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ARDAGGER. Kurz nach seinem 91. Geburtstag ist am 8. April 2020 Prof. Fritz Steiner verstorben. Professor Steiner war Lyriker, Maler, Graphiker und Komponist und hinterlässt ein reichhaltiges Schaffen, das in seiner Dimension noch kaum erfasst ist. Hier ist ein Nachruf vom Historiker Heimo Cerny, der mit Fritz Steiner eng befreundet war.

Prof. Fritz Steiner wenige Monate nach seinem 91. Geburtstag
Prof. Fritz Steiner wenige Monate nach seinem 91. Geburtstag

Am 8. April 2020 verstarb der weithin bekannte Mostviertler Lyriker,Maler, Graphiker und Komponist Prof. Fritz Steiner wenige Monate nachseinem 91. Geburtstag in seinem geliebten Wohnsitz „Am Weinberg“ inder Gemeinde Ardagger. Im Dezember des Vorjahrs war es ihm nochgegönnt, mit seiner ihn pfleglich umsorgenden Gattin Hedi das seltene Jubiläum der „Eisernen Hochzeit“ (65 Jahre) zu feiern.Fritz Steiner wurde am 4. Jänner 1929 als einziges Kind des Zimmer und Brunnenmeisters Anton Steiner und der aus dem südböhmischen Raum stammenden Maria Steiner (geb. Benda) in St. Georgen am Ybbsfeld geboren. Bald übersiedelte die Familie nach Amstetten, wo Fritz die Volksschule und die Unterstufe des Gymnasiums besuchte. Im Kriegsjahr 1944 trat er in die Lehrerbildungsanstalt in St. Pölten ein und maturierte dort 1949. Als Volksschullehrer wirkte er zunächst in Neuhofen a. d. Ybbs und ab 1954 in Amstetten, wo er schließlich 1966 bis zur Pensionierung 1985 als Hauptschullehrer tätig war.Steiners früh zutage tretende künstlerische Begabung wurde ab den 1960er-Jahren vom Amstettner Dichter-Arzt Fritz Simhandl und der Wallseer Lehrerin Resl Mayr erkannt und freundschaftlich gefördert.1971 erschien mit Unterstützung der Stadtgemeinde Amstetten sein erster Gedichtband „Mittagswende“ im Eigenverlag in der Amstettner Druckerei Queiser – einer Tradition, der er zeitlebens treu geblieben ist. Steiners zusätzliche zeichnerische Begabung ermöglichte den Idealfall,dass der Autor seine Texte auch graphisch gestaltete. Umgekehrt lenkte lyrisches Empfinden auch Steiners Pinsel beim Zeichnen und Aquarellieren. Duftig und transparent porträtierte er im wechselnden Licht der Jahreszeiten die engere Heimat, das Land um Amstetten zwischen Ybbs- und Donauauen. Seine Malkurse waren beliebte Angebote für Hobbykünstler jeglichen Alters.Ein Grundzug von Fritz Steiners künstlerischer Arbeit war sein uneingeschränktes Bekenntnis zur heimatlichen Provinz. Er brauchte das Land als Quellbezirk für sein Schaffen – die Stadt mit ihrem Lärm meidet er. Seine Sehnsucht ging hinaus aufs Land, wo er sich 1985 auch sein künstlerisches Refugium am Weinberg errichtet hat:Am Rande der Stadt, wo die Landschaft beginnt,da rastet im Birnbaum zuweilen der Wind.Die Wege führen zwischen die Äcker hinein,dort ist es noch gut, dort kann man´s noch sein.(Aus „Mittagswende“, S. 11) Er gehörte zu den Stillen im Land. Die laute Öffentlichkeit hat er nie gesucht. Blättert man in seinen Bänden, stößt man auf verschiedene,sowohl konvergierende als auch divergierende Ebenen und Schichten:Er vermeidet einseitige Wertungen und Gewichtungen, seine Perspektive ist ambivalent. Er war kein schwärmerischer Träumer, der heute noch die „ blaue Blume“ der Romantik sucht, sondern einer, der die „Hoffnungsdistel“ (1986) zum Blühen bringen möchte. In diesem Spannungsfeld zwischen der Süße der Hoffnung und der Herbheit des schmerzlichen Stachels der Distel liegt die Werkstatt Fritz Steiners! Seine Verse laden ein zur Reflexion, sind ein Angebot zur Selbstfindung,zur Standortüberprüfung – oder wie der Autor selbst sich ausdrückt: „Inden Gedichten lernen wir Verweilen“.Stlilistisch hielt er an erprobten, traditionellen Mustern fest. Steiner hatte den Mut und die Kraft, mit traditionellen sprachlichen Mitteln aktuelle Daseinsfragen künstlerisch zu bewältigen – ohne epigonal zu sein! Dass er sich den zeitbedingten Moden und Manien vordergründiger Sprachzertrümmerung in den 1970 /80er-Jahre verweigert hat, war wohl einer der Gründe, warum seine Lyrik von den großen renommierten Verlagen nicht wahrgenommen wurde und ihn auch schmerzen musste.In seiner Mostviertler Heimat war er allerdings geachtet und mehrfach gewürdigt. Steiners Buchpräsentationen, Lesungen und Vernissagen im Sitzungssaal der Bezirkshauptmannschaft waren gesellschaftliche Ereignisse, die nicht nur von einer exklusiven Fangemeinde getragen waren. Als unvergesslicher Höhepunkt bleibt die am 11. April 1991 von Hofrat Dr. Kandera promovierte Präsentation eines MOSTVIERTLER ALMANACHS in Erinnerung: Eine kalendarische Mappe (30 x 35 cm),die auf 13 Blättern Aquarelle charakteristischer Motive aus allen Bezirksgemeinden nebst Gedichten und Liedkompositionen des Autors beinhalten. Ein Lese-, Bilder- und Notenbuch in einem als dreidimensionale Visitenkarte der Region! An ehrenden, auch überregionalen Auszeichnungen fehlte es nicht: u.a. Förderungspreisdes Landes NÖ für Literatur (1962 und 1987), Kulturpreis der Stadt Amstetten (1982), Verleihung des Berufstitels „Professor“ alsSchriftsteller, Maler und Komponist durch den Bundespräsidenten(1980).Steiners Verse sind stets auch Klang und Gesang – ein Grund, warumeinige Gedichte auch von heimischen Musikern wie Prof. Josef Biberauer und Prof. Hubert Schoder vertont worden sind. Eine der schönsten und populärsten seiner Kompositionen ist das Lied „Geh i durch mei´n Land“ (1991), welches zum Repertoire jedes Mostviertler Gesangsvereins zählt.Bleibendes Fundament von Steiners Weltsicht war unverrückbar der christliche Glaube, in dem er erzogen worden ist und den er praktizierthat. Trotz schwerer körperlicher und seelischer Leidensheimsuchungen in den letzten Jahrzehnten (fortschreitende Köperbehinderung ab 1991und Tod des Künstler-Sohnes Andreas 2017) hat Fritz Steiner seine Lebensbejahung nicht verloren und dank aufopfernder Pflege durch Gattin Hedi seinen Leidensweg mit Geduld ertragen.Deine Weggefährten, Schüler, Kollegen und Freunde werden Dich, lieber Fritz, in wertschätzender Erinnerung behalten! Unser tiefes Mitgefühl wendet sich der trauernden Großfamilie zu.

Dr. Heimo Cerny

Im Blog des Bürgermeisters von Ardagger, Johannes Pressl findet sich auch ein Nachruf von Alois Haider:

https://hannespressl.blog/2020/04/18/ardagger-prof-fritz-steiner-ist-verstorben-sein-kuenstlerischer-nachlass-ist-umfassend-und-in-seiner-bedeutung-noch-kaum-erfasst/


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