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Die Premiere des Linzer Schauspielhauses lies sich Van der Bellen nicht entgehen

Leserartikel Online Redaktion, 02.04.2017 14:14

Linz. Die Gelegenheit für einen Regisseur, die erste Premiere in einem neuen Haus zu leiten, ist selten und ehrend, doch wegen der erhöhten Aufmerksamkeit eine Herausforderung. Der neue Schauspielchef des Linzer Landestheaters, Stefan Suschke, hat sie mit „Der Sturm“, William Shakespeares Alterswerk, zur Wiedereröffnung des aufwendig renovierten Schauspielhauses jedoch sehr gut bewältigt.

Julian Sigl auf der Bühne. Foto:APA/Christian Brachwitz
Julian Sigl auf der Bühne. Foto:APA/Christian Brachwitz

Für Suschke ist diese Regie seine erste in Linz. Er musste Geduld beweisen, weil unvorhergesehene bauliche Probleme dieRenovierungsarbeiten um zweieinhalb Monate verlängerten und damit diese Aufführung verzögerten. Überraschung für das Premierenpublikum: Es war ihm doch „besser sitzen, sehen und hören“in dem um Millionen erneuerten Schauspielhaus versprochen worden.Aber der erste erwartungsvolle Blick Richtung Bühne ergibt: Einabgewetztes Theater mit einem löchrigen Vorhang.

„Der Sturm“ - die Kritik

Das ist jedoch nur das Bühnenbild, für das Momme Röhrbein verantwortlich zeichnete. Die ganze Welt - in diesem Stück eine Insel - ist eine Bühne. Prospero, der dort vor zwölf Jahren Zuflucht fand, nachdem er von seinem Thron in Mailand gestürzt worden war, führt mit seinen Zauberkünsten die Regie. Vasilij Sotke verleiht der Rolle die nötige Souveränität. Er lässt durch seinen Helfer, den von Alexander Julian Melle lässig wie pfiffig verkörperten Luftgeist Ariel einen Sturm entfachen und dadurch seine auf einem Schiff vorbeisegelnden Widersacher stranden.

Dann führt er sie vor. Zeitlos: Sowohl die nach dem Staatsstreich Regierenden als auch die von ihnen Regierten offenbaren ihre Machtgier, die auch vor Mord nicht zurückschreckt. Aber auch die Liebe zwischen den Kindern der verfeindeten Herrscherhäuser darf nicht fehlen. Shakespeare spielt in diesem altersweisen Stück alle seine Themen aus: Die Ungerechten werden für ihre Verbrechen bestraft, die noch nicht ganz Verdorbenen geläutert und die Unschuldigen vor den Folgen ihrer Ahnungslosigkeit bewahrt.Ungewöhnlich für den Autor: Es gibt keine Toten, und ein Happy End ist in Aussicht.

Regisseur Suschke schöpft aus dem Vollen

Regisseur Suschke schöpft aus dem Vollen der Handlung und dem ohne Ausnahme ausgezeichneten Spiel der Mitwirkenden. Bei seiner Inszenierung ist er der Versuchung zu moralisieren entschlüpft.Zuweilen ist sie mit einem Schuss Humor gewürzt, beispielsweise ein Aufklärungsunterricht für die jungen Liebenden mit Kussszenen aus alten Schwarz-Weiß-Filmen.

Lang anhaltender Schlussabpplaus

Die Musik besteht aus Sphärenklängen. Der deutsche Komponist Oskar Sala - bekannt geworden durch seine Musik zu Alfred Hitchcocks“Die Vögel“ - hat sie 1998 für Suschkes erste Sturm-Inszenierung geschaffen. Es wird ein feines Zaubermärchen geboten, doch auch gruselige, Gänsehaut erzeugende Fantasy. Aber am Ende erscheint dieWelt ein wenig besser als zuvor. Das Publikum - darunter auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der am Nachmittag die Eröffnung des renovierten Hauses vorgenommen hatte - könnte mit seinem lang anhaltenden Schlussapplaus seine Bereitschaft signalisiert haben, dazu beizutragen.


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