellets über zwei bis drei Wochen gelagert wurden, kann die CO-Konzentration lebensbedrohlich sein. Umgekehrt gilt das Gleiche für trocken gelieferte Pellets, die in feuchten, warmen Kellerräumen gelagert werden und damit die Feuchtigkeit aus der Umgebung aufnehmen.“

Rauchwarnmelder installieren

Das Abschnittsfeuerwehrkommando appelliert stets, Rauchwarnmelder in den Wohnungen und Häusern zu installieren. Bei Neubauten sind diese schon vorgeschrieben. „Bei Altbauten sind diese Rauchmelder oder CO-Messgeräte in der Nähe von Gasthermen leider noch viel zu selten! Österreichweit gab es in der Heiz-Saison oftmals CO-Verunglückte“, so Stockinger.

Schaub ergänzt: „Rauchmelder sind im Notfall Lebensretter und kosten bloß 25 Euro, die Batterien halten zehn Jahre. Rauchmelder können bei der Bereichsalarmzentrale Amstetten (Tel. 07472 66622) erworben werden. Unser Tipp: Das ist ein wirklich sinnvolles Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk-Geschenk! Ein Rauchmelder ist die billigste Lebensversicherung! Auch Löschdecken sollten griffbereit in der Küche aufbewahrt werden.“Alle zwei Jahre müssen Feuerlöscher von Experten kontrolliert werden. Der Umgang damit ist zwar leicht, kann aber bei Unsicherheiten auch bei jeder Feuerwehr geübt werden. „Unsere Leute beraten da gerne! Im ganzen Bezirk sind immer wieder Termine ausgeschrieben“, so Stockinger.

Was tun, wenns brennt?

Was man tun soll, wenn es wirklich brennt? Schaub: „Zuerst gilt es immer, die Feuerwehr zu alarmieren und in Ruhe das Haus zu verlassen. Wenn das Stiegenhaus schon verraucht ist, empfehlen wir, in den Wohnungen zu bleiben und alle Türen zwischen sich und dem Brandraum zu schließen. Weiters sollen die Angehörigen und Nachbarn gewarnt werden. Draußen soll man zusammenbleiben, damit keine unnötigen Suchaktionen durchgeführt werden müssen. Wenn es möglich ist, soll man versuchen, zu löschen. Aber das Wichtigste ist, dass man sich selber nicht in Gefahr bringt! Jedes Ding, jede Sache ist ersetzbar. Es ist auch darauf zu achten, dass die Türen zu jenem Raum, in dem es brennt, geschlossen werden. Dieser Raum ist ohnehin verraucht, aber der Rauch soll sich nicht auch noch in andere Gebäudeteile ausbreiten.“

Zusammengefasst gilt: 1. Alarmieren. 2. Raus und retten. 3. Löschen.

Ältere Menschen besonders gefährdet

Gerade ältere Menschen gelten laut Statistiken als besonders gefährdet - Stockinger dazu: „Das Durchschnittsalter aller Brandtoten infolge von Gebäudebränden liegt hierzulande bei 65 Jahren. Es gibt jährlich mehrere Tausend größere Brände in Österreich, dabei sind jährlich dutzende Todesopfer zu beklagen. Pensionisten und Senioren zünden gerne Kerzen an. Bei dementen oder mobilitätseingeschränkten Personen kann das problematisch sein. Auch die Sinneswahrnehmung nimmt oft ab und die Vergesslichkeit zu. Man sollte nicht mehrere Arbeiten auf einmal erledigen: etwa gleichzeitig Backen, Staubsaugen, Bügeln und den Müll hinaustragen. Die Gefahrenquellen sind vielschichtig: Brennende Zigaretten beim Einschlafen; Akkus, die aufgeladen werden; oder eine auf der heißen Herdplatte vergessene Pfanne mit Öl.“

Bei Bedarf bietet die Feuerwehr Pensionisten- und Senioren-Verbänden Schulungen an. Interessierte können sich gerne per E-Mail an stefan.schaub@feuerwehr.gv.at melden.


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