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„NÖ Finanzführerschein“ stärkt Finanzbildung von Schülern

Michaela Aichinger, 23.02.2024 07:50

NÖ/BEZIRK AMSTETTEN. Das Land Niederösterreich, die Arbeiterkammer Niederösterreich und die Schuldnerberatung Niederösterreich führen an ausgewählten Schulen das Projekt „Finanzführerschein“ durch. Aus dem Bezirk Amstetten bekundeten auch die Polytechnische Schule Sankt Peter/Au und die HLW Amstetten Interesse an der Initiative.

(V. l.) Michael Lackenberger, Geschäftsführer der Schuldnerberatung Niederösterreich, Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig, AK-Präsident Markus Wieser und Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (Foto: NLK Filzwieser)

Vorgestellt wurde das Projekt zur Stärkung der Finanzbildung junger Menschen von den Landesrätinnen Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) und Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) gemeinsam mit Arbeiterkammer NÖ-Präsident Markus Wieser und Schuldnerberatung NÖ-Geschäftsführer Michael Lackenberger. 

Landesrätin Teschl-Hofmeister zeigte sich „dankbar für die Zusammenarbeit und Kooperation“: „Finanzbildung ist nicht nur ein wichtiges Thema, sie ist gleichzeitig eine Vorbereitung aufs Leben für die jungen Menschen in Niederösterreich. In Zeiten wie diesen stehen Jugendliche - genauso wie alle anderen Altersgruppen - vor diversen Herausforderungen wie Inflation wie Teuerung“, so die Landesrätin.

„Hilfe zur Selbsthilfe“

Energiekrise, Energiepreise und Lieferkettenschwierigkeiten würden alle spüren, auch junge Menschen. Neben Maßnahmen zur Abfederung der Teuerung versuche man mit dem Finanzführerschein die Menschen kompetent zu machen. „Hilfe zur Selbsthilfe ist mir in vielen Bereichen wichtig, auch in diesem Bereich“, unterstrich Teschl-Hofmeister.

Dass die Finanzbildung in den Schulen zu Hause sein müsse, sei für sie als Bildungslandesrätin klar: „Jedes Puzzlestück, das ein Stück weiterhilft, ist willkommen und kann von mir nur begrüßt werden.“

Projektstart an Polytechnischen Schulen

Polytechnischen Schulen seien die beste Vorbereitung auf eine Lehre, wo infolge die jungen Menschen zum ersten Mal das selbstverdiente Geld in den Händen halten. Daher sei es naheliegend, in den Polytechnischen Schulen den Finanzführerschein anzubieten.

Im April 2023 wurde das Pilotprojekt an den drei Testschulen Böheimkirchen, Mank-Melk und St. Valentin erstmals angeboten. Nun sind zwölf Schulen am Projekt interessiert, neun davon sind Polytechnischen Schulen.

Fünf Module zu je zwei Stunden

In fünf Modulen zu je zwei Stunden werde praxisnahes Wissen vermittelt. „Wir wollen mündige Käufer, mündige junge Menschen, die ihre Entscheidungen nicht einfach so treffen, sondern weil sie wissen, was sie tun“, führte Teschl-Hofmeister aus.

Gerade auch für junge Frauen sei Finanzwissen und finanzielle Unabhängigkeit besonders wichtig.

Schuldnerberatung als „wichtiger Partner“

Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig: „Es ist ganz wichtig, dass der Finanzführerschein in den Schulen bei den Jugendlichen ankommt – dort, wo die jungen Menschen greifbar sind.“ Die Schuldnerberatung sei seit über 30 Jahren ein wichtiger Partner des Landes Niederösterreich und jener Menschen, die in Niederösterreich leben.

„Es geht darum, Menschen zu beraten und begleiten, wenn sie einen großen Schuldenberg angehäuft haben, damit sie aus der Schuldenfalle wieder herauskommen“, erklärte sie. Der Rückblick in die Schuldnerberatung zeige, dass die Menschen vor allem beraten worden seien, wenn sie schon Schulden hatten.

„Heute gibt es bei der Schuldnerberatung unterschiedliche Angebote. Seit 2015 gibt es das betreute Konto in Niederösterreich, wo Menschen betreut werden, um in ihren Finanzprioritäten gestärkt zu werden. Zum anderen gibt es die Budgetberatung, um gar nicht in die Schuldenfalle hineinzukommen. Dann gibt es die Finanzbildung, die sich vor allem an junge Menschen richtet“, führte Königsberger-Ludwig aus.

Finanzbildung

Die Finanzbildung wurde in den letzten Jahren immer mehr angenommen, 2023 haben laut Landesrätin Königsberger-Ludwig 650 Menschen die Finanzbildungsberatung der Schuldnerberatung in Anspruch genommen.

„Eine Folge davon ist der Finanzführerschein, der sich hauptsächlich an junge Menschen richtet, weil wir davon überzeugt sind, dass es wichtig ist, zu Beginn einer Berufskarriere zu wissen, wie gehe ich mit dem Geld um. Ich bin wirklich sehr froh, dass wir in Niederösterreich mit dem Finanzführerschein starten. Denn die Durchschnittsverschuldung von jungen Menschen hat sich von 2019 bis 2023 von 26.758 Euro auf 28.081 gesteigert.“

„Herausforderung in der Finanzwirtschaft meistern“

Arbeiterkammer NÖ-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser erklärte, dass Arbeitnehmerinteressensvertretung und Land immer dann eng zusammenarbeiten, wenn es um ganz wesentliche Themen gehe: „Ich glaube, dass wir hier beispielgebend eine weitere wegweisende Initiative in der Finanzbildung für unsere Jugendlichen auf den Weg gebracht haben. Viele Jugendliche vor allem in den Polytechnischen Schulen stehen kurz vor dem Start in die duale Berufsausbildung. Das bedeutet, dass man erstmals eigenverdientes Geld in der Hand hält. Da braucht es die Unterstützung von uns, um die Herausforderung in der Finanzwirtschaft zu meistern.“

Gerade jetzt, in Zeiten von Teuerung und Inflation, sei es ganz wichtig, Wissensvermittlung näher zu bringen. Mit dem Finanzführerschein habe man eine wichtige Initiative geschaffen, um die Jugendlichen auf die Zukunft vorzubereiten.

„Menschen leiden sehr unter Schulden“

Schuldnerberatung NÖ Geschäftsführer Michael Lackenberger: „Wir sehen in unserer täglichen Arbeit, wie sehr Menschen unter Schulden leiden.“ Vor allem viele junge Menschen würden oft in die Schuldenfalle tappen.

Das liege laut Lackenberger an zwei Gründen: Einerseits sei es „leicht geworden“ Schulden zu machen, andererseits bieten soziale Medienplattformen viele Möglichkeiten. Besonders junge Menschen seien anfällig, weil sie keine Vorerfahrung im Finanzbereich hätten.

Der Finanzführerschein soll Basisfinanzbildung anbieten und die jungen Menschen auf das Erwerbsleben vorbereiten. Lackenberger wünsche sich für die Zukunft, „dass der Finanzführerschein genauso wichtig wird wie der Autoführerschein.“


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