Max Müller im Interview: Ein "echter Kärntner, ein gelernter Wiener und ein begabter Bayer"
LINZ. Als Rosenheim-Cop ist er Kult, dass der sympathische Schauspieler Max Müller aber auch ein begnadeter Baritonist ist, wissen die wenigsten. Am 2. März ist er mit seinem Solo-Programm „Tierisch“ in den Kammerspielen zu erleben. Tips hat sich vorab mit ihm unterhalten.
Tips: Sie sind vor allem bekannt durch Ihre Rolle als Michi Mohr in den Rosenheim-Cops – werden Sie auf der Straße als Michi oder Max angesprochen?
Müller: Ich reagiere auf beides, sogar auf Herr Müller (lacht). Wenn du in einer Serie spielen darfst und die wird auch ein Erfolg, dann bist du natürlich ein wenig festgelegt auf die Rolle. Es gibt Kollegen, die finden das schrecklich. Ich finde es nicht schrecklich. Es ist ja ein Kompliment, wenn einer sagt: „Hey Michi, was geht?“ So etwas so lange und wirklich so gerne spielen zu können ist ein Riesen-Geschenk. Da musst du einfach danke sagen. Alles andere ist jammern auf unverschämtem Niveau.
Tips: Der Michi Mohr ist ja ein sehr zuvorkommender Mensch – hat er das von Ihnen?
Müller: (lacht) Kann man schon sagen. 'Wenn Sie bitte mitkommen möchten' ist ja so ein Satz (lacht). Aber ja, soviel Zeit muss schon sein.
Tips: Sie sind Ehrenkommissar der bayerischen Polizei – Sie gehen jetzt aber nicht selbst auf Verbrecherjagd?
Müller: Noch nicht, ich hoffe, das bleibt mir erspart (lacht). Ich soll Anfang April auch Ehrenkommissar der hessischen Polizei werden. Da hat mich der Kripochef angerufen und gemeint, dass er das so schön findet, dass die Polizei von mir so humorvoll, aber nicht despektierlich dargestellt wird. Und ob sie mich zum hessischen Ehrenkommissar ... Ich habe gesagt, solange ich nicht hessisch reden muss… (lacht)
Tips: Natürlich sind Sie aber nicht nur ein Rosenheim-Cop, Sie sind ausgebildeter Bariton, haben auch vorher schon viel auf der Bühne gemacht. War die Rolle des Michi Mohr vielleicht auch eine Hilfe für ihre Arbeit, ihr anderen Projekte?
Müller: Der Michi Mohr ist ein ganz wunderbarer Türöffner – nicht nur gewesen, bis heute, für ganz viele Dinge, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet habe. Das ist wunderbar. Ich bin einfach wirklich so zufrieden damit und echt dankbar, dass so etwas in mein Leben getreten ist. Das ist nicht selbstverständlich. Es ist mehr passiert, als ich gedacht habe, dass passieren wird. Und es ist vor allem das passiert, wo ich mich ganz gut gesehen habe. Ich hatte immer den Eindruck von mir, dass ich ein guter Ensemblemensch bin. Ich war ja sieben Jahre in der Josefstadt, hatte auch meine eigene Theatergruppe fünf Jahre lang. Und hab mir gedacht, naja, es wäre ja gar nicht so blöd mal in einer Serie zu spielen. Und dann in der Josefstadt irgendwie – ich war damals 35 – hab ich gedacht, naja, irgendwie, das war's mal, das ist vorbei, da ist genug passiert. Und dann habe ich zum Schluss bei Otto Schenk in Reichenau den Theodor bei der Liebelei gespielt – und der Grund, warum ich in die Josefstadt wollte, war der Schenk. Weil ich ihn als Regisseur wirklich unendlich verehre, gerade für die Oper. Der hat die Oper wirklich revolutioniert. Und es kam tatsächlich dazu und hatte mit der Liebelei auch einen schönen Abschluss. Ich habe aber nicht gewusst was wird danach.
Tips: Also der Sprung ins Kalte Wasser.
Müller: Genau. Ich hatte noch zwei Stückverträge, aber auf lange Sicht wusste ich nichts. Im Jänner habe ich gekündigt, im Mai habe ich einen Anruf für die Rosenheim-Cops bekommen – ich soll zum Casting gehen. Und ja - ich und bayrisch. Ich sollte eigentlich der Partner für den Joseph Hannesschläger werden. Ich habe mich zugedröhnt im Auto mit bayrischen Schauspieler-Kollegen und Kabarettisten. Ich habe mir Null Chancen ausgerechnet, aber der Kontakt mit Hannesschläger war gut. Das Casting lief auch erfreulich, und 14 Tage später bekomme ich einen Anruf – ja leider, mit dem Kommissar ist es nichts geworden, aber es gäbe einen 'deppaten' Polizisten, wolle sie den spielen (lacht). Und dann war wirklich am 9. Juni 2000 mein erster Drehtag.
Tips: Jetzt kommen sie nach Linz, mit ihrem Solo „Tierisch“. Sind sie ein Tierfreund?
Müller: Ja, sehr. Ein Leben ohne Tiere ist ein Irrtum (lacht). Und ich liebe die Musik-Schlager der 20er-/30er-Jahre. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass es so viele Lieder gibt, wo Tiere vorkommen. 'Die süßesten Früchte fressen nur die großen Tiere', 'Wenn ich mit meinem Dackel von Grinzing heimwärts wackel', 'Die Reblaus', 'Mein Papagei frisst keine harten Eier' – ich habe mir gedacht, jetzt mach ich mir eine Freude und mache ein Programm mit hauptsächlich solchen Liedern und habe noch Gedichte dazugegeben – von Wilhelm Busch, Ringelnatz, Morgenstern und ein wenig Klassisches – also Papageno ist drinnen, die 'Forelle', das Katzenduett von Rossini – mit mir selber, bitte sehr (lacht).
Tips: Wie haben sie denn die Lieder zusammengestellt? Wonach sind sie gegangen?
Müller: Ich habe sieben, acht Programme – immer das, was mir persönlich wirklich gefällt. Dann hat es auch eine Chance, dass es was wird. Wenn man schon die Gelegenheit hat, etwas selber zu gestalten – das hat man ja selten als Schauspieler – dann macht man halt das, was man gern macht.
Tips: Haben Sie selbst Haustiere?
Müller: Viele gehabt früher. Aber ich bin wirklich zu viel unterwegs. Ich liebe Hunde. Also ich hätte wirklich gern einen Hund. Aber ich finde halt Hunde brauchen Auslauf – und das ist ein Familienmitglied. Der muss laufen und – kleine Hunde sind auch lieb – aber das muss halt ein Hund sein und der muss rennen können. Jetzt borge ich mir gelegentlich einen aus (lacht).
Tips: Sie haben auch schon in der ein oder anderen Oper gespielt…
Müller: Beim Carinthischer Sommer – das war auch so das offizielle Operndebüt - habe ich die Hauptrolle in einer modernen Kirchenoper gesungen und in Mörbisch habe ich gesungen, 'Land des Lächelns', Dann hatte ich eine große Tournee mit der 'Csardasfürstin', ein bisschen Musical ...
Tips: Gibt“s Wunschrollen?
Müller: Ich habe zwei Traumrollen, drei eigentlich: Ich würde sehr gerne den Papageno noch machen, solange es optisch geht. Der wurde mir heuer wirklich angeboten in St. Margarethen, und das hätte ich natürlich wirklich gerne gemacht, aber das lässt sich nicht verbinden, für das ist nicht die Zeit. Und St. Margarethen und München ist halt schon auch eine Strecke. Das konnte ich seriöserweise nicht annehmen. Aber ich würde sehr gerne den Professor Higgins mal spielen und den 'Mann von La Manch'a, der ist so schön zu singen.
Tips: Auch Wünsche für die Theaterbühne?
Müller: Also ich hoffe schon, das da noch was kommt. Was mir jetzt auch angeboten wurde, ist der 'Boandlkramer' im 'Brandner Kaspar', das ist natürlich eine tolle Rolle. Und sehr gerne den 'Schwierigen' von Hofmannsthal.
Tips: Kommt sicher alles noch.
Müller: (lacht) Das ist lieb. Also Hamlet kam nicht (lacht), der Romeo auch nicht, aber Gott sei Dank viele andere schöne Sachen.
Tips: Können Sie selbst sagen, dass etwas ist für sie mehr Herzensangelegenheit ist - Schauspiel oder Gesang?
Müller: Es ist immer beides. Beim Spielen schreibst du dir deine Partitur selber, mit Körpersprache mit Betonung. Bei der Musik ist wesentlich mehr vorgegeben. Aber es sind immer diese zwei Seiten, die ich gerne und vollkommen unbewertet bedienen möchte. Ich wurde natürlich oft gefragt: Klassischer Sänger und Schauspieler – wie geht das zusammen? Ich bin zu einem Satz gekommen, der es glaube ich ganz gut trifft: Singen ist spielen mit der Stimme, es geht immer um die Darstellung von Emotionen. Und ob ich das jetzt tänzerisch mache, oder als Schauspieler oder als Pantomime oder als Hardrock-Sänger – es geht immer um das selbe: Das darzustellen, was das Herz bewegt. Bei mir ist es einfach Sprechen und Singen, und das kann ich ganz gut verbinden.
Tips: Gibt“s schon Pläne für neue Soloprojekte?
Müller: Ja, in Vorbereitung ist ein Wien-Programm, es ist sogar eine Trilogie geplant, mit meinen drei Heimaten. Ich bin ein echter Kärntner, ein gelernter Wiener und ein begabter Bayer (lacht).
Tips: Musik der 20er-Jahre ist privat ihre Liebling – sie haben auch eine riesige Plattensammlung ...
Müller: 3.000 Stück.
Tips: Das hat alles Platz?
Müller: (lacht) Von manchen Dingen trennt man sich dann doch.
Tips: Gibt“s sonst noch ein spezielles Freizeitvergnügen?
Müller: Ja, definitiv – die Astrologie. Ich mache das ganz ernsthaft, beschäftige mich seit über 30 Jahren damit. Das finde ich faszinierend. Ich mache es nicht professionell, aber wenn mich wer fragt ... Tatsächlich, bei einer sehr lieben Kollegin – sie kennen sie alle – gab es privat etwas Neues und sie war sich nicht ganz sicher, etwas ängstlich. Man kann ja auch Partnerschaftshoroskope machen. Und das war wirklich so einer der schönsten Momente in meinem Astrologenleben. Das ist die große Liebe. Also wenn es so etwas wirklich gibt, dann liegt die gerade vor mir. Ganz vorsichtig habe ich ihr gesagt, dass das wirklich etwas ganz tolles ist. Ich sage nur was da steht, ich bin ja kein Zauberer. Glücklichste Ehe. Das war toll. Es stimmt so oft, das ist Wahnsinn. Das ist so komplex. Und was mich besonders interessiert, ist eine Schule, die nennt sich 'Psychologische Astrologie'. Da sind ein paar gescheite Leute darauf gekommen, dass man Konstellationen im Horoskop durchaus mit psychischen Gegebenheiten eines Menschen vergleichen kann.
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