Widerstandskämpferin Pesendorfer: „Solange es geht, muss man helfen“
BAD ISCHL. Im Kurpark von Bad Ischl gibt es vor dem Musikpavillon ab sofort einen Theresia-Pesendorfer-Platz. Dieser Ort inmitten des mit Blumen geschmückten Parks erinnert an die Zivilcourage und den Mut einer ganz besonderen Ischlerin während der Nazizeit.
Theresia Pesendorfer wurde am 21. Juni 1902 als Theresia Laimer in Bad Ischl geboren. Ihre Mutter starb früh und schon in jungen Jahren musste Pesendorfer mit Hilfsarbeiten ihren Lebensunterhalt alleine bestreiten. Einen Sinn für Gerechtigkeit besaß Resi, wie sie genannt wurde, schon immer. Daher schloss sie sich 1926 der Arbeiterbewegung an und wurde Sozialdemokratin. Sie litt an Tuberkulose und war gesundheitlich ständig angeschlagen. In der Zwischenkriegszeit war das Salzkammergut ein Notstandsgebiet. Es gab überall Hungerproteste, Streiks und Arbeitslosigkeit. 1935 wurde Pesendorfer Kommunistin und gründete 1937 eine eigene Frauenorganisation mit 15 Mitgliedern. Während des Zweiten Weltkrieges wurde sie mehrmals zur Fluchthelferin und versteckte politisch Verfolgte in der Villa, in der sie als Putzfrau arbeitete. Es war auch Pesendorfer, die den Kontakt zwischen den Gründungsmitgliedern der Widerstandsgruppe „Willy“ beziehungsweise „Fred“ herstellte.
Den Nazis entkommen
Trotz ihres schlechten Gesundheitszustandes machte Pesendorfer nächtelange Botenfahrten mit dem Fahrrad und schmuggelt 1944 sogar elf Kilogramm Sprengstoff nach Bad Ischl. Die Nazis konnten sie nie inhaftieren. 1983 zog Theresia Pesendorfer nach Ebensee. Dort verstarb sie am 31. Oktober 1989. Mit Entschluss vom 4. Oktober 1977 wurde Theresia Pesendorfer das Ehrenzeichen für die Verdienste um die Befreiung Österreichs verliehen. In einem Interview sagte Pesendorfer einmal: „Wenn etwas zu tun ist, muss man das auch tun, solange es geht, muss man helfen.“
Theresia-Pesendorfer-Platz
„In Bad Ischl gibt es 273 Straßen, Gassen und Wege und weniger als eine Hand voll sind nach Frauen benannt,“ sagt Mario Friedwagner, ehemaliger Leiter des Freien Radios Salzkammergut und heute im Bereich der Kulturentwicklung und Erwachsenenbildung tätig. Er ist der Organisator des Projekts, im Zuge dessen nun ein Platz im Ischler Kurpark nach Pesendorfer benannt wurde. „Es ist wichtig, die Sichtbarkeit von Frauen im öffentlichen Raum zu erhöhen. Es soll Gleichberechtigung herrschen. Ich bin eigentlich Feminist, denn dann geht es mir auch als Mann besser“, erklärt Friedwagner seine Beweggründe.
Ursprünglich abgelehnt
Das Projekt, ursprünglich von der Kulturhauptstadt abgelehnt, wurde am „Markt der Ideen“ von Bürgermeisterin Ines Schiller aufgegriffen und von der Stadtgemeinde Bad Ischl umgesetzt. Die Kulturhauptstadt finanziert nun lediglich den eigentlichen Festakt. „Frauen haben in Bad Ischl, wie in anderen Städten auch, auf vielfältige Weise zur Entwicklung unserer Gemeinschaft beigetragen. Sie waren Unternehmerinnen, Kulturschaffende, Mütter, Freundinnen und vieles mehr. Dennoch wurden ihre Beiträge im Vergleich zu Männern häufig übersehen oder herabgesetzt. Diesen Frauen, die in vielerlei Hinsicht Opfer von Diskriminierung, Verfolgung und Gewalt wurden, müssen wir ebenso gerecht werden“ so Ines Schiller.
Der Theresia-Pesendorfer-Platz ist nur der Anfang. Zumindest acht weiter Frauen werden in nächster Zeit auf Bad Ischls Straßen und Plätzen sichtbar gemacht werden.
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