Leondinger führt glückliches Leben, abseits der binären Geschlechterrollen
LEONDING. Alexander Hölzl lebt nicht-binär, identifiziert sich weder als Mann, noch als Frau und lehnt gesellschaftlich, kulturell beziehungsweise religiös aufgezwungene Geschlechterrollen ab.
„Ich kann es nicht erzwingen, ob ich als Frau oder als Mann gesehen werde. Diese Fremdwahrnehmung beruht auf mehreren Faktoren wie Körperform, Körpersprache und Stimme“, so Hölzl, dem die Anrede – auch wenn in seinem Pass ein „F“ steht und er vor dem Gesetz eine Frau ist, nicht so wichtig ist. „Alex, die Kurzform von Alexander, ist ja ohnehin unisex“, meint er mit einem Schmunzeln.
Wichtig ist ihm festzuhalten – um seine Situation zu erklären – dass er nicht zwischen den Geschlechtern wechselt: „Für mich ist das Geschlecht eine Symbiose aus Körper und Geist. Auch wenn ich mich als weibliches Wesen identifiziere, so bin ich keine Frau. Ich kann keine Periode bekommen, nicht schwanger werden und keinen weiblichen Orgasmus empfinden. Das würde auch eine Gesichtsfeminisierung, Stimmband-Straffung, Brustvergrößerung oder operative Geschlechtsangleichung nicht ändern.“
Schon als Kind klar
Alexander Hölzl war schon in jungen Jahren alles andere als ein typischer Bub. Schon damals konnte er es nicht verstehen, dass er sich nur aufgrund seines Geschlechts nicht für gewisse Sachen und Kleidung interessieren durfte. „Wenn man das immer wieder eingetrichtert bekommt – von den eigenen Eltern, den Kindergärtnerinnen, den Lehrern, den Mitschülern, den Medien – dann beginnt man sich für die eigenen Gefühle, Interessen und Neigungen zu schämen.
Befreiung oder Last?
Nicht nur sein Geist, auch sein Körper hat sich immer gegen das Leben als Mann gewehrt, so wurden seine Östrogen-Rezeptoren nach der Pubertät nicht vom Testosteron zerstört. „Mein Körper produziert sehr viel natürliches Östrogen, sodass eine weibliche Hüfte, Taille und ein Busen entstanden, ganz ohne Hormontherapie. Ich hab auch keine Haare auf der Brust, sehr wenig Bartwuchs, eine weibliche Körperbehaarung und Fettverteilung“, so der Inhaber einer Social-Media-Agentur Visual Kings. . Hat er die weiblichen Züge früher durch gezieltes Krafttraining wegtrainiert, genießt er heute seinen Körper: „Ich trage keine Perücke, muss nichts ausstopfen und verstelle meine Stimme nicht. Ich glaube, genau diese Authentizität ist es, die mich relativ frei leben lässt. Weiblichkeit ist nichts, für das man sich schämen muss.“
Die Schattenseiten
Seitdem er in einer Gender-Kampagne wöchentlich auf den Social-Media Kanälen über sein nicht-binäres Leben berichtet, haben sich viele Freunde von ihm abgewandt. „Der Großteil meiner Familie denkt, ich habe ein psychisches Problem oder eine Midlife-Crisis und auch einige regionale Kunden haben deswegen die Zusammenarbeit mit meiner Firma gekündigt“, so Hölzl. Und das, obwohl mittlerweile in der Wissenschaft belegt wurde, dass Geschlecht ein Spektrum ist – viel zu komplex, um es nur in XX- sowie XY-Chromosomen bzw. in Mann und Frau zu unterteilen. „Der Übergang ist fließend“, sagt er abschließend.
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