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„Garten der Generationen“: Lebens- und Lernort in Herzogenburg soll Menschen aller Generationen zusammenführen

Michaela Aichinger, 14.06.2018 08:00

HERZOGENBURG. Unter dem Titel „Garten der Generationen“ entsteht in der Stadtgemeinde ein alternatives Bildungs- und Wohnprojekt, das Menschen vereint, die sich in allen Lebensbereichen gegenseitig fördern möchten.

  1 / 12   (v.l.) Ronald Wytek, Markus Distelberger, Lena, Sofia und Anna Toth sowie Wolfgang Herzog vor dem Projektplan Foto: mai

Schon viele Jahre lang beschäftigt sich der Jurist Markus Distelberger mit alternativen Lebensweisen. „Vor 28 Jahren habe ich die Lernwerkstatt Pottenbrunn gegründet, vor 31 Jahren das Wohnprojekt Dörflein in Herzogenburg“, erklärt der Initiator des „Gartens der Generationen“.

Leben in Gemeinschaft

Vor zehn Jahren sei dann die Idee entstanden, auszuloten, wie ein Leben in Gemeinschaft höhere Lebensqualität bringt – bezogen auf alle Generationen und Lebensphasen. „Ein wichtiges Thema war es, zu schauen, wie verschiedene Menschen ihrem Potenzial gemäß leben und zu mehr Lebensqualität kommen können. Der wechselseitige Kontakt zwischen alten und jungen Menschen ist bedeutsam. In unserer Gesellschaft fehlt oft die Verbindung der Generationen“, ist Distelberger überzeugt.

24.000 Quadratmeter

2010 kam es zur Vereinsgründung des „Gartens der Generationen“, der mittlerweile aus 16 Vollmitgliedern besteht und auch außerhalb der Region auf großes Interesse stößt. Bereits 2011 wurde das erste Grundstück gekauft. „Nach und nach haben wir 24.000 Quadratmeter Grundstück erworben, davon sind 14.000 Quadratmeter als Bauland gewidmet“, so Distelberger. 2013 startete der Verein mit dem Bau eines ersten Gebäudes, des Gemeinschaftshauses. „Wir haben dafür alle selbst Hand angelegt und vorwiegend Natur- und Recycling-Materialien verwendet. Die Errichtung dauerte sechs Monate. Es war eine tolle Erfahrung. Alle weiteren Gebäude sollen jedoch in Zusammenarbeit mit einem Architekten und Baufirmen errichtet werden“, erklärt Distelberger.

Flexible Wohneinheiten

So sollen auf dem Gelände in der ersten Bauetappe zwei Nachbarschaften mit zwölf bis 14 Wohneinheiten sowie zwei Pflegewohngemeinschaften entstehen. Die Wohnungen werden 50 bis 120 Quadratmeter groß sein und durch „Zuschalträume“ flexibel gestaltet. Eine gemeinsame Waschküche mit Trockenraum ist angedacht. „Fünf Wohnungen sind derzeit vergeben. Acht bis neun Wohnungen sind für den ersten Bauabschnitt noch frei. Man kann mit dem Architekten mitgestalten“, betont Distelberger.

Erste Wohnungen 2019 bezugsfertig

Die ersten Wohnungen sollen Ende 2019 bezogen werden. Darüber hinaus ist ein Betriebsbereich für Kleinbetriebe als Coworking-Space sowie ein „Gasthaus“ mit Gemeinschaftsküche, Veranstaltungssaal, Wellnessbereich und Teich als Gemeinschaftszentrum geplant. „Die Einreichplanung sollte im Juli fertiggestellt sein. Im Herbst werden die ersten Baumaßnahmen beginnen“, ist Distelberger überzeugt.

Lebens- und Lernort

Doch der „Garten der Generationen“ soll mehr als ein Gemeinschaftswohnprojekt sein. „Wir wollen in eigenen Räumlichkeiten auf dem Gelände einen Lebens- und Lernort schaffen. Letzterer soll sich an der Lernwerkstatt Pottenbrunn orientieren, die es Kindern ermöglicht, sich selbst in ihrem jeweiligen Tempo Wissen durch den Umgang mit verschiedenen Materialien anzueignen. Es soll also vor Ort eine alternative Bildungseinrichtung mit Öffentlichkeitsrecht entstehen. Ab Herbst 2018 wird es bereits eine erste Gruppe geben“, informiert Distelberger.

Offen für alle

Auf dem Gelände des „Gartens der Generationen“ sind schon länger Selbsterntefelder beziehungsweise Gartenfelder zu pachten. „Wir sind für alle interessierten Menschen offen und planen für die Tages-Community das Gemeinschaftszentrum mit Gemeinschaftsküche, „Ess-Wohnzimmer“ und „Lebensgarten“ mit Fest­- und Lagerfeuerplätzen, eine Wasserlandschaft mit Schwimmteich, Sauna, Badehaus und Schwitzhüttenplatz, Ruhe-  und Meditationsbereiche mit Blumengarten, Veranstaltungs­- und Festraum mit Café und Seminarraum, eine Gemeinschaftswerkstätte und Lagerräume sowie auch Erlebnis­ und Spielbereiche.

Auch ein Mobilitäts­-Pool mit Fahrzeugen für unterschiedliche Zwecke, oder eine Einkaufsgemeinschaft ist angedacht“, informiert Distelberger. Zudem sollen pädagogische Weiterbildungsangebote für Eltern oder Kinderbetreuung auf dem Gelände auch Außenstehenden offen stehen.

Integrative Pflege

Das Team des „Gartens der Generationen“ ist laut Distelberger breit aufgestellt und hat auch Fachleute im Bereich der Pflege an Bord. „Wenn Menschen bei Krankheit oder Nahen ihres Lebensendes unsere besondere Zuwendung brauchen, sind wir heute in unserer Gesellschaft zu wenig vorbereitet. Schnell sind wir überfordert und übergeben die Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen und Freunden an professionelle Unternehmen und Einrichtungen“, so Distelberger. Das bringe notgedrungen große Einschränkungen im Leben der zu Pflegenden mit sich. Gleichzeitig bedeute dies einen Verlust an Präsenz der alten Menschen im Kreis der übrigen Altersgruppen.

Pflegewohngemeinschaft

„Im „Garten der Generationen“ wollen wir mit den Pflegewohngemeinschaften einen Weg erproben, der die Präsenz der Alten und auch der Kranken in der Gemeinschaft möglichst weitgehend aufrecht erhält“, erklärt Distelberger. Getragen von der „Garten der Generationen“-Gemeinschaft soll eine kleine Pflegewohngemeinschaft eingerichtet werden, in der drei bis fünf zu pflegende Menschen von ehrenamtlichen Pflegern, Angehörigen und beruflichen Pflegern gemeinsam gepflegt werden. „Parallel dazu wird eine Tagesbetreuungs-Pflege-Gemeinschaft für fünf bis zehn Pflege- und Betreuungsbedürftige aufgebaut. Diese ist in die Tages-Community der übrigen „Garten der Generationen“-Gemeinschaft integriert. Die Pflegeleistung wird einerseits von den pflegenden Angehörigen und andererseits von den beruflichen 24-Stunden-Pflegern gewährleistet“, informiert Distelberger.

Finanzierung ohne Banken

Für die monetäre Realisierung des „Gartens der Generationen“ hat der Initiator ein neues Finanzierungssystem entwickelt: den Vermögenspool. „Der Vermögenspool ist ein elementarer Bestandteil des „Gartens der Generationen“. Dabei handelt es sich um eine zins- und mietfreie Finanzierungsform, die in konkreten Projekten zur Anwendung kommen kann.

Alternativer Vermögenskreislauf

In einem Vermögenspool fließen die Beiträge von Menschen zusammen, die ein sozial sinnvolles Wirtschaftsprojekt unterstützen, um die Anschaffung von Grund und Gebäuden, die Errichtung oder Sanierung von Gebäuden sowie den Bau von Energie- und sonstigen Anlagen für wichtige menschliche Bedürfnisse zu ermöglichen“, so Distelberger. Die Fördergemeinschaft aller Anleger soll den Pool im Fluss halten. Beiträge könnten auch wieder entnommen werden und neue Einlagen würden eingeladen. Dadurch werde ein vom Bankensystem unabhängiger, alternativer, zinsenloser, den Wert erhaltender, legaler Vermögenskreislauf geschaffen.

Erschwinglicher Wohnraum

„Durch den Pool schaffen wir auch erschwinglichen Wohnraum und können die Mieten für Wohn- und Betriebsbereich mit vier bis fünf Euro pro Quadratmeter niedrig halten“, so Distelberger, der interessierte Menschen zu einem Erweiterungstreffen einlädt (siehe Infobox).

Nächstes Erweiterungstreffen:

Samstag, 14. Juli, 10 Uhr

Garten der Generationen, Herzogenburg

Bitte um Anmeldung:

Tel. 0650/7771237

info@gartendergenerationen.net

www.gartendergenerationen.net

Video-Quelle: Youtube


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