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„Monks“: eine eindrückliche Reise durch Geschichte des Christentums

David Ramaseder, 20.07.2022 09:34

WILHERING. Das theaterSPECTACEL Wilhering nimmt die Zuschauer mit auf eine Wanderung durch die 875-jährige Geschichte des Stiftes Wilhering. An sieben historischen Spielorten wird aber mehr geboten: ein Abriss der letzten neun Jahrhunderte des europäischen Abendlandes. Die Premierengäste machten eine launige Reise von der Klostergründung, durch Reformation und Gegenreformation mit. Auch das dunkle Kapitel der NS-Zeit wird dabei nicht ausgespart.

Die Schauspieler brillieren in teils mehreren Rollen. (Foto: theaterSPECTACEL Wilhering)
Die Schauspieler brillieren in teils mehreren Rollen. (Foto: theaterSPECTACEL Wilhering)

Die Wanderung nimmt im Hof der Scheune mit der Übergabe der Stiftungsurkunde 1146 ihren Beginn. Als Statisten, die mit den 24 Protagonisten – welche insgesamt 66 Rollen im weitläufigen Areal des Stiftes Wilhering ausfüllen – wandern die Zuschauer durch alle Stationen. Schon auf dem Weg zur Klostergründung fühlt man sich sofort in der Zeit „gefangen“. Laienmönche bieten für Unterkunft und Verpflegung an, sich am Bau des Klosters zu beteiligen. Vor beeindruckender Kulisse soll das neue Kloster entstehen. Während die Geistlichkeit für einen guten Baufortschritt betet, werden vom niederen Volk zahlreiche Entbehrungen verlangt. Auch die Erhebung der Männer über die Frauen lässt das Stück auch Jahrhunderte später wenig an Aktualität vermissen.

Missernten und Abgabentag

Sieht sich Abt Franziskus nach drei Jahren Missernte – die Arbeiter rebellieren, weil sie nichts zu essen haben – als gescheitert, lässt ihn eine Vision, in der er das zukünftige Kloster erblickt, doch noch an sein Vorhaben glauben. Mit feiner Klinge vorgetragen und mit einer Prise Humor gewürzt finden sich die Zuschauer alsbald mit einem dunklen Aspekt der Geschichte konfrontiert. Am Abgabentag müssen die Untertanen trotz einer verheerenden Hungersnot ihren Teil an den Abt abgeben: „Das Zehent ist alternativlos.“

Glaube im Wandel

Das Zeitalter der Reformation lässt Oberösterreich zu einer „lutherischen“ Hochburg werden. Macht und Einfluss waren den katholischen Würdenträgern zu wichtig, was auch die Autoren Joachim Rathke und Rudi Habringer dazu bewegt, die Doppelmoral zum Vorschein kommen zu lassen. Der Glaube alleine sei nicht so wichtig, was in kritischen Worten im Altarraum der ehrwürdigen Stiftskirche gipfelt: „Der Teufel wohnt in diesen Mauern.“ So sind es auch Soldaten des Kaisers, die in der Gegenreformation das Volk wieder gehorsam machen sollen. Wer nicht reumütig zum katholischen Glauben zurückkehrt, wird des Landes verwiesen.

Brand und Widerstand

Am Ende der Reise durch die Jahrhunderte steht wieder die Geschichte des Stiftes Wilhering im Vordergrund. So erlebt das Publikum eine Hinrichtung am Scheiterhaufen mit, wird aber auch Zeuge der inneren Zerrissenheit des Konvents in der Zeit des Nationalsozialismus, in der sieben Wilheringer Ordensbrüder Widerstand leisteten und ins Konzentrationslager kamen. Die eindringliche Darstellung einer prägenden Ära des christlichen Abendlandes und auch die Form des Stationenbetriebes ließen die Schauspieler zur Höchstform auflaufen. Und das wurde vom Publikum mit minutenlangen Standing Ovations auch gewürdigt.

Spieltermine und Karten: www.theaterspectacel.at


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