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Altes Handwerk mit Zukunft: Lochner ist Sattler in vierter Generation

Theresa Senzenberger, 08.12.2025 11:00

LOCHEN. Markus Maislinger aus Lochen hat einen besonderen Beruf: Er ist der einzige Sattlermeister im Bezirk Braunau – und übt den Beruf in vierter Generation aus. Obwohl das Handwerk schon seit Jahrhunderten besteht, ist es nach wie vor sehr gefragt, wie Maislinger berichtet. 

Markus Maislinger ist einer der wenigen Sattlermeister in Österreich. (Foto: Markus Maislinger)
Markus Maislinger ist einer der wenigen Sattlermeister in Österreich. (Foto: Markus Maislinger)

Die Arbeit mit Leder gehört zu den ältesten Handwerken der Menschheit. Schon in der Steinzeit wurden Tierhäute verarbeitet. Sattler nutzen das Material, um Fahr- und Arbeitsgeschirre für Pferde, Reitsportzubehör aus Leder, aber auch Hundeleinen und Halsbänder, Gürtel und mehr anzufertigen. „Dazu kommt noch der Verkauf und das Anpassen von Sätteln für fast alle Sparten des Reitsports“, erklärt Maislinger. In ganz Österreich gibt es nur rund 115 Sattler und Riemer.

Altes Wissen

Über die Jahre hinweg veränderten sich die Werkzeuge und Handwerkstätigkeiten der Sattler laut dem Lochner kaum – genauso wenig wie das Wissen um die Anatomie. „Man muss die alten Grundsätze in die neue moderne Zeit übersetzen und anwenden können.“

Für ihn war Handwerk schon immer ein großer Teil seines Lebens. Besonders das kreative Arbeiten mit einem hochwertigen Naturmaterial fasziniert ihn. Jede Leine, jedes Geschirr oder jeder Gürtel entsteht in seinem Berufsalltag passgenau in Handarbeit. „Der Maßanzug für Ihr Pferd“ – so beschreibt er seine Produkte.

„Pferde sind genauso individuell wie Menschen. Nur mit passender Ausrüstung kann eine gute Arbeit geleistet werden.“ Serienware gibt es kaum, fast täglich kommen Kunden mit Sonderwünschen.

Historische Geschirre

Manchmal entstehen dabei ganz besondere Arbeiten: Geschirre für einen historischen Gegenzug etwa, bei dem Pferde Salzschiffe flussaufwärts zogen, oder Trageriemen für Kutschen aus vergangenen Jahrhunderten. 

Aus alten Beschlägen wieder ein neues Geschirr anfertigen, das der historischen Vorlage genau gleicht – und zu sehen, wie Pferd und Mensch mit dem angepassten Equipment eine harmonische Einheit bilden – das sind Momente, auf die der Sattler besonders stolz ist.Herausfordernd ist das Handwerk dennoch. Vor allem die Materialbeschaffung bereitet Schwierigkeiten. 

Zugleich lernen Sattler nie aus: „Ich bin seit 36 Jahren in der Sattlerei tätig und lerne immer noch Neues dazu“, erzählt Maislinger. Die Lehrzeit beträgt drei Jahre, doch Erfahrung und Geschick entwickeln sich über Jahrzehnte.

Nachhaltige Produkte

Die Arbeit ist nicht nur traditionsreich, sondern auch nachhaltig. Über Jahrhunderte hinweg wurde Naturmaterial verwendet, dann griffen Sattler vermehrt zu giftigen Chemieprodukten. Inzwischen werden aber wieder nachhaltige Hilfsstoffe verwendet. Verarbeitet wird ausschließlich Leder aus europäischen Gerbereien, wobei laut Maislinger hohe Umweltstandards eingehalten werden. 

„Der Großteil unserer Produkte ist am Ende der Gebrauchsfähigkeit sogar kompostierbar. Wir brauchen hochwertige, nachhaltige Rohstoffe, um hochwertige Produkte schaffen zu können“, betont er.

Gefragter Beruf

Und der Beruf ist gefragt: „Wir bekommen rund zehn Blindbewerbungen im Jahr. Leider gibt es in Österreich nur wenige Lehrstellen.“ Derzeit bildet Maislinger einen Lehrling aus Osttirol aus, der wie seine Gesellin aus der Steiermark eigens für die Lehre in den Bezirk gekommen ist.

Da es nur so wenige Sattlereien gibt, ist Flexibilität notwendig. Wer den Beruf ergreifen möchte, sollte außerdem Kreativität, Freude an Naturmaterialien und ein Grundwissen über Pferde mitbringen.

Handwerk der Zukunft

Maislinger sieht die Sattler auch in Zukunft als gefragte Berufsgruppe: „Sind wir doch die einzigen, die Sättel und Geschirre passgenau für das Pferd anfertigen können. Somit wird garantiert, dass eine ergonomisch richtige und pferdefreundliche Arbeit möglich wird.“

Aber auch die Gesellschaft ist gefragt: „Die großen Internetriesen werden keinen Verein im Ort sponsern oder Wissen an die nächste Generation weitergeben“, betont der Sattler. „Wenn wir wollen, dass es Arbeitsplätze im Land gibt, dürfen wir nicht jeden billigen Schrott im Ausland bestellen. Die heimischen, regionalen Firmen zu unterstützen, ist entscheidend.“


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