Gericht kippt Bewilligungen für Singvogelfang im Salzkammergut
SALZKAMMERGUT. Das Landesverwaltungsgericht Oberösterreich hat 30 Bescheide zum Fang und Halten wilder Singvögel aufgehoben. Die Entscheidung betrifft einen Teil der insgesamt 370 Genehmigungen, die von den Bezirkshauptmannschaften Gmunden, Wels-Land und Vöcklabruck ausgestellt wurden. Eingebracht wurde die Beschwerde von Tierschutz Austria und dem Verein gegen Tierfabriken.
Das Gericht gab den Beschwerdeführern recht und verwies die Angelegenheit zur Erlassung neuer Bescheide an die zuständigen Behörden zurück. Aus Kostengründen – pro Beschwerde fallen 50 Euro an Gebühren an – wurden zunächst nur 30 Genehmigungen angefochten.
Tradition mit langer Geschichte
Der Singvogelfang hat im Salzkammergut eine über mehrere hundert Jahre gewachsene Tradition. Zwischen dem 15. September und dem 23. November dürfen Gimpel, Stieglitz, Zeisig und Kreuzschnabel gefangen werden. Am ersten Adventwochenende folgt eine Ausstellung, im April müssen die Tiere wieder freigelassen werden. Seit dem Jahr 2010 ist der Brauch Teil des immateriellen Kulturerbes der Unesco.
Tierschutzorganisationen kritisieren die Praxis seit Jahren. Sie verweisen auf den Rückgang der Vogelbestände und auf die Bedingungen, unter denen Lockvögel gehalten werden. Eine Petition des Vereins gegen Tierfabriken wurde bereits von über 3.000 Personen unterzeichnet.
Graffiti-Kunstaktion in Bad Goisern
Parallel zur rechtlichen Entwicklung realisierte der Graffiti-Künstler Raffael Strasser im Zentrum von Bad Goisern eine Kunstaktion. Er bemalte eine Häuserwand mit einem Gimpel, der durch aufgebrochene Käfiggitter flieht. Die Aktion wurde in einem Video dokumentiert und steht im Kontext der aktuellen Debatte.
Der Verein gegen Tierfabriken nimmt das Ende der aktuellen Fangsaison zum Anlass, erneut auf das Thema hinzuweisen. Obmann Martin Balluch erklärte: „Dass trotz des starken Rückgangs der Vogelpopulationen völlig sinnlos und unnötigerweise diese Tiere weiterhin gefangen werden dürfen, ist völlig unbegreiflich.“ Er betonte auch die paarweise Bindung der Gimpel und die Belastung jährlich eingesetzter Lockvögel.
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