"Betty Blue Eyes" : Britischer Humor im Linzer Musiktheater

„Wir sind stolz, dass wir die Rechte für die deutsche Erstaufführung bekommen haben“, schickte Dramaturg Arne Beeker voraus. Das 25. Musical im 2013 eröffneten Linzer Musiktheater ist die Adaption eines Films aus den 1980er-Jahren „A private function/Magere Zeiten“, der in London für die Bühne adaptiert wurde.

Woher das Fleisch nehmen?

Die Geschichte spielt im englischen Städtchen Shepardsford im Jahr 1947, wo ein Bankett zur Vermählung von Prinzessin Elizabeth und Prinz Philip veranstaltet werden soll. Nur woher Fleisch nehmen in Zeiten der strengen Rationierung? Drei Stadträte wollen sich mit einem selbst gemästeten Schwein behelfen. Die Hauptperson der Geschichte, Fußpfleger Gilbert Chilvers, bekommt zufällig Wind von der Sache. Er will den honorigen Herren, mit denen er noch eine Rechnung offen hat, den Festschmaus quasi vom Teller schnappen und mit dieser Heldentat seiner ehrgeizigen Frau den Weg nach oben ebnen.

„Musterbeispiel einer britischen Komödie“

„Es ist eine Mischung aus Skurrilität und Herzerwärmendem, ein Meisterbeispiel einer britischen Komödie“, kündigte Christian Brey an, den das vierte Lied „Zauberhände“ von dem Musical überzeugte. Der freie Regisseur gilt als Spezialist für Komisches, sagte Beeker. Für Bühne und Kostüme zeichnet Anette Hachmann verantwortlich. „Ich finde, man erkennt das Jahr 1947 im Bühnenbild, aber es ist eher abstrakt“. Eine Collage und ein Zimmer stehen einander auf der Drehbühne gegenüber - mit Extra-Klappe für das durch eine Puppe verkörperte Schwein Betty.

CD geplant

Choreografin Kati Farkas lobte: „Es ist alles drin, was man machen möchte als Choreograf“, inklusive einer tollen Swing-Nummer. Zum Klingen gebracht werden die Songs von einer zehnköpfigen Band aus vielen Multiinstrumentalisten, wie der musikalische Leiter Tom Bitterlich betonte. „Die Musik ist extrem eingängig, das Stück sehr farbig instrumentiert.“ Beeker versprach mehrere Ohrwürmer und verriet: „Wir planen von diesem Stück eine CD herauszubringen.“

Linzer Musical-Ensemble

In den Hauptrollen zu sehen sind die Ensemblemitglieder Rob Pelzer als Gilbert Chilvers und Kristin Hölck als seine Frau Joyce sowie Gast April Hailer als deren 77-jährige Mutter Dear. Pelzer sieht Gilbert als jemanden mit großen Träumen, der sich vom Antihelden zum Helden mausert und freut sich auf die „richtig gut geschriebene Boulevardkomödie“. Die aus Fernsehen und von der Bühne bekannte Hailer ist zum ersten Mal in Linz und begeistert vom Stück. „Es lässt alle komödiantischen Spielarten zu, Slapstick, Clowneske, Boulevard.“ Zu ihrer Rolle meinte sie: „Die Frau ist uralt - 77 war 1947 älter als heute - und verschroben, aber körperlich fit und liebenswert.“