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Unbekümmert oder diszipliniert - Lentos zeigt Ausstellung zu Kindheit

Wurzer Katharina, 11.05.2021 16:08

LINZ. Am Donnerstag, 11. Mai, wurde die neue Ausstellung „Wilde Kindheit“ im Lentos Kunstmuseum in Linz eröffnet. Zu sehen sind etwa 350 künstlerische Arbeiten von 1900 bis heute, die sich auf Kapitel wie „diszipliniert“ oder „unbekümmert“ verteilen. Zur Ausstellung wird zudem ein breites Rahmenprogramm angeboten, das beispielsweise Vorträge, Installationen zum Mitmachen und eine Sommerwerkstatt für Kinder enthält.

  1 / 5   Das Lentos Kunstmuseum zeigt derzeit die Ausstellung "Wilde Kindheit". Im Fokus stehen Ideal und Realität von 1900 bis heute. (Foto: Philipp Greindl)

„Jeder bekommt seine Kindheit über den Kopf gestülpt wie einen Eimer. Später erst zeigt sich, was darin war. Aber ein ganzes Leben lang rinnt das an uns herunter, da mag einer die Kleider oder auch Kostüme wechseln wie er will“, schrieb Heimito von Doderer in seinem Roman „Ein Mord, den jeder begeht“ (1938). Sabine Fellner, Kuratorin der Ausstellung „Wilde Kindheit“ im Lentos hält diese Sätze auch heute noch für zutreffend. Kindheit werde erst seit etwa 200 Jahren als eigene Lebensphase sowie als bedeutend für die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen gesehen. Heute sei Kindheit oft von digitalen Entwicklungen sowie einem engen „Zeitkorsett“ geprägt. Kuratorin Elisabeth Nowak-Thaller denkt dabei etwa an sportliche Aktivitäten nach der Schule oder Aktivitäten, die Kindergartenkinder zur Vorbereitung auf die Schule ausüben sollen. Die Zeit für freies Spielen werde dadurch immer weniger. Überförderung könne die Folge sein.

Kapitel wie „überfordert“ und „unschuldig“

Assoziationen zu Kindheit wie „überfordert“, „unschuldig“ oder „unbekümmert“ sind zugleich die Kapitel der Ausstellung. „Künstler und Künstlerinnen führen uns das breite Spektrum von Abenteuern, aber auch von Herausforderungen, mit denen Kinder und Jugendliche aktuell konfrontiert sind, vor Augen. Realistisch differenziert, oft schonungslos, aber auch mit Humor finden sie Wege, komplexe Inhalte anzusprechen, ohne lehrhaft und moralisierend zu werden“, führt Fellner aus. Inhalte sind etwa lustige Kindheitserinnerungen, Pubertät, Erziehungsfragen, Rollenverhalten innerhalb der Familie und digitale Kommunikation. Auch Themen wie Missbrauch, Krieg und soziales Elend werden aufgegriffen. Im Zentrum der Ausstellung geben zwölf Kunstschaffende wie Daniel Kehlmann, Henning Mankell und Yoko Ono mittels Videointerviews Erinnerungen aus ihrer Kindheit preis. Darüber hinaus sind die Positionen in Form von beispielsweise Gemälden, Fotos, Skulpturen und Installationen dargestellt. Die Werke stammen von mehr als 170 Kunstschaffenden. Darunter sind Siegfried Anzinger, Valie Export, Gottfried Helnwein, Oskar Kokoschka, Katharina Lackner, Maria Lassnig, Henri Matisse und Egon Schiele.

„Historische, soziologische, psychoanalytische und gesellschaftspolitische Aspekte“

„Sabine Fellner und Elisabeth Nowak-Thaller präsentieren in der Ausstellung ein Kaleidoskop unterschiedlicher Zugänge zum Thema Kindheit. Dabei kommen historische, soziologische, psychoanalytische, philosophische und gesellschaftspolitische, aber auch sehr persönliche Aspekte ins Spiel. Die Schau reiht sich ein in eine Serie erfolgreicher Themenausstellungen, die beide Kuratorinnen bereits gemeinsam im Lentos verwirklicht haben, wie Rabenmütter (2015) oder Der nackte Mann (2012)“, hält Lentos Direktorin Hemma Schmutz bei der Ausstellungseröffnung fest.

Die neue Ausstellung sei ebenfalls gelungen, meint die Linzer Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP), die von einem Thema spricht, „das uns in allen Lebenslagen berührt und nicht loslässt“. Parallel zur Schau wird ein Rahmenprogramm angeboten, das unter anderem Vorträge, Filme zu Kindheit mit anschließender Diskussion, eine Mitmach-Installation und eine Sommerwerkstatt für Kinder beinhaltet. Nähere Informationen dazu finden Interessierte auf der Webseite des Museums.

„Wilde Kindheit“ im Lentos Kunstmuseum kann bis 5. September besucht werden. Die Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr beziehungsweise am Donnerstag bis 19 Uhr. Ab 19. Mai werden wieder Führungen angeboten.

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