Ahmed Hagag: „Ohne meinen Vater hätte ich noch gar nichts erreicht“
BRAUNAU. Im Februar krönte er sich zum U22-Europameister und feierte damit seinen bislang größten Erfolg. Braunaus Box-Hoffnung Ahmed Hagag will auch bei der Senioren-EM im Mai, der Weltmeisterschaft im kommenden Jahr und bei Olympia 2024 in Paris vorne mitmischen. Mit Tips sprach er über seine Anfänge, ein Angebot aus dem Profilager, den Spagat zwischen Job, Studium und dem Sport sowie den Ramadan.
Er ist das große österreichische Box-Versprechen für die Zukunft. Die Rede ist von Ahmed Hagag vom Boxclub Braunau, der mit dem Titel bei der U22-Europameisterschaft im Februar 2022 in Kroatien seinen bislang größten Erfolg feiern konnte. Neben seiner Boxkarriere, die er aktuell noch als Amateur bestreitet, dennoch jeden Tag in der Trainingshalle steht, arbeitet der 22-jährige Braunauer als Materialkommissionierer in Schalchen und absolviert außerdem noch ein Fernstudium im Bereich Business Management, das er in zwei Jahren abschließen will.„Mit dem Boxen angefangen habe ich 2013, seit 2014 trete ich für den Boxclub Braunau an und seit 2015 bin ich auch der Teil der österreichischen Nationalmannschaft“, erzählt der sympathische 22-Jährige im Gespräch mit Tips.
Großfamilie mit fünf Schwestern
Hagag ist in Braunau geboren und aufgewachsen, seine Eltern kommen aus Ägypten. Langweilig wird es bei den Hagags selten, denn Ahmed hat noch fünf Schwestern. Zweimal die Woche trainiert er beim Boxclub Braunau, zusätzlich steht er auch häufig in München, Pocking und Simbach im Ring, hinzu kommt noch das österreichische Kadertraining.
Vater als Trainer und Mentor
Immer an seiner Seite ist dabei sein Vater Hassan. Ihm verdankt Ahmed vieles: „Mein Vater hat früher auch geboxt und wurde unter anderem auch Landesmeister. Durch ihn habe ich mich langsam ans Boxen herangetastet und er ist bei fast jedem Kampf dabei. Ohne meinen Vater hätte ich noch gar nichts erreicht. Wenn er dabei ist, habe ich einfach ein besseres Gefühl“, so der 22-Jährige. Hagag wurde bereits acht Mal in Serie Landesmeister und Staatsmeister. Sein großer Traum ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Früher spielte Ahmed Fußball und war Torhüter, ehe er seine Karriere wegen eines Meniskusschadens beenden musste. Vom Boxen war er bereits nach dem zweiten Training begeistert.
Muhammad Ali als Vorbild
Das große Vorbild des 22-Jährigen ist Box-Ikone Muhammad Ali. Er studiert dessen Kämpfe und versucht, sich dabei vor allem Alis Bewegung im Ring und seine schnellen Reflexe abzuschauen. Seinen eigenen Boxstil bezeichnet Hagag als sehr risikoreich mit viel Beinarbeit und ohne Deckung mit den Händen. „Ich spreche selbst nicht vom Kämpfen, sondern es ist vielmehr ein Spielen. Ich will den Zuschauern meine Technik, Taktik, Reflexe und Skills zeigen und lasse meinen Gegner auch gerne mal etwas länger im Kampf“, erklärt der Braunauer.
Anfang letzten Jahres gab es Differenzen zwischen einigen Kader-athleten und Bundestrainer Daniel Nader, die wegen öffentlicher Kritik in der Folge lebenslang gesperrt wurden. Hagag hatte zwar auch kleinere Differenzen mit dem Bundestrainer, beschreibt das Verhältnis aber mittlerweile wieder als intakt.
Das nächste große Ziel des Boxers ist die Europameisterschaft der Senioren, die am 21. Mai beginnt. „Mein Ziel ist ganz klar der EM-Titel, ich bin bereit für jeden Kampf, aber unterschätze natürlich meine Gegner nicht“, gibt der 22-Jährige sein klares Ziel aus. Bei einer Körpergröße von 1,89 Meter bringt Hagag 103 Kilo auf die Waage und tritt damit im Superschwergewicht an. Im nächsten Jahr stehen unter anderem die Teilnahme an den European Games in Polen sowie die Weltmeisterschaft in Usbekistan auf dem Programm. „Mein Ziel ist es, einmal vom Boxen leben zu können, aber ich vergesse auch meine berufliche Karriere nicht, es gibt auch ein Leben nach dem Boxen, deswegen mache ich auch das Fernstudium“, so der Braunauer über seine weitere Lebensplanung.
Angebot aus Profi-Lager
Nach seinem EM-Titel flatterte auch ein Profi-Angebot des renommierten deutschen Boxstalls Sauerland ins Haus. Da er an Weltmeisterschaft und Olympia nur als Amateur teilnehmen darf, will Hagag aber noch zwei Jahre warten, ehe er ins Profigeschäft einsteigt. Mit Sauerland will er in Kontakt bleiben und sich unter anderem als Sparringspartner ans Profigeschäft herantasten. Der Spagat zwischen Job, Studium und täglichem Boxtraining ist kein leichter, auch die Freundin, die derzeit in Ägypten lebt, soll natürlich nicht zu kurz kommen. „Sie unterstützt mich immer, hat aber auch Angst, dass mir bei den Kämpfen etwas passieren könnte.“ Im April kam für Hagag als Moslem noch der Fastenmonat Ramadan, als zusätzliche körperliche Belastung, hinzu. „Ich bin es zwar schon gewohnt, tagsüber zu fasten und trotzdem zu trainieren, an Wettkampf- oder Turniertagen unterbreche ich das Fasten aber und hänge die Tage dann hinten noch dran“, erklärt der 22-Jährige.
Suche nach Sponsoren
Etwas traurig ist er darüber, dass er trotz seiner Erfolge als einziger Kaderathlet ohne Sponsor dasteht. Wer Interesse hat, den 22-Jährigen zu unterstützen, kann sich unter ahmedhagag232@yahoo.com bei Ahmed melden.
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