Gerhard Haderer: „Ich liebe die Menschen“
LINZ/LEONDING. Seit knapp 40 Jahren hält Gerhard Haderer der Welt schonungslos den Spiegel vor. Die OÖ Landes-Kultur GmbH widmet dem Karikaturisten, der im Mai seinen 70er gefeiert hat, eine unterhaltsame Ausstellung im Schlossmuseum Linz. Tips hat sich mit dem gebürtigen Leondinger unterhalten.
Tips:Das Schlossmuseum widmet Ihnen eine Ausstellung unter dem Titel „Kosmos“ – Ihr Schaffen wird abgebildet...
Haderer: Nicht das Gesamte. Haderer zeichnet ja wie ein Karnickel (lacht) – und das seit 1985. Wenn ich mir vorstelle, welch lange Zeit das ist und wenn jede Woche ein bis zwei Blätter entstehen, kann man sich ausrechnen, wie viele das sind insgesamt. Aber es ist nicht nötig, alles herzuzeigen. Aus diesem Grund haben wir eine relativ willkürliche Auswahl getroffen. 70 Blätter zum 70. Geburtstag. Die Auswahl ist deswegen finde ich so charmant, weil sie so bunt ist.
Tips:Sie schrecken ja grundsätzlich vor nichts zurück – Ihnen geht aber auch der Stoff nicht aus…
Haderer: Der geht deswegen nicht aus, weil ich – nach wie vor – die Menschen liebe. Ich beobachte sie gerne. Das ist das eine. Zum zweiten schau ich gerne selber in den Spiegel und hör auch nicht auf damit, mich zu fragen: Wie geht’s dir eigentlich mit diesen teilweise absurden Umständen? Diese Selbstspiegelung ist Basis des Ganzen.
Tips:Sie sind glücklich?
Haderer: Ja, Sie finden einen sehr entspannten, glücklichen, positiven Haderer. Aber das ist nur ein Aspekt meines Charakters. Es ist schon klar, dass man ab und zu auch den Dampf im Schädl ablassen muss, weil es nicht mehr erträglich ist. Und wenn das dann öffentlich ist, kann ich mir vorstellen, dass es für manche eine schöne Bestätigung ihres eigenen Empfindens sein könnte. Ohne Anspruch auf irgendwelche Botschaften.
Tips:Neu entstanden für die Ausstellung sind großformatige Wandzeichnungen als zweite Ebene.
Haderer: Ja, ich habe die klein als Vorlage gezeichnet. Eine klasse Übung für mich, hier gibt es keinen einzigen Strich, der korrigiert worden ist. Das heißt: ein weißes Blatt, ein Stift, das ist der Moment der Wahrheit (lacht). Da gibt es keine Farben, nur weiße Fläche, schwarzer Strich. Und eigentlich sind diese Figuren angelehnt an das Thema MOFF. Also meine Liebe zu diesem kleinformatigen Schundheftel, das jeden Monat erscheint.
Tips:Wie geht’s denn mit der Schule des Ungehorsams weiter? Im März 2020 wurde die Schule in der Tabakfabrik ja beendet.
Haderer: Es braucht in einer Schule des Ungehorsams keine Verortung. Es ist ja kein Museum, kein Veranstaltungsforum. Ich glaube, wir haben diesen Gedanken in sehr viele Köpfe gepflanzt, dass es gut ist, wenn man Fortschritt haben will, auch ungehorsam zu sein. Das ist die philosophische Bedeutung und mehr als das wollten wir eigentlich nicht. Es gibt nun sporadische Aktionen und diese riesige Hauswand in Wien, mit einem 35 Meter hohen, herzlosen Kanzler Kurz. Diese Initiative der Schule des Ungehorsams hat für ziemlich viel Wirbel gesorgt. Betrieben wird sie ja von meinem Sohn Christoph – die Schule wird spontan, je nach Anlass, wieder auftreten. Die Schule des Ungehorsams ist nicht mehr wegzudenken.
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