Mit der Linzer Kunstuni zu Semesterende durch wilde Zeiten
LINZ. Zum Semesterende bieten Studierende der Visuellen Kommunikation auf dem Linzer Hauptplatz ungewöhnliche An- und Einsichten. Am Freitag, 30. Juni, ab 14 Uhr, werden sie auf dem Pflaster bei der Dreifaltigkeitssäule präsentieren, was sie im abgelaufenen Studienjahr zum 50. Jubiläum der Uni ersonnen und erschaffen haben.
Die Linzer Kunstuni hat sich zum 50. Jubiläum das Motto „radical collective“ verpasst, ganz in diesem Sinne will man Anrainer, Touristen und alle, die über den Linzer Hauptplatz schlendern oder eilen dazu bringen, Halt für ein Dutzend ungewöhnliche Projekte zu den „radical times“ der Stadt zu machen.
Gezeigt werden Projekte zu den Themen Past, Prestent und Future. Eine Auswahl:
Bauvorhaben Balkon
Den Vorgängen rund um den „Hitler-Balkon“ des Alten Rathauses widmen sich etwa Leyla Dehring und Lisa Endresz unter dem Titel „Bauvorhaben Balkon“. Auf dem Linzer Hauptplatz jubelten einst 80.000 Menschen dem „Führer“ zu, mit einem Baustellenzaun wollen die Kunststudierenden zeigen, dass der Umgang mit dem Nationalsozialismus keineswegs abgeschlossen ist.
„Linz stinkt“
In den 1980er Jahren musste Linz wegen der qualmenden Schlote der Linz Chemie AG gegen sein Image als verschmutzte Stadt ankämpfen. Sebastian Dorner und Mario Moder arbeiteten diese konfliktgeladene Zeit, in denen sich Bürgerinitiativen bildeten und Protestierende unter dem Schlachtruf „Linz stinkt!“ für eine bessere Luft starkmachten, mit Fragmenten alter Audio-Interviews auf.
„Weil sie eine Frau war“
Monatlich werden in Österreich im Schnitt drei Frauen getötet – in den meisten Fällen stehen die Täter in einem Beziehungs- oder Familienverhältnis zum Opfer. Um auf die schockierende Zahl an Femiziden allein heuer aufmerksam zu machen, wird Louisa Clever mit Schildern auf dem Hauptplatz quasi Mahnmale für die Ermordeten errichten.
Entwicklung in Farbe
Auf dem Boden des Hauptplatzes zeigt Philip Paulus, wie sich das Verhältnis von internationalen und österreichischen Studierenden an der Kunstuni seit dem Jahr 2001 veränderte – und zwar auf einer circa 16 Meter langen und 80 Zentimeter breiten Leinwand. Mit Blickrichtung auf die Universität kann die Malerei wie eine Zeitleiste gesehen werden. Das Verhältnis von roten Balken (Studierende mit österreichischem Pass) zu gelben Balken (internationale Studierende) gleicht sich im Lauf der Jahre nahezu auf 50:50 an.
Future Station
An der Future Station von Alisa Matern, Sophie Morelli, Hleb Rusalouski, Ivan Sukhov und Marianne Lechner sind Besucher aufgerufen, sich selbst eine Utopie zusammenzustellen, auszudrucken und mitzunehmen. Unterstützt durch künstliche Intelligenz kann das Publikum etwa eingeben, wie man sich die Welt im Jahr 2073 vorstellt oder auch wünscht. Auch mit Fotografien, Naturmaterialien und Zeichnungen kann auf einer kleinen Bühne experimentiert werden.
Data Vandals
Mit dieser performativen Datenvisualisierung - unterstützt von den New Yorker Kunstschaffenden Jen Ray und Jason Forrest sowie organisiert von Anna Artaker, Tina Frank und Marianne Lechner von der Abteilung Visuelle Kommunikation - wird gezeigt, wie sich Studieren an der Kunstuni im Laufe der letzten 50 Jahre verändert hat. Die Kunst basiert auf Daten, um sie im öffentlichen Raum lebendig zu machen.
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