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Skispringerin Sophie Kothbauer: "Man braucht viel Mut"

Lisa Hackl, 08.06.2020 17:49

PUPPING. Sophie Kothbauer ist 16 Jahre alt, befindet sich in einer Lehre mit Matura als Konstrukteurin im Nordischen Ausbildungszentrum Eisenerz (NAZ). Vor einem halben Jahr wurde die Schispringerin in den C-Kader des österreichischen Skiverbands (ÖSV) aufgenommen. Im Interview erzählt die Puppingerin über ihre frühe Karriere, die höchste Schanze und was man zum Skisprung braucht. 

Sophie Kothbauer vor ihrer „Heimatschanze“ in Hinzenbach.  Foto: LHackl
  1 / 2   Sophie Kothbauer vor ihrer „Heimatschanze“ in Hinzenbach. Foto: LHackl

Tips: Wie bist du zum Skisprung gekommen?

Sophie Kothbauer: Mein älterer Cousin springt auch und gemeinsam mit seinem Bruder, der so alt ist wie ich, hab ich mit fünf oder sechs Jahren zum Skispringen begonnen. Meine Eltern waren damals noch nicht ganz überzeugt davon. Angefangen hab ich beim Gugelhupfspringen in Hinzenbach auf Alpin-Ski. Das hat mir Spaß gemacht und so kam ich zu immer höheren Schanzen bei der Union Volksbank Hinzenbach (UVB).

Tips: Wie qualifiziert man sich für den ÖSV-Kader?

Kothbauer: Man muss bestimmte Kriterien erfüllen und bestimmte Leistungen vorweisen können. Dann setzen sich die ÖSV-Trainer zusammen und entscheiden, wen sie aufnehmen.

Tips: Wie oft trainierst du pro Woche?

Kothbauer: Mindestens fünf Mal. Innerhalb der Saison sind es meistens Schnellkraftprogramme und koordinative Sachen. Nach der Saison ist es oft Laufen oder Intervalle. Vor der Saison geht es um Kraftsteigerung. Dazu kommen noch Trainingslager, etwa jedes zweite Wochenende, wo der Fokus auf Skispringen liegt. Während der Saison sind die Wochenenden immer mit Bewerben voll. Viel zuhause war ich in den letzten drei Jahren nicht.

Tips: Was sind deine Karriereziele?

Kothbauer: Klischeesachen wie Olympia, WM, Weltcup. Die Jugend-WM wär ein Ziel in der nächsten Saison. Die besten fünf aus ganz Österreich werden dorthin geschickt, nur vier von ihnen dürfen springen.

Tips: Hast du sportliche Vorbilder?

Kothbauer: Nein, nicht so wirklich. Es ist cool, was die Spitzensportler gemacht haben, aber du musst trotzdem alles davon auch selber schaffen.

Tips: Ist der Konkurrenzdruck unter den Sportlern hoch?

Kothbauer: Unter den Skispringern gar nicht. Niemand von uns muss besser sein als die anderen. Wenn die Voraussetzungen stimmen, springt man auch gut. Ich bin selbst ehrgeizig und bin dann grantig auf mich selbst, wenn ein Sprung nicht funktioniert. Das legt sich dann schnell wieder.

Tips: Bist du nervös, bevor du springst?

Kothbauer: Bei österreichweiten Bewerben nicht, aber bei so internationalen Bewerben werde ich schon eher nervös.

Tips: Weißt du noch wie das Gefühl war, das erste Mal von der größten Schanze zu springen?

Kothbauer: Letztes Jahr bin ich in Bischofshofen von der 140 Meter-Schanze gesprungen. Da war ich sehr nervös, aber im Endeffekt fährst du weg, fragst dich, warum du das machst und dann ist es schon wieder vorbei. Sobald du weggesprungen bist, kannst du eh nichts mehr beeinflussen. Da schaltet dann das innere Sprungsystem an, und das kann man nur schwer ändern.

Tips: Glaubst du, braucht man fürs Skispringen mehr Talent oder mehr Geduld und harte Arbeit?

Kothbauer: Ich würde sagen, man braucht viel Mut. Dazu noch gewisse motorische Fähigkeiten, man muss gedehnt sein und ein bisschen Sprungkraft haben, aber man kann sich alles antrainieren.

Tips: Gibt es beim Skispringen mehr Burschen oder mehr Mädels?

Kothbauer: Mehr Burschen. Sprunglauf ist kein stereotypischer Mädchen-Sport, das hat sich aber in den letzten Jahren schon verändert.

Tips: Was willst du werden?

Kothbauer: Profi-Skispringerin.

Nordisches Ausbildungszentrum (NAZ) Eisenerz

Sophie absolviert derzeit eine Lehre im Nordischen Ausbildungszentrum Eisenerz. Das NAZ bietet die Möglichkeit einer Polytechnischen Schule, einer Lehre mit oder ohne Matura. Gleichzeitig werden die Jugendlichen professionell trainiert und auf eine zukünftige Karriere im Leistungssport vorbereitet. Die vier Disziplinen Sprunglauf, Biathlon, Nordische Kombination und Langlauf werden in Eisenerz gefördert. Parallel zum Sport absolvieren die Jugendlichen Lehren in den Bereichen Tischler, Bürokaufmann, Mechatronik, Metalltechnik, Elektrotechnik, Applikationsentwicklung und Konstruktur. Neben Lehre, Maturakursen und Berufschule steht mehrmals die Woche intensives Sporttraining an.


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