Poetry Slam: Kirmes Hanoi punkten mit Alltagssituationen
LINZ. Ob das aktuelle politische Geschehen einschließlich Korruption und Wahlergebnis der Partei MFG oder Ereignisse im Zweiten Weltkrieg - Im Teamfinale der Poetry Slam Meisterschaften in Linz wurde vieles hinterfragt. Den Sieg holten sich Kirmes Hanoi, bestehend aus den Poeten Jonas Scheiner und Henrik Szanto. Die nächsten Dichterwettbewerbe stehen am heutigen Freitag und morgigen Samstag auf dem Programm.
Organisiert wurden die Poetry Slam Meisterschaften vom Linzer Verein Post Skriptum. Am Donnerstagabend, 30. September, traten vier Teams mit je zwei Texten im Linzer Central gegeneinander an. Zuvor erklärte das Moderationsteam, Autorin und Kulturveranstalterin Janea Hansen sowie Autor Yannick Steinkellner, die Regeln des Poetry Slams (z.B. Zeitlimit von sechs Minuten, keine Requisiten, Gesang nur bis zu einem bestimmten Prozentsatz) sowie das Onlinevoting. Das Publikum durfte pro Runde und Team zwischen einem und zehn Punkten (beste Wertung) vergeben. Nachdem sowohl zurückhaltender als auch tosender Applaus geübt worden waren, stimmte die oberösterreichische Poetin Barbarina, noch ohne Wertung, auf den bevorstehenden Abend ein. Ihr Text über Bewertungen auf sozialen Medien und Informationsflut im Internet schlug nachdenkliche Töne an.
Von Korruption und Krieg
Weiter ging es mit einem heiteren Text von Somali Holztisch Seminar, bestehend aus den Autoren Elias Hirschl (Romane wie „Salonfähig“ und „Glückliche Schweine im freien Fall“) und Simon Tomaz. Welche Merkmale hat ein Text und wie wirkt es sich aus, wenn er nur visuell funktioniert? Der Beitrag handelte Literatur auf einer Metaebene ab und brachte Gegenwartsbezüge wie die Dissertation der ehemaligen Ministerin Christine Aschbacher ein.
Nach den beiden folgten Fuls, Peter Clar und Markus Köhle, die bereits ein Buch (“Schneller, höher und so weiter“) gemeinsam veröffentlicht haben. Sie trugen einen Beitrag über sich als Putztruppe vor, die etwas wie Korruption wegwischt.
Kirmes Hanoi, Henrik Szanto (Veröffentlichungen wie „Es glänzt und ist schön“) und Jonas Scheiner, schlossen mit ihrem Text über eine komplizierte Wohnungssuche an. Ausgelassen wurden weder Erlebnisse in früheren Wohngemeinschaften noch Vorurteile aufgrund des Nachnamens. Trotz der Heiterkeit schwangen ernste und kritische Töne mit.
Nachdenklich ließ einen schließlich vor allem der Beitrag von Nothing in common, Christine Teichmann (letzte Veröffentlichung „Kinderbomber Moorsoldat“) und Wittrich, zurück. Hier wurde Kriegsgeschehen ins Bewusstsein gebracht und Krieg als solches hinterfragt.
Angst und Träume
In der zweiten Runde ging es mit einer Reise nach Somalia, gespickt mit vielen Absurditäten (Somali Holztisch Seminar) sowie Fragen nach Ressourcenverbrauch, Konsum und Nachhaltigkeit (Nothing in common) weiter. Fuls träumten unter anderem von einer KPÖ Bürgermeisterin in Wels, transparenter Parteipolitik und dass die Abkürzung MFG „mit feministischen Grüßen“ bedeute. Zudem war der Teamname wandelbar: Die „fathers you like to schrubb with“ wurden zu „fathers you like to sleep with“.
Kirmes Hanoi analysierten mit viel Körper-, und Stimmeinsatz einen Fernsehabend, der in der Werbepause Konflikte und Angst im Angebot hatte. Ihr Resümee: Gesellschaftliches Engagement ist (nur) von der Coach aus schwer möglich. Was sich anhand des Applauses bereits abzeichnete, wurde vom Ergebnis des Votings bestätigt. Kirmes Hanoi holten sich den Teamsieg und damit ein Steuerrad.
Finale am Samstag im Posthof
Die Poetry Slam Meisterschaften sind noch bis einschließlich Samstag, 2. Oktober, in Linz. Der nächste Termin ist das Einzelhalbfinale am heutigen Freitag ab 18 Uhr im Central. Weiter geht es mit dem zweiten Teil um 20.30 Uhr. Erwartet werden Poeten wie David Samhaber, Anna Schober und erneut Henrik Szanto sowie Simon Tomaz. Das Finale ist am Samstag ab 20 Uhr im Posthof in Linz geplant.
Der Eintritt beträgt zwischen sieben (ermäßigtes Einzelticket) und 40 Euro (Festivalpass), wobei der ermäßigte Preis für Studierende, Schüler, Pensionisten, 4You-Card- und Aktivpass-Besitzer, Wehr- und Zivildiener gilt. Zur Auswahl stehen Tickets für die jeweilige Veranstaltung, Tagestickets und Festivalpässe. Erworben werden können diese online bis eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung.
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